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Die Zeitensegler

Titel: Die Zeitensegler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Gemmel
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durchtauchte.
    Zu gern hätte er gewusst, wo er sich befand. An welchem Ort, in welcher Zeit. Und vor allem fragte er sich, was dieser gespenstische Schattengreifer hier wollte.
    Simon zog den Kopf wieder zurück. Ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. Er war allein auf diesem Schiff. Er hatte nun endlich die Gelegenheit, sich die Maschine des Schattengreifers anzuschauen. Es würde bestimmt eine Weile dauern, bis der Schattengreifer mit seinen Zeitenkriegern wieder zurückkommen würde.
    Er wandte sich um: Silbern und golden schimmerte es ihm entgegen, und Simon war so fasziniert – er wusste gar nicht, wohin er zuerst sehen sollte. Mittelpunkt des ganzen Apparates war ein goldener Globus, etwa doppelt so groß wie ein Fußball, in den die Kontinente detailgenau eingraviert waren. Simon hatte Schwierigkeiten, die Wörter darauf zu entziffern, weil sich die Sonne so stark darin spiegelte. Die Namen der Kontinente waren in Latein eingraviert, ebenso die Städte und Flüsse. Um den Globus herum verliefen dünne goldene Bahnen, an denendie Modelle der Planeten und auch eines der Sonne langsam um diese Weltkugel kreisten.
    Als sein Blick auf den Sockel traf, auf dem der Globus stand, zuckte Simon zusammen. Der Sockel war aus einem hohen, breiten Glas mit einer Sanduhr darin, die ihm sehr vertraut vorkam. Es war die Sanduhr, von der er wieder und wieder geträumt hatte. Und wie in seinen Träumen rieselte dunkelroter Sand darin herab. Das obere Glas der Sanduhr war noch gut gefüllt. Im unteren Teil befanden sich erst wenige Körnchen. Simon vermutete, dass der Schattengreifer diese Sanduhr erst kurz vor Verlassen des Schiffes in Gang gebracht hatte. Doch wessen Stunden wurden hier gezählt? Was würde wohl geschehen, wenn das letzte Sandkorn durchgefallen war?
    Ein unheimliches Gefühl überkam Simon: Diese Sanduhr, die Krähenschnäbel, die brennenden Fackeln auf den Masten des Seelensammlers und vor allem diese schreckliche Klaue des Schattengreifers – all das hatte er in seinen Träumen bereits gesehen und vorhergeahnt!
    Nur zwei Dinge fehlten noch: das Meer, das in hohen Wellen über ihm zusammenschlug, und die schwarzen Kohlestriche auf einer Felswand.
    Simon zwang sich dazu, die trüben Gedanken zu verscheuchen und stattdessen diese geheimnisvolle Maschine weiter zu untersuchen.
    Am Fuß des Globus, unterhalb der Sanduhr, war eine weitere Glaskugel angebracht, in der sich etwas bewegte. Simon erkannte nicht sofort, um was es sich handelte. Er beugte sich vor, um die Kugel genauer zu betrachten, und wich entsetzt zurück.
    Voller Ekel betrachtete er die gläserne Kugel. Es schüttelte ihn, doch er trat noch einmal nahe an das Glas heran: In dieserKugel lag ein pochendes Herz! Und es lebte. Simon erkannte, wie es sich bewegte. Kleinste, kaum wahrnehmbare Bewegungen zwar, doch Simon erkannte es eindeutig. Das Herz verformte sich. Es wuchs an. Langsam nur. Simon riss die Augen auf: Jetzt schwoll das Herz weiter an, bis es so groß wie zwei Fäuste war, dann zuckte es kurz, sank in sich zusammen, und im selben Moment ging ein Vibrieren durch das Schiff.
    Simon hatte sich also nicht getäuscht! Das Schiff lebte tatsächlich und dieses Vibrieren im Schiffsrumpf und aus ihm heraus, diese vielen kleinen Impulse … waren das Pochen eines Herzens. Diese Maschine hatte ein Eigenleben.
    Noch einige Zeit stand Simon vor dem Glas und beobachtete angeekelt und gleichzeitig fasziniert die Bewegungen des Herzens.
    Schließlich ließ er seinen Blick weitergleiten: Die gläserne Kugel fußte auf einem steinernen, runden Tisch, der die gesamte Maschinerie trug. In den Tisch eingraviert war das Zifferblatt einer Uhr, doch statt der Zahlen waren Zeichen zu erkennen.
    Vermutlich die Symbole der Sternzeichen!, dachte Simon.
    Die Zeiger der Uhr bestanden aus zwei unterschiedlich langen Schwertklingen, deren Griffe reich mit Edelsteinen verziert waren. Simon streckte vorsichtig eine Hand nach dem längeren Schwert aus und berührte den Griff. Sofort schlug das Herz im Inneren des Glases schneller und Simon zog seine Hand hastig wieder zurück. Dabei bemerkte er zu seinem Erstaunen, dass in die steinerne Platte des Tisches, rund um das Zifferblatt der Uhr, verschiedene Mulden eingelassen waren, die genau dieselbe Größe aufwiesen wie Simons Handfläche. Der Junge zählte die Mulden ab: vierzehn.
    Nun trat er einige Schritte zurück, um sich die gesamte Maschine noch einmal aus einigem Abstand und in ihrer vollen Größe

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