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Die Zeitensegler

Titel: Die Zeitensegler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Gemmel
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kann ich verstehen«, gab Simon zurück. »Alles hier muss erschreckend für ihn sein! Allein dieses riesige Schiff! Er wurde ja in eine Welt gestoßen, über die er gar nichts wusste und in der er nichts Vertrautes erkennen kann … Am besten, wir bleiben bei unserem ursprünglichen Plan: Nin-Si, du versuchst weiter, sein Vertrauen zu gewinnen. Sprich mit ihm. Nach den Gesetzen des Schattengreifers müsste er dich eigentlich verstehen können.«
    Er wandte sich Neferti, Salomon und Moon zu: »Und wir sollten uns schleunigst auf die Suche nach Basrar machen. Lasst uns in die Stadt rennen und ihn …«
    Nin-Si sprang auf. »Was? Das willst du immer noch tun?«, fragte sie. »Du willst wirklich in diese Stadt, in der dieser üble Krieg herrscht? Hast du nicht gehört, was der Römer gesagt hat?«
    »Aber wir können doch nicht zulassen, dass Basrar dem Schattengreifer ein weiteres Mal in die Arme läuft. Wir haben es ihm versprochen!«
    »Ja, aber …«
    »Wer kommt mit?«, wandte sich Simon an die anderen.
    Neferti, Moon und Salomon hoben blitzschnell ihre Hände.
    »Dann lasst uns bald aufbrechen«, schlug Simon vor. »Wir wissen nicht, wie viel Zeit …«
    Plötzlich fiel ihm die Sanduhr wieder ein. »Was geschieht, wenn der rote Sand durch die Uhr gerieselt ist?«, fragte er schnell.
    »Dann tritt der Seelensammler seine Rückreise an«, gab ihm Neferti zur Antwort. »Du hast auch gesehen, dass der Sand bereits wieder rieselt, nicht wahr? Wenn das letzte Körnchen gefallen ist, müssen wir zurück auf diesem Schiff sein. Sonst bleiben wir für immer in dieser Epoche gefangen.«
    Wieder so ein Gesetz des Schattengreifers, dachte Simon und fragte laut: »Wie lange dauert es gewöhnlich, bis der Sand durch die Uhr gelaufen ist?«
    »Etwa 12 Stunden«, antwortete Salomon.
    »Dann sollten wir wirklich rasch …«
    Sie hörten Schritte und unterbrachen ihr Gespräch.
    Die fünfzig Legionäre, die der römische Soldat angekündigt hatte, betraten über die Holzplanke das Schiff.
    Jeweils zwanzig postierten sich rechts und links des Deckes an der Bordwand, während die übrigen zehn sich an Bug und Heck verteilten. Die Speere in der einen Hand, mit der anderen, wie auch die römischen Soldaten zuvor, den Schutzschild haltend, säumten sie Schulter an Schulter das Deck und blickten starr geradeaus.
    In Simon erstarb alle Hoffnung. Wie sollten sie jetzt noch in die Stadt gelangen? An diesen Wachen würden sie keinesfalls vorbeikommen.
    Sie waren zwar Gäste des römischen Konsuls, aber gleichzeitig waren sie auch seine Gefangenen.
    Oh Basrar, dachte Simon nur. Es tut mir so leid.

Es gelang ihm nicht.
Das Schiff befand sich außerhalb seines Zaubers.
Auf diese Situation war er nicht vorbereitet gewesen.
Für diesen Zustand gab es keine magischen Formeln.
Wütend schritt er die langen Hallen seines Schlosses entlang.
Die Krähen, die in den Spalten und Fugen der hohen Säulen nisteten, und die Fledermäuse, die kopfüber an den Decken hingen, waren die einzigen Zeugen seiner Niederlage.
Seiner zweiten Niederlage bisher.
Nur zweimal war dies bisher geschehen, nur zweimal hatte etwas seine Pläne durchkreuzt.
Und beide Male war er nicht darauf gefasst gewesen.
Heute nicht.
Und damals auch nicht.
Damals.
Zu Beginn.
Bei der allerersten Reise des Seelensammlers.
Seines Seelensammlers.

Simon hätte schreien können vor Wut. Er sah einfach keine Möglichkeit, sich an Scipios Legionären vorbeizuschleichen. Ungeduldig schritt er auf dem Deck hin und her, immer an den Bewachern entlang, die wie eine undurchdringliche Wand das Schiffsdeck umrahmten.
    Die Zeit lief ihnen davon. Die wenigen Stunden, die ihnen zur Rettung Basrars blieben, verliefen buchstäblich im Sande. Im roten Sand der Uhr, tief im Rumpf des Schiffes.
    Simon konnte diese Anspannung nicht mehr aushalten!
    Plötzlich stand Moon vor ihm. Er tat sehr geheimnisvoll und flüsterte: »Wir sollten langsam aufbrechen!«
    »Was? Wie denn?«, entgegnete Simon entnervt. »Ist dir unser Besuch entgangen, der sich so freundlich auf dem Schiff verteilt hat?«
    »Sprich leiser«, mahnte Moon, und Simon ahnte, dass der Indianer etwas geplant hatte. Seine Ahnung wurde zur Gewissheit, als sich ein verschmitztes Grinsen über Moons Gesicht zog: »Du hast recht«, flüsterte er. »Unser Besuch steht auf dem Schiff.«
    »Ich … ich verstehe nicht …«
    Moons Grinsen wurde zu einem breiten Lächeln. »Pass gut auf.«
    Er stellte sich aufrecht auf das Deck, reckte die Arme in die Luft und

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