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Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)

Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)

Titel: Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Henkel
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Auftritte zu inszenieren; doch da sie nichts sagte, was er nicht bereits gewusst hätte, war er mit seinen Gedanken bei anderen, wichtigeren Dingen. Er überlegte gerade, welche Vorkehrungen noch zu treffen waren, damit die Stadtmauern für die bevorstehende Belagerung bereit waren, als ein Diener von der Seite an ihn herantrat und ihm zuflüsterte, dass soeben Andreas Sigurdius und Franklin Vincent im Palast eingetroffen waren.
    Marcellus nickte.
    Also hatte man ihnen auf dem Palatin wie befohlen ausgerichtet, wo er zu finden war. Unauffällig löste er sich aus der Reihe der Präfekten und bewegte sich eilig auf den Ausgang der Aula zu.
      
    In einem ruhigen Nebenraum der Residenz hatten die drei Männer einen Ort gefunden, an dem sie unter den starren Augen der Marmorstatuen hellenischer Heroen ungestört miteinander sprechen konnten. So erfuhren Franklin und Andreas, dass der Imperator nach einem vollkommenen Sieg über die Perser vom Bündnis zwischen dem Shahinshah und dem Frankenkönig erfahren hatte und nun in Caesarea Maritima seine Truppen sammelte, um so bald wie möglich wieder in Italien sein zu können.
    »Aber er wird frühestens in fünfzehn bis zwanzig Tagen hier eintreffen«, gab Marcellus zu bedenken. »Euer Gedanke, dass die Franken gar nicht Rom direkt angreifen, sondern Portus Romae besetzen werden, ist absolut logisch. Ich hätte selbst darauf kommen müssen, doch ich war viel zu sehr auf Rom fixiert. In keinem Fall könnte diese Stadt länger als zehn Tage durchhalten, wenn der Hafen gesperrt ist.«
    »Hat Rom denn gar keine Getreidevorräte in den Speichern?«, wunderte sich Franklin.
    Der Präfekt schüttelte den Kopf. »So gut wie nichts. Alles Getreide wird im warmen, trockenen Klima Africas gelagert, dort hält es sich länger. Wir müssen also die Franken von Portus Romae fernhalten, koste es, was es wolle.«
    »Was ist mit dem Öl?«, wollte Franklin ungeduldig wissen. »Habt Ihr unsere Nachricht erhalten?«
    »Ja, das habe ich«, antwortete Marcellus Sator und faltete die Hände. »Ich habe jedes Fass, jede Amphore, die in den Lagerhäusern zu finden waren, beschlagnahmen lassen, wenn auch die Händler Zeter und Mordio geschrien haben. Ich habe mich äußerst unbeliebt gemacht, aber Popularität ist für mich ohnehin nicht von Belang. Also, ich vermute, dass diese riesigen Mengen von Öl Teil eines Plans sind, die Franken aufzuhalten, habe ich recht?«
    »Wenn alles funktioniert, wie ich es mir vorstelle«, entgegnete Franklin, »werden wir die Franken nicht nur aufhalten, sondern ihnen sogar den wertvollsten Teil ihrer Armee nehmen. Gibt es Meldungen, wo sie jetzt sind?«
    »Sie bewegen sich die Via Aurelia an der Küste entlang südwärts, heute Morgen haben sie Pisae passiert. Da sie beritten sind, kommen sie rasch voran. Außerdem halten sie sich nicht mit den Städten auf, an denen sie vorüberziehen, und auch zum Plündern nehmen sie sich keine Zeit, nur die Innuetorstationen brennen sie nieder. In zwei Tagen könnten sie Portus Romae erreichen.«
    »Dazu wollen wir es gar nicht erst kommen lassen«, meinte Franklin. »Zwei Tage sind nicht viel, aber es muss reichen. Präfekt, mein Plan sieht folgendermaßen aus …«
        
     

45
     
    Auf der Via Aurelia
Fünfzehn Meilen vor Rom
     
    Die Unmengen von Schweiß, die flossen, lockten ganze Wolken von fetten, glänzenden Fliegen und blutgierigen Mücken an. Die aufdringlich surrenden Insekten ließen sich scharenweise auf den sonnenverbrannten Körpern der Menschen nieder, die sich in der mitleidlosen Hitze des ausgehenden August abmühten. Und dennoch beklagte sich keiner unter den zehntausenden Freiwilligen und Soldaten auf den ehemaligen Reisfeldern. Seit zwei Tagen rollten unablässig schwer beladene Ochsenkarren aus Rom heran und brachten Öl und trockenes Stroh in gewaltigen Mengen. Das Stroh wurde in Öl gelegt, bis es sich vollgesogen hatte, dann füllte man damit die flachen Bewässerungsgräben, die schachbrettartig die Ebene überzogen.
    Eine unwirkliche Ruhe lag über den Feldern, kaum jemand sprach. Abgesehen von den gedämpften Arbeitsgeräuschen war außer dem allgegenwärtigen Zirpen der Grillen im hohen, trockenen Gras kaum etwas zu hören. Niemand hätte die Stimmung, die hier herrschte, wirklich beschreiben können. Einerseits war da die verbissene Entschlossenheit, den Franken Einhalt zu gebieten; andererseits hatte man inzwischen von der furchtbaren Wirkung ihrer Geheimwaffen gehört, und nicht wenige

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