Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)
irrationaler Aggressivität, die ihn blind machte für die Gefahren, die ein allzu unüberlegtes Verhalten mit sich brachte. Gereizt entgegnete er: »Das will ich von dir wissen! Was ist das für ein Ding in der Höhle? Und was ist mit deinen seltsamen Münzen? Oder diesen Sachen auf dem Tisch? Wer bist du, Aethelred, und was hast du vor?«
Noch bevor er das letzte Wort völlig ausgesprochen hatte, wurde er sich mit Entsetzen bewusst, dass er mit dieser Tollkühnheit zweifellos sein eigenes Todesurteil gesprochen hatte. Sein Magen verkrampfte sich in Erwartung der kommenden Strafe, doch nichts geschah; kein todbringender Zauberspruch wurde gegen ihn ausgestoßen.
Captain Vincent begann zu ahnen, dass er so zu nichts kommen würde. Vielleicht war es jetzt Zeit, die Karten auf den Tisch zu legen. Schaden konnte es jedenfalls kaum, die Vorschriften von NATE galten hier ohnehin nicht. Im Übrigen wusste der Römer schon zu viel, als dass weiteres Verschweigen überhaupt noch Sinn gehabt hätte. Möglicherweise würde er ihn sogar als Verbündeten gewinnen können; er hatte jedenfalls dringend Hilfe nötig von jemandem, der sich in dieser Welt besser auskannte, das hatten die ergebnislos vergangenen sieben Wochen gezeigt.
»Na schön«, sagte Franklin und nahm einen Zug von der Lucky Strike, »ich mache dir einen Vorschlag. Ich werde dir erzählen, wer ich bin und was ich hier mache. Und danach will ich das Gleiche von dir hören, in Ordnung? Ach, noch was: Mein Name ist Vincent, Franklin Vincent. Vergiss dieses lächerliche ›Aethelred‹, ja?«
Andreas zögerte, aber dann überwand er seine Zweifel vorläufig. »Ich bin einverstanden. Wirst du mich auch losbinden?«
Franklin überlegte kurz. Dann nickte er, drückte die Zigarette an einem Balken aus und ging zu Andreas hinüber. Während er die Fesseln löste, sagte er fast beiläufig: »Und versuch bloß nicht, mich nochmal anzugreifen. Ich beherrsche achtzehn Arten, einen Menschen mit bloßen Händen innerhalb einer Sekunde zu töten, also mach keine Dummheiten!«
Angesichts der immer noch pochenden Kopfschmerzen, die eine deutliche Warnung vor Aethelreds – Franklins – Kräften waren, fiel es Andreas leicht, das zu versprechen. Dabei musste er über diesen Namen nachdenken.
Was für ein merkwürdiger Name … Franklin? Welche Sprache soll das sein? Und Vincent ist doch ein römischer Name … falls er wirklich so heißt.
Captain Vincent setzte sich wieder auf die Tischkante, während Andreas seine tauben Handgelenke rieb,. »Hast du schon mal von Philippus von Syracus gehört?«
Andreas war über diese unerwartete Frage erstaunt und verneinte wahrheitsgemäß.
Franklin seufzte. Er hatte diese Reaktion schon zu oft erleben müssen, um noch enttäuscht zu sein. »Auch gut«, sagte er. »Dann werde ich’s erklären. Na, jedenfalls werde ich es versuchen. Mal sehen, wie fange ich das am besten an …«
Er dachte kurz nach und sagte dann: »Ich komme aus dem Jahr 1998 … Anno Domini, versteht sich.«
Andreas starrte ihn an und war völlig unfähig, sich auf irgendeine Weise zu äußern.
Er ist wahnsinnig! Der Mann ist verrückt. Oder ein Lügner. Ja, er muss ein Lügner sein, er will mich damit nur verwirren … Niemand kann aus der Zukunft … Alleine daran zu denken, ist ja schon Blasphemie! Aber andererseits … das könnte manches erklären. Gott! Ich bin kurz davor, ihm glauben zu wollen!
Er rang mit sich. Es waren nur wenige Sekunden, aber sie erschienen ihm wie eine Ewigkeit. Er hatte hier einen Mann vor sich, der von sich behauptete, aus einer fernen Zukunft zu stammen. Andreas wusste, dass dies völlig unmöglich war. Oder doch nicht? Das geheimnisvolle, surrende schwarze Kästchen, dieses Vorhängeschloss, selbst der große Kegel in der Höhle, diese ganzen seltsamen Gegenstände mochten in über tausend Jahren Dinge des täglichen Gebrauchs sein, die niemanden erstaunten; so war es ja auch mit der Druckerpresse gewesen, die sich vorzustellen noch vor hundert Jahren niemand imstande gewesen wäre, ganz zu schweigen von der Möglichkeit, ein Buch beliebig oft zu vervielfältigen. Der Typoscribetor hatte in nur drei Jahrzehnten die Welt des Wissens völlig verändert. Was konnte menschlicher Geist dann erst in einer so gewaltigen Zeitspanne wie zwölf Jahrhunderten vollbringen? Auch wenn es Andreas nicht gefiel, musste er erkennen, dass Franklins Behauptung durchaus logisch war – unglaubwürdig, aber logisch.
»Das ist schwer zu
Weitere Kostenlose Bücher