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Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)

Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)

Titel: Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Henkel
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geworden war. Keiner von beiden wagte es, auch nur ein Wort zu sagen.
    Schließlich, nachdem sich für mehrere Minuten bei keiner der beiden Armeen etwas gerührt hatte, sagte Ardashir ungeduldig: »General Meh-Adhar! Was soll das bedeuten? Wieso greifen die Römer nicht so an, wie Ihr es vorausgesagt habt?«
    »Mein Prinz«, antwortete Meh-Adhar, indem er allen Mut zusammennahm, »es hat den Anschein, als seien sie gewarnt gewesen.«
    Die Worte hatten eine furchterregende Wirkung. Dem Prinzen schoss das Blut in den Kopf, sodass sein Gesicht sich innerhalb eines Augenblicks rot verfärbte, er riss die Augen weit auf und schrie: »Nein! Ihr lügt! Niemand hat dem Feind den Schlachtplan verraten!«
    Der General wich erschrocken einen Schritt zurück und erwiderte bleich: »Hoheit, es muss so sein. So schnell hätten sie unser Vorhaben nie erkennen und darauf reagieren können, ihr Manöver war vorausgeplant. Jemand, der von unserer Strategie Kenntnis hatte …«
    »Schweigt!«, brüllte der Prinz grell. »Ihr seid es, der schuld ist! Ihr! Euer Plan war falsch!« Ardashir verstummte abrupt, atmete gehetzt und starrte dem General aus Angst einflößend harten Augen direkt in die Pupillen.
    Meh-Adhar wagte es nicht, den Blick abzuwenden.
    Dann sagte der Prinz drohend: »Denkt Euch etwas aus! Los, lasst Euch etwas einfallen. Und ich rate Euch, beeilt Euch!«
    Die Römer würden mit Sicherheit nicht angreifen, Meh-Adhar wusste das. Folglich gab es für ihn nur eine logische Konsequenz, nämlich das Heer abrücken zu lassen und in Richtung Ägypten weiterzuziehen, denn ansonsten würden sich die beiden Armeen hier weiterhin tatenlos gegenüberstehen. Das allerdings konnte für die Perser nur von Nachteil sein, da die Weströmer in nicht allzu ferner Zeit Verstärkung durch das Heer der Griechen erhalten würden. Dann würden die Römer, trotz ihrer geringeren Zahl, durchaus einen Angriff wagen können. Der General sagte dies alles, wenn auch vorsichtig formuliert, dem Prinzen.
    Ardashir reagierte erbost auf das Ansinnen, das Ufer des Salzsees ohne eine Schlacht zu verlassen.
    »Seht Euch bloß vor, General! Habt Ihr mir nicht die Vernichtung der weströmischen Legionen versprochen, als Ihr mich dazu brachtet, auf die Zerstörung Jerusalems zu verzichten? Ich warne Euch, wenn Ihr dieses Versprechen nicht einlöst, lasse ich Euch die Haut bei lebendigem Leibe abziehen.«
    Meh-Adhar schluckte und ekelte sich vor seinem eigenen Speichel, der einen schalen, fauligen Geschmack angenommen hatte. In seinem Munde war die Angst geronnen.
      
    Rufus Scorpio ritt hinter den Reihen seiner Truppen entlang, an seiner Seite Scheich Yusuf ben Omar. Seine Aufmerksamkeit galt weniger dem, was sich gegenüber in den Linien der Perser tat, als vielmehr seinen eigenen Soldaten.
        Er wollte mit eigenen Augen sehen, ob sie zuversichtlich wirkten, standfest und entschlossen, oder ob es nötig sein würde, dass er das Wort an sie richtete, um ihren Mut und ihr Vertrauen in den Beistand des Herrn zu stärken, denn es war kein Geheimnis, dass sie einem weit überlegenen Feind gegenüberstanden. Doch es schien, dass die Legionäre keines Zuspruchs bedurften; die meisten Männer schauten mit einem festen, ja trotzigen Gesichtsausdruck nach vorne und warteten in wortloser Anspannung ab, was geschehen würde. Selbstverständlich hatten die meisten von ihnen Angst. Rufus wusste, dass ein Soldat, der keine Angst vor dem drohenden Tod empfand, nicht mutig war, sondern ein gefährlicher Dummkopf, der jegliche Vorsicht fahren lassen und so Unglück über seine Kameraden bringen würde.
    Die beiden Armeen standen sich wie zwei lauernde Raubtiere gegenüber und wurden langsam in das Licht der am Himmel aufsteigenden Morgensonne getaucht.
    Scheich Yusuf ben Omar schüttelte kaum wahrnehmbar den ergrauten Kopf. »Basileos, vergebt mir meinen Freimut. Doch ich glaube zu wissen, welche Gedanken Euch bewegen.«
    Rufus versuchte, ein Lächeln zu formen, doch es lag nur wie ein durchsichtiger Schleier über der Besorgnis, die sein Gesicht prägte.
    »Nun, Scheich, ich denke, dass es nicht schwer zu erraten ist. Wollen wir die Perser hier festhalten, bis Konstantin eintrifft, müssen sie uns angreifen. Und da Meh-Adhar eine solche Entscheidung nicht treffen wird, bleibt uns nur die Hoffnung, dass Prinz Ardashir es ihm befiehlt. Wenn der General ihm einen Sieg versprochen hat, ist der Prinz vielleicht verärgert genug über den Gang der Dinge, um den Angriff zu

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