Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)
Strom, der durch einen unsichtbaren Kanal gebändigt und in eine vorgegebene Richtung gezwungen werde.
Der General wagte einen unauffälligen Seitenblick auf den Prinzen, aber er wandte sich schnell wieder ab. Ardashir starrte mit einer Miene auf die näher kommenden Legionen, die Meh-Adhar anekelte. Im Gesicht des Prinzen spiegelte sich die blutlüsterne Ungeduld, mit der er das bevorstehende Massaker erwartete, es zeigte die ganze Niedrigkeit eines Mannes, der die Größe eines Sieges ausschließlich nach der Anzahl der toten Feinde bemessen würde.
Meh-Adhar schluckte seinen Abscheu hilflos hinunter; er pflegte stets umsichtig mit Menschenleben umzugehen, nicht nur mit denen der eigenen Männer. Ihm war es immer lieber gewesen, seine Gegner durch brillante Manöver in eine Lage zu bringen, in der nur noch Kapitulation als Ausweg blieb, statt den Boden mit Blut zu tränken. Doch er hatte keinen Zweifel, dass der Sohn des Shahinshah gerne jedem Gefangenen eigenhändig den Kopf abschlagen würde, wäre es nicht so anstrengend. Dieser Sieg, das wusste Meh-Adhar bereits jetzt, würde sich als ewig nagendes Geschwür in seiner Seele festkrallen.
»Exzellenz«, sagte Bahram, »sie haben nun die Mitte zwischen den Flüssen erreicht.«
Der General war froh, sich aus der Düsternis seiner Gedanken zu seinen Pflichten flüchten zu können und antwortete: »Ihr habt recht. Lasst das zweite Signal geben.«
Auf eine Handbewegung Bahrams hin setzten die Hornisten zum zweiten Mal ihre Instrumente an, diesmal brachten sie einen tief dröhnenden, kurzatmigen Klang hervor.
Die Wirkung war sogleich erkennbar. Die lange Kolonne der scheinbaren Nachhut geriet in Bewegung und fächerte sich seitwärts auf, sodass es aussah, als bildeten sie einen in der Breite wachsenden, auf die Römer weisenden Pfeil. Gleichzeitig begannen die weiter hinten wartenden Tausenden von Eisenmännern, auf ihren schwer gepanzerten Streitrössern vorzurücken, um ihre Positionen hinter den äußeren Enden der sich bildenden Verteidigungslinie einzunehmen.
Aber Meh-Adhar achtete nicht darauf, mit welcher Präzision seine Truppen das von ihm entworfene Manöver in die Tat umsetzten. Bei den Römern geschah etwas, das ihn verwirrte. Anstatt die viereckigen Angriffskeile zu bilden, hatten die Legionen begonnen, sich in einer tief gestaffelten Linie zu formieren. Und was noch beunruhigender war: Sie wurden langsamer.
Und dann blieben sie stehen. Nur dreißig Schritt vom zweiten Flussbett entfernt war das römische Heer zum Stillstand gekommen und zog sich dort nun wie eine Mauer von über zwölfhundert Schritt Breite von der Spitze des schiffsartigen Felsens bis hinab in die Nähe des Ufers. Es war so nah, dass Meh-Adhar die Speere und Schilde, die adlergekrönten Feldzeichen und die roten Helmbüsche der Centurionen erkennen konnte. Und doch waren sie jetzt so weit fort, als hätten sie auf dem Mond Stellung bezogen.
»Was für ein Anblick«, sagte General Victor, während er durch den Accederus sein Auge die persischen Linien entlangwandern ließ, »einfach überwältigend. Die Männer im Zentrum, mit den länglichen Schilden, langen Kettenhemden und hohen Helmen, das müssen die berühmten Unsterblichen sein.«
»Ja, und ich gehe jede Wette ein, dass Meh-Adhar hinter ihnen seine besten Bogenschützen aufgestellt hat«, fügte Staurakios hinzu. »Die Prinzessin hat also die Wahrheit gesagt. Und bei Christus, ohne sie wären wir jetzt verloren gewesen. Hätte ich es nicht besser gewusst, ich hätte vorhin schwören können, dass wir die Perser wirklich auf dem falschen Fuß erwischt haben. Es sah so überzeugend aus, wie sie dort standen.«
Marcus Aventinius wischte sich mit den Händen den Staub aus dem Gesicht und sagte dabei: »Ob bei den Persern überhaupt einer weiß, dass sie einen recht interessanten Platz für unser Aufeinandertreffen ausgewählt haben? Vermutlich nicht, wahrscheinlich nicht einmal Meh-Adhar selber. Ich bezweifle, dass er die Werke des Flavius Josephus gelesen hat.«
»Wegen der Festung Massada?«, fragte Staurakios. »Gesehen haben wird er die Ruinen und die Rampe sicher. Aber ich denke, dass ihm ihre Bedeutung unbekannt ist. Dennoch lohnt es, sich über die Vorzeichen Gedanken zu machen. Damals waren die wenigen Hundert Juden in der Festung die Letzten, die Rom noch Widerstand leisteten. Heute sind wir am Fuße des Berges die Letzten, die den Feinden Roms noch Widerstand entgegensetzen können.«
»Nur einen
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