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Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)

Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)

Titel: Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Henkel
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wirklich durchbrochen worden war. Nun stand er auf einer erhöhten Fläche am Hang des Felsens von Massada und betrachtete das Ergebnis der nächtlichen Umgruppierung im rötlichen Licht der ersten Sonnenstrahlen. Und er war zufrieden mit dem, was er sah.
    Der Ort war gut gewählt, denn die sonst nur achthundert oder tausend Schritt enge Uferebene war hier auf einer Länge von drei Meilen deutlich breiter, und den größten Teil der Fläche konnte Meh-Adhar überblicken, wenn er von seinem erhöhten Standort aus nach Norden sah. Zur Linken erhoben sich schroffe, rötlich-gelbe Felswände, an denen schleichend die Linie, die Licht und Schatten voneinander trennte, mit dem Aufstieg der Sonne abwärtskroch. An zwei Stellen hatten Flüsse, durch die Hitze ausgetrocknet, sich ihren Weg zum Salzsee gebahnt und tiefe, weite Schluchten in die Steinmassen gefressen. Die südliche, größere dieser Schluchten stieg in einer Windung westwärts an, die kleinere wurde an ihrem Ausgang von zwei gewaltigen Felsvorsprüngen flankiert, die sich wie mächtige steinerne Schiffsrümpfe in Richtung des Wassers schoben. Die beiden staubigen Flussbetten zogen sich als lange Rinnen quer über die Ebene, die sich an ihrem Nordende flaschenhalsartig verengte. Am Südende sah es ähnlich aus, nur dass hier der Felsen von Massada wie ein titanischer Monolith emporragte; eine Schlucht trennte ihn von dem Felsmassiv, sodass er isoliert am südlichen Rand der Ebene stand.
    Meh-Adhar war diese Umgebung bestens bekannt. Vor vielen Jahren hatte er als junger Offizier Handelskarawanen begleitet, mit dem Auftrag, alle erdenklichen Informationen über die landschaftlichen Gegebenheiten und römischen Festungen in den Provinzen zwischen Syrien und Ägypten zu sammeln. Dieser Platz war ihm schon damals aufgefallen, und nun würde er seine Kenntnisse nutzen, um sich jeden nur möglichen Vorteil zu verschaffen. Dem geschulten Auge des Meh-Adhar waren natürlich die Ruinen auf dem Plateau des Felsens nicht entgangen. Er vermutete, dass sich dort oben die Reste einer Festung befanden. Als Militär interessierte ihn natürlich die Frage, ob die beeindruckende, künstlich aufgeschüttete Rampe an der Westseite des Berges die letzte Spur einer längst vergessenen Belagerung war und was wohl ihre Hintergründe und wie ihr Ausgang gewesen sein mochten. Doch für seine momentane Aufgabe war das ohne jeden Belang, er hatte andere Dinge, um die er sich kümmern musste. Die riesige Herde der wassertragenden Kamele hatte er im Tal hinter Massada untergebracht, damit sie nicht im Wege standen oder gar während der Kämpfe außer Kontrolle gerieten. Aber wichtiger war die Vorauskalkulation des eigentlichen Ablaufs der Schlacht. Die Römer würden zum Angriff die Ebene durchqueren müssen, das ließ seinen Truppen genug Zeit, um sich aus der scheinbar unvorbereiteten Nachhutkolonne in eine schilderstarrende Verteidigungslinie mit den Unsterblichen im Zentrum zu verwandeln. Außerdem würden die Römer die beiden trockenen Flussbetten überwinden müssen, das würde ihr Tempo verringern und die Formation durcheinanderbringen und somit die Wucht ihres Angriffs mindern. Ja, sogar die Breite der Ebene war ein Vorteil für die persische Streitmacht, denn sie ließ Raum für Flankenmanöver; keine großangelegten Umgehungsversuche zwar, aber ausreichend, um die Legionen zusätzlich zu bedrängen.
    Das Gros des Heeres, für das Meh-Adhar keine Verwendung hatte, stand hinter der vorgesehenen Schlachtlinie. Der General hatte nur denjenigen Einheiten eine aktive Rolle in seinem Plan zugedacht, die er wirklich für geeignet hielt. Die parthischen Bogenschützen etwa waren dazu ausersehen, hinter dem eisernen Wall der Infanterie Aufstellung zu nehmen und dem römischen Angriff mit einem Pfeilhagel den Schwung zu nehmen. Vor ihnen würden sich die dichten Reihen der schweren Infanterie befinden, weil sie mit ihren langen Lanzen, großen Schilden und schweren Rüstungen die besten Verteidigungstruppen waren, an denen sich die Römer den Kopf einrennen sollten. Ihre Standfestigkeit würde die Legionen endgültig zum Stehen bringen, und dann würden im richtigen Moment an den Seiten die Eisenmänner hervorbrechen und ihnen überraschend in die ungeschützten Flanken fallen. Die Römer würden sich ergeben müssen, wollten sie nicht von drei Seiten zerquetscht werden.
    Das restliche Fußvolk, die leichte Reiterei, die unzähligen zweitklassigen Kontingente aus den fernsten Randgebieten

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