Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)

Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)

Titel: Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Henkel
Vom Netzwerk:
überbracht hatte: »Ist es auch sicher? Kein Irrtum möglich?«
    »Völlig sicher, Imperator. Vorgestern haben persische Stoßtrupps in Armenien die Grenze überschritten, die Besatzung von Armavira überwältigt, die Stadt niedergebrannt und sich dann wieder zurückgezogen. Außerdem wurden entlang der Grenze zahlreiche oströmische Vorposten überfallen und viele von ihnen vernichtet. Der persische Angriff hat begonnen.«
    Der Kaiser zupfte sich nachdenklich am kurz gestutzten dunklen Bart, seine dunklen Augen fixierten einen imaginären Punkt im kaum beleuchteten Büro.
    Das war der Moment, von dem er gehofft hatte, dass er nie kommen würde. Er war völlig überraschend aus dem Schlaf gerissen worden, als die Nachricht eintraf, die die endlose Kette der entlang der Via Egnatia aufgereihten Innuetor-Stationen von Konstantinopel nach Rom getragen hatte. Der Imperator Orientalis bat ihn um Waffenhilfe gegen den mächtigen Feind, und er wusste, dass er diese Bitte unmöglich zurückweisen konnte. Erstaunlich schnell verflüchtigte sich die von der Müdigkeit herrührende stumpfe Dämpfung aller Gedankengänge, und sein Verstand begann, kristallklar zu arbeiten. Er zwang sich, ruhig zu bleiben, und rief sich die Karte des Ostreiches ins Gedächtnis, die er in den letzten Tagen und Wochen oft genug sorgenvoll studiert hatte. Dann merkte er, dass sein Adjutant immer noch vor seinem Schreibtisch stand und mit dem federgeschmückten Helm in der Hand auf Anweisungen wartete.
    »Holt mir die Generale Victor und Siegericus, den Militärtribunen und den Präfekten des Officium Foederatii, so schnell wie möglich! Und lasst per Innuetor die Legionskommandeure alarmieren, sie sollen ihre Truppen sofort einschiffen. Beeilt Euch!«
    Der junge Offizier salutierte knapp und verließ dann schnellen Schrittes das Büro des Imperators. Für einen kurzen Augenblick spürte Rufus Scorpio die Müdigkeit noch einmal zurückkehren, doch er verscheuchte sie rasch. Es war nicht die richtige Zeit, um an Schlaf zu denken.
    Er hatte für einige Sekunden in Gedanken versunken auf die fein geäderte, im flackernden Licht der Öllampe glänzende Marmorplatte seines Tisches geblickt, und als er wieder aufsah, stand seine Frau in der Tür, die zu den Privatgemächern führte. Sie hatte sich einen Überwurf aus tiefblauer Seide um den Körper geschlungen, und ihre langen blonden Haare fielen offen über den dunkel schimmernden Stoff.
    Ihr Gesicht war ernst und besorgt. »Es ist passiert, habe ich recht?«
    Rufus nickte stumm.
    »Und du wirst Konstantin zu Hilfe kommen?«
    Er nickte wieder und sagte so leise, dass es fast ein Flüstern war: »Das werde ich. Und gemeinsam werden wir, so Gott will, die Perser zurückschlagen.«
    »Gehst du mit deinen Soldaten?«
    Es dauerte einen Moment, bis Rufus antwortete. Er schien nach einer Formulierung zu suchen. »Ja. Bitte glaube mir, Krista, es ist nicht etwa männlicher Stolz oder Draufgängertum, die mich dazu bringen. Ich glaube, dass dieser Krieg das Schicksal Roms entscheiden könnte. Ich spüre, ich muss bei meinen Soldaten sein. Sie sind bereit, für etwas zu sterben, das ich verkörpere. Kann ich mit dieser Last ruhig zu Hause bleiben?«
    Zum ersten Mal zeigte sich auf Kristas Lippen ein Lächeln, und Rufus fühlte, dass sie ihn verstand.
    »Du musst dich nicht rechtfertigen«, sagte sie, »denn ich weiß, was du meinst. Vergiss nicht, dass ich eine Westgotin bin. Schicke die Perser in die Hölle, aus der sie sicher stammen. Du wirst es schaffen, ich weiß es.«
    Sie beugte sich zu ihm hinunter und gab ihm einen Kuss, ehe sie den Raum wieder verließ.
    Rufus sah ihr nach, und als der letzte Schimmer ihrer goldenen Haare in der Dunkelheit verschwand, merkte er, wie stolz er auf Krista war. Und für den Bruchteil eines Herzschlags vergaß er seine christliche Überzeugung und sah seine Frau, Krista Scorpia, die weströmische Kaiserin, die ihren Gatten fast um Haupteslänge überragte, als wahre Verkörperung der Göttin Roma.
      
    »Wenn unsere vorsichtigsten Schätzungen zutreffen«, sagte General Siegericus und legte die Stirn dabei sorgenvoll in Falten, »haben die Perser ein Feldheer von mindestens hundertfünfzigtausend Mann. Das Ostreich hat gut hundertzehntausend mobilisiert. Die Perser haben nicht die geringste Ahnung, dass Kaiser Konstantin schon lange über ihren Aufmarsch in Ostarmenien unterrichtet war und seine Armee bereits östlich von Trapezus auf sie wartet. Der Überraschungseffekt

Weitere Kostenlose Bücher