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Die Zeitfalle

Die Zeitfalle

Titel: Die Zeitfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Carr
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Jake. Gut, ich werde dort sein.« Dann runzelte sie die Stirn. »Wird er sich an uns erinnern? Drei Jahre ...«
    »Sie haben seine Erinnerungen gespeichert, Anne. Er wird genauso sein, wie er vor seinem Tode war.«
    »Genau wie er war ...?«
    »Ein paar Veränderungen, denke ich mir. Nicht so alt. Nicht so krank.«
    Sie nickte, und eine Haarlocke löste sich aus ihrer Frisur und fiel über ihre Wange.
    »Du hättest an dem Abend dasein sollen, Jake. Das Buch konnte nicht so wichtig gewesen sein. Er wäre glücklich gewesen, wenn du dagewesen wärst. Ich sah es ihm an.«
    »Ich weiß.«
    Sie biß auf ihre Lippe, schob die Haarlocke aus ihrem Gesicht. »Tut mir leid«, sagte sie. »Weißt du ...«
    »Ja«, sagte Jake, »ich weiß.«
     
    Er verbrachte eine Stunde vor der Schreibmaschine und versuchte sich zu konzentrieren, einen Gedanken zu finden. Nichts kam. Er fühlte sich leer und ausgetrocknet, und zum tausendsten Mal fragte er sich, ob das Buch jemals vollendet sein würde. Und ob er es wirklich vollenden wollte. Das Geld war kein Problem; die Erwerbslosenunterstützung erhielt ihn am Leben, und was sein Vater ihm hinterlassen hatte, genügte seinen Ansprüchen an Komfort. Er schaltete die Schreibmaschine aus und warf sich auf die Couch; er wußte jetzt, daß nichts dabei herauskommen würde, wenn er sich zur Arbeit zwänge. Als er nach einer Weile die Augen wieder öffnete, sah er das gerahmte Foto an der Wand und zum ersten Mal, welche Blickrichtung seines Vaters Augen hatten. Vielleicht war es eine Illusion, ausgelöst von den Schatten im Raum, aber Jake war überzeugt, daß die Augen direkt ihn anstarrten.
     
    Er wußte nicht, was er kaufen sollte. Das Rundschreiben der Rückrufungsleute hatte ihm gesagt, daß die frisch Zurückgerufenen unfähig seien, organische Nahrung zu essen. Flüssigkeiten waren erlaubt, aber unnötig. Jake hatte vorher nicht darüber nachgedacht. Er wollte seinem Vater eine Mahlzeit vorsetzen, aber nun, als er noch einmal die Instruktionen las ... Er kaufte eine Flasche Wein und hoffte, daß es hinreichen werde. Auf dem Weg zurück zu den Wohnblöcken hielt er die eingewickelte Flasche fest an seine Brust gedrückt, schützend und verstohlen, und aus einem Grund, der ihm selbst nicht klar war, fühlte er sich schuldig.
    Am Dienstagabend hörte er Musik aus dem Radio, dachte nicht und erinnerte sich nicht. Er saß allein in der kleinen Wohnung und wartete, daß etwas mit ihm geschehe, daß irgendeine andere Emotion als dieses sich vertiefende Schuldgefühl über ihn käme. Aber nichts kam. Er veränderte sich nie.
    Eine Stunde verging, und er ging früh zu Bett, nachdem er den Wecker auf sechs Uhr gestellt hatte. Er lag noch lange wach und starrte zu dem Schattenmuster auf, das sich an der Decke kreuzte, lauschte dem monotonen Rauschen des Verkehrs auf der nahen Schnellstraße, vierzehn Stockwerke und ein paar hundert Meter entfernt.
     
    Der Empfangsraum war überfüllt. Jake empfand Unbehagen, und er suchte sich eine relativ schwach besetzte Stelle beim Springbrunnen, von wo er die anderen im Raum beobachten konnte. Der Raum war geschmackvoll in kühlen, blauen und braunen Farbtönen dekoriert. Am anderen Ende des Raums ragten die Wedel einer künstlichen Palme über die Köpfe der Leute, und das oberste Blatt berührte eben die Decke. Die Palme war von unten angestrahlt und in ein hellgrünes Licht getaucht, das sie frisch und beinahe lebendig aussehen ließ und in der matten indirekten Beleuchtung des übrigen Raums zu einem Blickfang machte. Alles roch neu, nach frisch verklebter Plastikware. Die Leute, die sich hier eingefunden hatten, gehörten fast ausschließlich der Altersgruppe über fünfzig an; es gab nur eine andere Person, die ungefähr in Jakes Alter war, ein schüchtern aussehendes Mädchen mit glattem schwarzem Haar, das auf ihrem Rücken zu einem Zopf geflochten war. In seiner Nähe stand eine Gruppe von vier älteren Frauen, und eine, eine dicke Matrone in einem formlosen braunen Mantel, bemerkte Jakes Blick und wandte sich zu ihm.
    »Sind Sie auch zu früh?« fragte sie ihn. Ihre Stimme war laut und unangenehm hoch. Sie blinzelte zu ihm auf; sie reichte ihm kaum an die Schulter. Er zuckte die Schultern.
    »Die Benachrichtigung sagte sieben Uhr dreißig.«
    »Dann muß es bald soweit sein, nicht?« Sie blickte ziellos umher, zurück zu Jake und fuhr mit wenig gedämpfter Stimme fort: »So viele Leute! Ich hätte nie gedacht, daß es so viele sein würden. In keine

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