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Die Zeitensegler

Titel: Die Zeitensegler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Gemmel
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schaute einige Zentimeter über dem eigentlichen Schiffsboden heraus, sodass auch durch sie nichts in den Rumpf eindringen konnte. Allerdings war dies alles viel gröber gearbeitet worden als der Rest des Schiffes. Dieser enge Gang war nachträglich eingebaut worden, das war Simon schnell klar. Die Zeitenkrieger mussten ihn geschaffen haben. Heimlich. Vielleicht wusste nicht einmal der Schattengreifer selbst von der Existenz dieses geheimen Ausstiegs.
    »Du hast doch wohl nicht wirklich geglaubt, dass wir zum Schlafen hier runtergegangen sind, oder?«, kicherte Moon undstrahlte ihn so zufrieden an, dass Simon sofort wusste, wessen Idee dieser geheime Ausstieg gewesen sein musste.
    »Nein«, entgegnete Simon. »Aber lass uns hoffen, dass die Römer uns das geglaubt haben.«
    Er ließ sich als Erster durch die Luke hinabgleiten, bis seine Füße das Wasser berührten. Dann schloss er die Augen, ließ los und tauchte.
    Das kühle Wasser war erstaunlich erfrischend. Es tat gut, einige Züge zu schwimmen. Simon öffnete die Augen und blickte sich um. In dem von Sonnenstrahlen durchfluteten Wasser sah er bereits Moon auf sich zukommen und dahinter Neferti. Auch Salomons Schuhe schauten schon aus dem Geheimgang heraus.
    Plötzlich gab Moon einen seltsamen Laut von sich und starrte zum Meeresboden.
    Simon folgte dem bestürzten Blick seines Freundes und war entsetzt. Was war das?
    Der gesamte Meeresboden war übersät mit Schiffswracks einst prächtiger karthagischer und römischer Quinqueremen und mit zahllosen Trümmern der Hafenanlage.
    Und dazwischen: Tote.
    Wohin Simon auch blickte, der gesamte Meeresboden war übersät mit erschlagenen und ertrunkenen Menschen. Viele steckten noch in ihren Rüstungen, aus manchen ragten noch die Waffen heraus, die ihnen ihr Leben genommen hatten. Und ihnen allen war eines gemeinsam, egal ob Römer oder Karthager, Mann oder Frau: Allen standen Furcht und Entsetzen ins Gesicht geschrieben.
    Mit kräftigen Zügen tauchten sie über dieses verborgene Feld des Grauens.
    Durch die Meeresoberfläche fielen die hellen Sonnenstrahlen ins Wasser. Sie wirkten wie leuchtende Nebelschwaden und versetzten die gesamte Szenerie in ein wahrhaft gespenstisches grünes Licht.
    Der Arm eines Soldaten bewegte sich in der Meeresströmung, und es schien, als winke der Tote den über ihn hinwegschwimmenden Freunden zu.
    Simon wäre am liebsten so rasch wie möglich aufgetaucht, an Land geschwommen und davongelaufen. Doch das Meer bot ihnen einen gewissen Schutz und sie mussten schnell den größtmöglichen Abstand zwischen sich und den Seelensammler bringen.
    Allmählich schwanden seine Kräfte. Zu seiner Erleichterung konnte er nun in einigen Metern Entfernung zwei Schiffwracks ausmachen, deren zerschlagene Rümpfe nah am Uferrand lagen.
    Er schwamm mit kräftigen Zügen darauf zu und zwang sich, nicht mehr nach unten zu schauen. Stattdessen wagte er einen Blick zurück. Seine Freunde waren dicht hinter ihm. Auch ihnen war der Schrecken anzusehen. Neferti schwamm in kurzen, hastigen Zügen und ihre Augen waren weit aufgerissen. Simon wies auf das rettende Ufer, das nun nur noch wenige Meter entfernt war, und das schien die Ägypterin ein wenig zu beruhigen.
    Schnell tauchte Simon auf die beiden Schiffwracks zu. Vorsichtig streckte er den Kopf aus dem Wasser und schnappte erschöpft nach Luft.
    Die beiden Wracks boten ihnen erst einmal Sicherheit. Hier, zwischen den hohen Schiffswänden, waren sie unsichtbar für jeden an Land.
    Hinter ihm tauchten nun auch Moon, Neferti und Salomon auf. Neferti atmete hektisch ein und aus. Noch immer stand ihr das Grauen ins Gesicht geschrieben.
    »Diese … diese Menschen«, stieß sie hervor. »All diese Menschen!«
    »Du darfst nicht daran denken«, versuchte Simon sie zu beruhigen. »Denk lieber an das, was vor uns liegt. Denk an Basrar.«
    Neferti nickte. Sie wischte sich über das Gesicht und begann, langsamer durchzuatmen.
    »Sehr gut«, flüsterte Simon ihr zu. Sie konnten nicht sicher sein, ob Soldaten sich in der Nähe befanden. »Komm!«
    Im Schutz der beiden Schiffswracks schlich er in geduckter Haltung voran. Seine Füße berührten trockenen Boden.
    Sie befanden sich in Karthago.

    Den Weg aus der Hafenanlage zu finden war nicht allzu schwierig gewesen. Sie waren dem Geruch des Feuerqualms gefolgt, dem Wehklagen und den Schreien, die aus der Stadt zu hören waren. Im Hafen selbst waren die Kämpfe inzwischen beendet. Simons erster Eindruck beim Eintreffen in

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