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Die Zeitensegler

Titel: Die Zeitensegler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Gemmel
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ihre Speere mit ausgestrecktem Arm. Den Befehl dazu hatten sie von dem Zenturio erhalten, der sie vor einigen Stunden auf dieses Schiff befehligt hatte und der in diesem Augenblick gerade wieder das Deck betrat.
    Mit hektischen Augen blickte er sich um: »Optio, wo ist die junge Schiffsmannschaft?«, brüllte er lauthals.
    Einer der Legionäre, der mit der fehlenden Augenbraue, trat einen Schritt vor. »Sie ruhen sich aus, mein Zenturio. Unter Deck!«
    »Aha. Dann holt sie rauf auf das Deck. Ich möchte sie sehen und mit ihnen reden.«
    Der angesprochene Optio trat auf den Bug zu, den Blick fest auf die geschlossene Luke gerichtet, in der Simon mit den vier Zeitenkriegern verschwunden war.
    Nin-Si stockte der Atem. Dieser Römer durfte nicht unter Deck. Es war nicht auszudenken, was mit ihr und ihren Freunden geschehen würde, wenn er den leeren Schlafraum sah.
    Schon kam der Legionär näher.
    Blitzschnell fasste Nin-Si einen Entschluss.
    »Bitte verzeih mir, was ich jetzt tun werde!«, bat sie den Jungen an ihrer Seite und zum Zeichen ihres Vertrauens in ihnlegte sie eine ihrer Hände auf seine. Zum ersten Mal zuckte der Junge nicht bei einer Berührung zusammen. Er hob den Kopf und blickte Nin-Si fest in die Augen.
    Nin-Si lächelte ihn an. »Ist das deine Art, mir zuzustimmen?«, fragte sie. »Dann danke ich dir.«
    Sie drehte sich herum, hielt ihren rechten Handrücken vor den Mund und schloss die Augen, bevor sie sich mit aller Kraft in die Hand biss. Dann sprang sie von ihrem Platz auf, hechtete auf den Legionär zu und begann, wie wild zu schreien. Sie hoffte inständig, dass ihr verängstigter Freund ihre Geste richtig verstanden hatte und nun die Nerven behielt.

    Simon kniete vor den Trümmern des Wohnhauses. Er hatte alles um sich herum vergessen. Die Kämpfe, die Flammen, die Schreie, all das existierte für ihn nicht mehr.
    »Neferti!«
    Wie von Sinnen grub er seine inzwischen rissigen und blutigen Hände in den Schutt und schaufelte Stein um Stein hervor. Den Schmerz in seinen Händen spürte er nicht. Die Schmerzen in seinem Herzen waren um ein Vielfaches größer.
    »Simon …«
    Tränen rannen ihm heiß die Wangen hinunter und tropften auf die Stelle, an der die Ägypterin in das Haus gegangen war. Seine Gedanken kreisten nur noch um sie: Neferti.
    »Simon!«
    Weder die Rufe seiner Freunde noch Salomons Hand auf seiner Schulter nahm er wahr. Simon grub und schaufelte, bis Salomon seinen Druck auf Simons Schulter verstärkte und ihn zur Seite zog. Erst jetzt wurde sich Simon seiner Lage wieder bewusst. Er blickte in die Gesichter seiner Freunde und erkanntedarin eben denselben Schmerz, den er in seinem Inneren fühlte.
    »Es ist zu spät.« Salomon kamen die Worte kaum über die Lippen. »Du bräuchtest Tage, um diesen Berg an Schutt abzutragen. Tage!«
    Moon nickte und seine Augen waren voller Trauer: »Wir können nichts mehr für sie … Neferti – sie ist …«
    Schnell hob Simon eine Hand.
    »Nein! Sag es nicht!«, brüllte er – so laut, dass Moon vor ihm zurückwich. Simon fürchtete sich davor, das Wort zu hören. Wenn es erst einmal ausgesprochen war, dann würde auch alle Hoffnung in ihm sterben. So als könne allein der Klang dieses gefürchteten Wortes Nefertis Schicksal endgültig besiegeln.
    Doch Simon wollte dieses kleine bisschen Hoffnung, das noch in ihm war, nicht verlieren. Er wollte nicht – nein, er konnte Neferti nicht aufgeben!
    Noch nicht …
    Mit einem Ruck entzog er sich Salomons freundschaftlichem Griff. Seine Hände fassten erneut und wie mechanisch Steine in dem Schutt. Dieses Mal jedoch war er sich der Schmerzen bewusst, die ihm von seinen verwundeten Händen aus bis tief ins Knochenmark fuhren.
    Moon und Salomon ließen sich an seiner Seite nieder und packten wieder mit an.
    »Wir werden sie finden«, stieß Simon hervor. Doch das Schweigen seiner Freunde war deutlich genug: Sie konnten seine Hoffnungen nicht mehr teilen.

    »Gebissen!«, schrie Nin-Si so hysterisch, dass die Legionäre auf dem Schiff sich nach ihr umwandten.
    Der Optio, der auf die Luke zuging, blieb abrupt stehen.
    »Er hat mich gebissen!«, wiederholte Nin-Si in ihrer gespielten Hysterie, dann rannte sie auf den Optio zu und fiel ihm in die Arme. »In die Hand hat er mich gebissen!« Sie brüllte wie eine Furie. »Dabei weiß man doch nie, welche Krankheiten diese Wilden in sich tragen!«
    Diese letzten Worte ließen die Römer auf dem Schiff aufhorchen. Der Legionär, in dessen Arme sich Nin-Si

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