Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)
auch nichts. Machen wir uns auf den Weg, es sind noch zwei Tage bis Rom, und vielleicht brauchen sie uns da ja.«
Sie ergriffen die Satteltaschen und verließen die Gaststube. Im Stall standen die Pferde schon bereit, und kurz darauf ritten sie bereits auf der Hauptstraße in Richtung des südlichen Stadttores.
»Halt mal!«, rief Franklin plötzlich aus. Andreas riss an den Zügeln und brachte sein Pferd zum Stillstand. Verwundert sahen die beiden Reiter die Menschentraube, die sich vor dem Gebäude des Imperialen Innuetordienstes gebildet hatte. Die Leute drängten sich unruhig vor dem Eingang, während hoch über ihren Köpfen die vielen Flügel der acht großen Signalmasten auf dem hundert Fuß hohen Turm hektisch klapperten.
»Was geht da vor?«, fragte Franklin, aber Andreas wusste keine Antwort. Sie ritten näher heran, gerade rechtzeitig, um mitzuerleben, wie ein Mann in der Uniform des Innuetordienstes vor die murrenden Wartenden trat.
»Es werden keine privaten Nachrichten entgegengenommen, der Innuetor ist ab sofort für die Öffentlichkeit geschlossen!«
Empörte Stimmen erhoben sich, aber der Beamte sprach unbeeindruckt weiter: »Eben ist die Meldung eingegangen, dass die Franken die Alpen überquert haben und sich in der Provinz Liguria befinden. Westlich von Mediolanum haben sie zwei Turmae Auxiliartruppen, die auf dem Weg waren, um die Alpenpässe zu sperren, in einer Schlacht völlig aufgerieben. Es herrscht Krieg!«
Die Menschen verstummten auf der Stelle.
»Jetzt ist es passiert«, murmelte Andreas entsetzt. Franklin nickte wortlos, dann fasste er sich nachdenklich ans Kinn und sagte nach einem Moment des Überlegens: »Andreas, hast du irgendwas dabei, das dich als Angehörigen des Föderatenbüros ausweist? Etwas, das dir das Recht gibt, eine offizielle Nachricht über den Innuetor zu senden, auch jetzt?«
»Ja, sicher. Ich habe eine von Marcellus Sator unterschriebene und gesiegelte Vollmacht. Aber wozu benötigst du sie?«
Statt einer Antwort rief Franklin nur: »Los, komm mit!«, gab seinem Pferd die Sporen und ritt zwischen den erzürnt ausweichenden Menschen hindurch auf den Eingang des Gebäudes zu. Andreas folgte ihm und fragte sich, was der Zeitreisende vorhaben mochte.
Vor der Treppe zum Eingang brachten sie die Pferde zum Stehen und Franklin rief dem Beamten, der sich schon umwenden wollte, um wieder in das Gebäude zu gehen, laut zu: »He! Wir müssen dringend eine Botschaft senden!«
»Habt Ihr nicht gehört, was ich gesagt habe? Der Innuetor ist für die Öffentlichkeit ab sofort gesperrt!«, erwiderte der Mann gereizt.
Auf eine Gelegenheit wie diese hatte Andreas schon lange gewartet. Er schwang sich aus dem Sattel, stieg mit zwei großen Schritten die Stufen hinauf und zog dann das Schreiben aus der Gürteltasche, um es dem Beamten unter die Augen zu halten. Das Siegel des Officium Foederatii ließ den Mann zwar nicht in Ehrfurcht erstarren, aber dennoch war die Veränderung seines Verhaltens unübersehbar.
»Ich bitte um Verzeihung«, sagte er schnell, »ich hatte in Euch keinen Beauftragten einer Präfektur vermutet. Der Innuetor steht für offizielle Mitteilungen selbstverständlich zur Verfügung.«
Andreas gefiel der Effekt, den dieses unscheinbare Papier hatte, sehr gut. Er wusste jedoch, dass keine Zeit blieb, die Situation auszukosten. Franklin war bereits vom Pferd gestiegen und mahnte ungeduldig zur Eile.
»Ich werde dafür sorgen, dass man sich um Eure Pferde kümmert«, sagte der Beamte. »Geht nur schon hinein.«
Unter den neugierigen Blicken der Menge betraten Franklin und Andreas das Innuetorgebäude, wobei der Ostgote immer noch nicht wusste, was sie hier vorhatten.
Der Raum, von dem aus Signalturm III gesteuert wurde, lag in einem der oberen Stockwerke des hohen Bauwerks. Es war ein weiß gekalktes Zimmer mit einer Fläche von vierzehn Fuß im Quadrat, mit einem einfachen Schreibtisch, einem großen Wandregal voller zu Stapeln gehäufter Dokumente, die sortiert in beschrifteten Fächern lagen, und sechs etwa armlangen hölzernen Hebeln, mit denen über einen hinter der Wand verborgenen komplizierten Mechanismus von Seilzügen die Signalflügel des Turms gesteuert wurden. Im Gegensatz zu den Transmissionsräumen, in denen alles auf den Empfang und die sofortige Weiterleitung von eingehenden Meldungen ausgerichtet war, handelte es sich hierbei um einen reinen Senderaum.
Der operator und Andreas standen neben dem Schreibtisch und warteten, dass
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