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Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)

Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)

Titel: Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Henkel
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dann schaue ich mir mal in Ruhe an, was ihn hierher getrieben hat …
    Er versteckte sich hinter einem großen, moosüberwachsenen Felsbrocken und wartete aufmerksam ab, was wohl geschehen würde. Und seine Geduld machte sich bezahlt. Nach einiger Zeit hörte er ein Rascheln, dann tauchte Aethelred zwischen den Bäumen auf, mit den anscheinend schwer gefüllten Satteltaschen über der Schulter. Nun hatte Andreas auch die Gewissheit, dass er nicht bemerkt worden war, denn der Angelsachse ging völlig sorglos pfeifend zu seinem Pferd und schnallte die Taschen fest. Dann band er es los, stieg in den Sattel und ritt davon.
    Eine gewisse Zeit ließ Andreas noch verstreichen, um sicherzugehen, dass er wirklich alleine war. Dann kam er hinter dem Felsen hervor und folgte den Spuren, die Aethelred im hohen Gras hinterlassen hatte. Sie führten um einen Vorsprung der Steilwand herum, und als das Gras schließlich einem bröckeligen Kalksteinuntergrund wich, gab es nur einen möglichen weiterführenden Weg zwischen zwei mit dürren Bäumchen bewachsenen Felswänden. Die Umgebung hatte trotz des hellen Sonnenscheins etwas beunruhigend Unwirkliches an sich, und Andreas wäre nicht allzu überrascht gewesen, hier auf eines der zwergenartigen Waldwesen zu treffen, von denen der unerschöpfliche Sagenschatz seiner Großmutter nur so wimmelte.
    Nun war er am Eingang zu einer Höhle angelangt. Das Loch im Felsen starrte ihn wie ein totes Auge an, und aus der klaffenden Schwärze wehte ihm kühle, feucht und dumpf riechende Luft entgegen. Er zögerte einen Moment, denn diese Höhle war ihm unheimlich; alles Mögliche hätte ihn im Inneren erwarten können. Dann aber überwand er sich und ging hinein.
    Nach wenigen Schritten war das durch den Eingang fallende Tageslicht hinter ihm von der Dunkelheit verschlungen worden, und er musste sich durch die vollkommene Finsternis tasten. Der Grund war rutschig und stieg überdies an, sodass Andreas achtgeben musste, nicht auszugleiten. Hinzu kam, dass der Gang immer niedriger wurde und er sich nur noch gebückt vorwärtsbewegen konnte. Zweimal bezahlte er mangelnde Aufmerksamkeit damit, dass er sich den Kopf stieß. Endlich war ein schwacher Lichtschein in unbestimmter Entfernung erkennbar, und Andreas kam ihm rasch näher. Dann mündete der Gang in eine geräumige Höhle, in deren hoch gelegener Decke einige Löcher genug Tageslicht in das Innere ließen, um den Hohlraum in ein fahles Dämmerlicht zu tauchen, durchstoßen von steil von oben herabfallenden Sonnenstrahlen. Aber das war es nicht, was Andreas’ Wahrnehmung in Anspruch nahm.
    In der Mitte der Höhle stand ein Ding, wie er es noch nie zuvor gesehen hatte.
    Mit vorsichtigem Abstand ging er langsam um das Objekt herum und betrachtete es eingehend von allen Seiten. Es war ein weißer Kegel, gut acht Fuß hoch und über zehn Fuß im Durchmesser, sodass es fast die Grundfläche der Höhle ausfüllte. Die Spitze und die Unterkante waren abgerundet, und es ruhte auf drei metallenen Beinen auf dem unebenen Felsboden. Und es war beschriftet. Andreas fand auf einer Seite in großen schwarzen Buchstaben das Wort NATE, darunter in geringerer Größe TFG MK VI. In der untersten Zeile stand eine Reihe von Zeichen, die Andreas als die neuen Ziffern erkannte, welche Kaufleute in Indien kennengelernt hatten und die sich seit geraumer Zeit in beiden Imperien steigender Beliebtheit erfreuten, weil sie nahezu jede Rechnung vereinfachten: 9117-3.
    Die Beschriftung ergab für Andreas nicht den geringsten Sinn. Es mochte sich um eine Barbarensprache handeln, aber welche? Falls Aethelred wirklich in irgendeiner Verbindung mit diesem Objekt stand, was sicher schien, hätte es Angelsächsisch sein können. Aber war er denn tatsächlich aus Mercia? Außerdem waren nach Andreas’ Wissen die indischen Ziffern in Britannien noch unbekannt. Die kryptischen Worte auf dem rätselhaften Kegel stellten für Andreas keine Hilfe dar, und genauso verhielt es sich mit dem Symbol darüber. Es war ein Rechteck mit horizontalen weißen und roten Streifen, dessen linkes oberes Viertel ein blaues Feld mit zahlreichen weißen Sternen war. Sollte das ein Wappen sein? Oder ein Hinweis, den Andreas nicht verstand? Er wusste es nicht und konnte sich tausend mögliche Antworten vorstellen.
    Inzwischen hatte er die größte Furcht vor dem fremdartigen Etwas überwunden und trat näher. Vorsichtig streckte er die Hand aus und befühlte dessen Oberfläche. Sie war glatt, und unter

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