Die Zeitfalle
Witwe des vorletzten Präsidenten einen Besuch abstattete, um sich Tips für die Beerdigung geben zu lassen. Dann gab es ein Gespräch mit einem Direktor der Gesellschaft für Zeitreisen. »Das Geschäft ist phänomenal«, sagte er. »Zeitreisen werden in den nächsten Jahren die Wachstumsindustrie Nummer eins sein.« Der Reporter fragte ihn, ob die Gesellschaft Pläne habe, außer der Reise zum Ende der Welt noch andere Zeitreisen anzubieten.
»Für später hoffen wir, auch Reisen in die Vergangenheit durchführen zu können«, sagte der Direktor. »Wir haben die Absicht, schon bald die Bewilligung durch den Kongreß zu beantragen. Aber einstweilen ist die Nachfrage nach unserem gegenwärtigen Angebot ungeheuer. Sie wächst wie eine Lawine. Sie können es sich nicht vorstellen. Natürlich kann man erwarten, daß apokalyptische Visionen in einer Zeit wie dieser enorme Popularität gewinnen.« Der Reporter sagte: »Wie meinen Sie das, in einer Zeit wie dieser?« Aber als der Zeitreisemann zur Antwort ansetzte, wurde ein Werbespot eingeblendet. Mike schaltete den Fernseher aus. Nick entdeckte, daß er zutiefst deprimiert war. Er dachte, es müsse daran liegen, daß so viele von seinen Freunden die Reise gemacht hatten, während er geglaubt hatte, er und Jane wären die einzigen gewesen. Er sah Marcia in seiner Nähe stehen und versuchte, ihr zu beschreiben, wie die Krabbe sich bewegt hatte, aber Marcia zuckte bloß mit den Schultern. Niemand sprach jetzt über Zeitreisen. Die Party hatte sich über diesen Punkt hinausentwickelt. Nick und Jane waren unter den ersten, die aufbrachen, und sie gingen nach Hause und legten sich gleich schlafen. Am nächsten Morgen wurde die Sonntagszeitung wegen des Streiks nicht ausgeliefert, und das Radio sagte, daß die mutierten Amöben schwieriger auszurotten seien, als man ursprünglich vermutet habe. Sie seien nun auch im Oberen See festgestellt worden, und jeder in der Region der großen Seen müsse alles Trinkwasser abkochen. Nick und Jane diskutierten, wohin sie in ihrem nächsten Urlaub fahren würden. »Wie wär's, wenn wir uns noch mal das Ende der Welt ansehen würden?« schlug Jane vor, und Nick lachte sehr darüber.
Gerard F. Conway
Wiederauferstehung
Er erhielt die Nachricht an einem trüben Montagmorgen, als er noch im Bett lag. Mechanisch streckte er die Hand aus und drückte den Speicherknopf am Videophon; dann brauchte er fünfzehn Minuten, um vollends aufzuwachen und sich zum Aufstehen zu entschließen. Er tappte ins Bad und erfrischte sich mit kaltem Wasser, dann kehrte er ins halbdunkle Schlafzimmer zurück und schaltete das Gerät ein. Es dauerte eine Weile, bevor er aus den Worten klug wurde; drei Jahre hatte er auf diesen Moment gewartet, und nun, da er gekommen war, schien es, als habe ihn jemand aus einem narkotischen Traum wachgerüttelt.
»Ihr Vater wird am Mittwoch, dem achtzehnten März, um sieben Uhr dreißig bereit sein. Bitte seien Sie pünktlich, und bringen Sie Ihre Unterlagen mit.«
Jake schaltete das Videophon aus und saß eine Weile in der Dämmerung auf der Bettkante, während vierundzwanzig Jahre Erinnerung auf ihn eindrangen. Er blickte zu dem gerahmten Familienfoto auf; die Farben begannen bereits zu verblassen, aber es war noch immer deutlich genug, selbst im Zwielicht dieses grauen Morgens. Seine Mutter, seine Schwester, er selbst und sein Vater. Sein Vater starrte in eine andere Richtung als die übrigen Familienmitglieder, vorbei an der Kamera, die das Bild gemacht hatte. Vor sechs Jahren hatte es alles einfacher ausgesehen, irgendwie. Sie waren eine Familie gewesen, alterslos. Das Foto zeigte es.
Er blickte zurück zum Videophon. Sein Vater war seit drei Jahren tot, und nun käme er wieder nach Hause, und vielleicht würde Jake imstande sein, alles das zu sagen, was er damals nicht gesagt hatte. Und vielleicht würde alles in Ordnung sein. Wieder.
Er verbrachte den Dienstagvormittag mit Saubermachen, räumte die Wohnung auf und rief Anne an. Seine Schwester schien verwirrt. Sie hatte diesen Rückrufungsprozeß nie richtig verstanden und verstand ihn auch jetzt nicht. Jake sagte ihr geduldig: »Denk nicht darüber nach, sei morgen einfach hier. Ich kann dich abholen, wenn du willst. Er kommt zurück, und er wird uns beide brauchen. Ich werde dich auch brauchen, Anne.«
Ihre weichen Züge wurden noch weicher, und die Linien auf ihrer Stirn verschwanden, als sie lächelte. »Du bist mit Vater nie sehr gut zurechtgekommen,
Weitere Kostenlose Bücher