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Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)

Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)

Titel: Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Henkel
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gewaltigen Unterschied gibt es«, warf Victor ein, ohne die Aufmerksamkeit von den Persern zu lassen. »Der Widerstand der Juden war sinnlos. Sie konnten an der Rückeroberung Judaeas nichts ändern, ihr Opfer war umsonst. Wir hingegen haben heute eine reale Chance, das Oströmische Reich vor einer Katastrophe zu bewahren. Alleine, ob wir sie richtig zu nutzen verstehen, ist die Frage.«
    Die drei Generale überblickten von einem Felsenhügel hinter dem Zentrum der römischen Linien aus die vor ihnen liegende Ebene. Sie suchten die Reihen der Perser gründlich ab, um bei geringsten Anzeichen einer Attacke rasch reagieren zu können; doch es bewegte sich nichts. Meh-Adhar und Prinz Ardashir, deren Aufenthaltsort am Hang von Massada sie längst entdeckt hatten, waren offenbar noch unentschlossen, was sie nun tun sollten, da der von ihnen ausgelegte Köder verschmäht worden war.
    Das römische Heer stand in Reihen, die eine Tiefe von beinahe hundert Schritt hatten. Jedoch hatte man die Abstände zwischen ihnen großzügig gehalten, um Meh-Adhar eine größere Streitmacht vortäuschen zu können. Die vordersten Reihen bestanden aus den schweren Kohorten, die die Hälfte jeder Legion ausmachten. Sie trugen den hohen, rechteckigen Schild, der seit Jahrhunderten das Kennzeichen der Truppen des Imperiums war. Er bestand aus hartem Leder, über einen Holzrahmen gespannt und mit eisernen Beschlägen verstärkt. Außerdem schützten schwere Schuppenpanzer die Oberkörper der Soldaten, die sowohl mit Lanzen als auch Schwertern ausgerüstet waren, um Angriffe von Reiterei und Fußvolk wie an einer Wand von Granit abprallen zu lassen. Hinter ihnen hatten die leichten Kohorten Aufstellung genommen. Sie waren nicht für die Abwehr massiver Attacken ausgerüstet, denn sie trugen nur lederne Brustpanzer und kleinere, länglich ovale Schilde. Ihre Lanzen waren nicht so massiv wie die ihrer schwer bewaffneten Kameraden, dafür aber auch als Wurfspeere verwendbar. Bei den leichten Kohorten befanden sich zudem die Bogen- und Armbrustschützen, die sich nicht selber verteidigen konnten und daher aus dieser sicheren Deckung ihre Pfeile abschießen würden. Für die wenigen Reiter, von denen jede Legion ein Kontingent besaß, hatte sich keine Aufgabe gefunden, daher standen sie in der Nähe des Feldherrenhügels, als Reserve, die man notfalls rasch in sich abzeichnende Lücken werfen konnte. Die arabischen Freiwilligen warteten ebenfalls nahe bei den Generalen, dass sich eine Situation ergab, die nach ihren besonderen Fähigkeiten verlangte. Die oströmischen Verbände, höchst unterschiedlich in ihrer Qualität und von zweifelhafter Kampfmoral, hatte man vereinigt. Sie schlossen die Lücke zwischen dem östlichen Ende der weströmischen Reihen und dem Ufer des Lacus Asphaltites, denn man war der Auffassung, dass hier ein persischer Angriffsversuch nicht möglich war. Der Boden dort war eine graue, von Salzbrocken durchsetzte, zähe Masse, auf dem die schwer gerüstete Infanterie der Perser kaum vorangekommen wäre, ganz zu schweigen von den eisenbeladenen Panzerreitern.
    General Victor warf durch das Okular einen Blick auf den persischen Kronprinzen und seinen Feldherrn. »Da stehen sie und wissen nicht, dass ich sie beobachten kann. Oh, ich würde mein Landgut dafür geben, wenn ich wüsste, was Meh-Adhar nun vorhat.«
    »Behaltet Euer Gut«, erwiderte strategos Staurakios, »denn was der persische General denkt, ist für uns weniger wichtig als die Frage, wie der Prinz auf diesen Fehlschlag reagieren wird. Auf ihn müssen wir setzen, auf seine Neigung zu cholerischen, überstürzten Handlungen. Denn wenn Meh-Adhar sich durchsetzt, war alles vergebens. Er würde einfach akzeptieren, dass sein Plan misslungen ist, und weiterziehen in Richtung Ägypten, wir könnten ihn nicht daran hindern. Nein, auch wenn es befremdlich klingt, wir sollten beten, dass der Prinz nicht auf seinen General hört, sondern erbost zum Angriff drängt.«
      
    Die Bewegungen waren zum Erliegen gekommen; beide Heere hatten ihre Positionen eingenommen. Ihre Fronten standen sich regungslos gegenüber, nur fünfhundert Schritt voneinander entfernt, wie zwei in der Ewigkeit erstarrte Wellen.
    Für Meh-Adhar stand nun fest, dass die Römer nicht die Absicht hatten anzugreifen. Und es war nur eine Frage der Zeit, bis selbst der Prinz dies erfassen würde. Der General erkannte am Blick Bahrams, dass er nicht der Einzige war, dem diese unangenehme Wahrheit schon bewusst

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