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Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)

Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)

Titel: Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Henkel
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prallte. Noch ehe der Soldat sich regen konnte, griff Franklin seinen Kopf und drückte ihn unter Wasser. Der Mann versuchte, sich aus dem Griff zu befreien, sein Körper zuckte in Panik, er schlug wild mit den Armen. Aber es half nichts. Während das Wasser sich rosa verfärbte, erstarben die Bewegungen, bis der Körper schließlich leblos und schlaff über dem Rand des alten Sarkophags hing. Jetzt ließ Franklin los.
    Andreas atmete gehetzt und röchelnd. Er schaute auf und sah, dass der andere der beiden Franken bewegungslos quer auf dem Tisch lag und mit toten Augen in den Himmel starrte.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Franklin besorgt. Andreas bejahte mit heiserem Krächzen und rieb sich mit der Hand den von Schmerzen pulsierenden Hinterkopf.
    Franklin nickte beruhigt. Dann hob er schnell die Schwerter wieder auf, steckte seins in die Scheide und übergab Andreas das andere mit den Worten: »Wir müssen hier schnellstens verschwinden. Das Mädchen hat alles gesehen, sie ist sicher schon losgerannt, um Hilfe zu holen. In einer Viertelstunde will uns jeder fränkische Soldat den Hals durchschneiden. Wenn wir noch länger hierbleiben, sind wir geliefert.«
    Andreas hustete und spuckte einen Klumpen galligen Schleims aus. Er steckte das Schwert ein, dann banden sie die Pferde los, stiegen in die Sättel und gaben den Tieren die Sporen. Eilig ritten sie aus dem Hof, zurück ließen sie drei Tote und einen Franken, der sich wimmernd auf dem Boden wälzte.
        
     

34
     
    Ctesiphon
Hauptstadt des Perserreiches
     
    Die schmale Ebene fruchtbaren Landes, die sich wie ein grüner Streifen entlang der Flüsse Euphrat und Tigris durch die Wüste zog, lag ruhig in der Mittagssonne. In einiger Entfernung konnte man Ctesiphon sehen, dessen Meer von weißen Häusern in der flirrenden Luft märchenartig irreal wirkte, einer Fata Morgana ähnlicher als einer wirklichen Stadt.
    Neben einer Brücke, deren weit geschwungener Bogen einen Nebenarm des Tigris überspannte, saß eine Gruppe von Bauersfrauen im Schatten von Dattelpalmen am Ufer und wusch die Wäsche. Anders als die Frauen der oberen Schichten trugen sie zu ihren bunten, weiten Kleidern die traditionellen Gesichtsschleier. Mochten diese auch so dünn sein, dass sie nichts tatsächlich verhüllten, galten sie dennoch seit undenklichen Zeiten als Kennzeichen ehrbarer Frauen. Während sie die Kleidungsstücke aus den Körben nahmen und durchs Wasser zogen, unterhielten sich die Bäuerinnen mit lebhaft zwitschernden Stimmen.
    Plötzlich aber wurden sie still und ließen die Arbeit ruhen. Pferdelärm drang heran, und gleich darauf tauchten zwischen den Palmen auf der anderen Seite des Flusses einige Reiter auf. Die Männer boten einen merkwürdigen Anblick. Ihre Gesichter waren von der Sonne verbrannt, staubbedeckt und unrasiert. Sie wirkten erschöpft und gehetzt, einige trugen Teile von Rüstungen, die meisten aber nur ihre verdreckten Gewänder. Alles in allem sahen diese Leute nicht vertrauenswürdig aus, es mochten sehr wohl Räuber sein, sodass einige der Frauen bereits überlegten, ob es nicht besser sei fortzulaufen. Doch es war andererseits kaum vorstellbar, dass sich eine Bande von Wüstenräubern trauen würde, in Sichtweite der Hauptstadt ihr Unwesen zu treiben.
    Die Reiter preschten über die Brücke hinweg und verschwanden, eine Staubwolke zurücklassend, in Richtung Ctesiphon. Als die Frauen sahen, dass die verkommenen Fremden sich so rasch wieder entfernten, wie sie erschienen waren, kehrten sie beruhigt zu ihrer Tätigkeit zurück. Und keine von ihnen wäre der Gedanke gekommen, dass sie soeben Zeugen der Heimkehr des Prinzen Ardashir, Sohn des Shahinshah, Thronfolger des Perserreiches, geworden waren.
      
    Shahinshah Hormuzan wandelte durch den Park des Palastes am Ufer des Tigris. Er liebte es, die langen, mit weißem Kies bestreuten Wege entlangzugehen; weniger, weil er die Schönheit der zahllosen Blumen bewundern wollte, sondern weil er den Garten als Gleichnis betrachtete. So, wie sich ein Gärtner die Natur untertan machte, sie nach seinem Willen formte und ihr die Gestalt gab, die er wünschte, sah er auch seine Herrschaft. Er war der Gärtner, und die Pflanzen waren die Völker seines Reiches. Wie jeder gute Gärtner genoss er den Gedanken, dass sein Garten bald weitaus größer sein würde, dass neue Gebiete hinzukämen, die er seinem Willen entsprechend gestalten würde. Doch sein Gesicht mit den strengen, harten Zügen eines Asketen und

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