Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)
Abläufe, wie der göttliche Plan sie vorsieht, würden wir nicht nur den Wahren Willen erfüllen, Ihr könntet auch heimkehren. Und noch gibt es vielleicht eine Chance.«
Nun blickte Larue auf und drehte sich nach Einhard um, der immer noch aus dem Fenster sah. »Ja, vielleicht. In der letzten Woche sind neue Wahrsager in das Gefangenenlager eingeliefert worden. Man hatte sie im nördlichen Sachsen aufgegriffen, unweit der Elbe und somit nah an der Grenze zu Abotritien. Diese Leute habe ich in den vergangenen Tagen befragt, und dabei von einem von ihnen etwas Interessantes erfahren. Er teilte mir mit, dass sich angeblich manche der heidnischen Slawen auf die Wahrsagekünste verstehen, derer wir bedürfen. Es soll sich um die Priester der von den Abotriten verehrten Göttin Siwa handeln. Natürlich werden diese Leute nicht freiwillig hierher kommen, dazu ist der Ruf des Königs als Glaubensstreiter zu bekannt. Ich verachte den Krieg, und es hat mir bereits große Qualen bereitet, dem König zur Eroberung Sachsens raten zu müssen, um der dort lebenden heidnischen Magier habhaft zu werden. Dennoch, so fürchte ich, werde ich ihm diesen Rat nochmals geben müssen. Das halbe Heer unseres Reiches steht in Sachsen und bräuchte nur die Elbe zu überqueren. Ich werde dem König raten, Abotritien zu unterwerfen, um die Slawenpriester hierher bringen zu können. Es ist, aller Grausamkeit zum Trotz, vielleicht die einzige Möglichkeit, ein weit schlimmeres Unglück zu verhindern …«
»Was wollt Ihr damit sagen?«
»Larue, mir scheint, dass mein zweiter Plan, den ich auf Drängen des Königs entwickelt habe, viel zu gut abläuft. Mich beschleicht das Gefühl – nein, ich bin mir sicher, dass Wibodus beim König die Oberhand gewonnen hat. In letzter Zeit fördert Karl den Bau der Pfalz immer stärker, was nur den einen Schluss zulässt, dass er von hier aus zu herrschen gedenkt. Ihr wisst, was das heißt. Nicht nur für mich, der ich Gottes Willen verraten und mich durch einen schrecklichen Krieg, der im Augenblick weit von hier seinen Lauf nimmt, schuldig gemacht habe, sondern auch für Euch …«
In diesem Augenblick klopfte es an der Tür. Einhard brach seinen Satz ab und erlaubte einzutreten. Herein kam der Offizier.
»Exzellenz, ich bedauere, Euch stören zu müssen. Es kam eine Nachricht vom Baumeister Odo von Metz. Es gibt schwere Probleme mit dem Verständnis der Baupläne, die Arbeiten an der Palastkapelle mussten unterbrochen werden. Er bittet Euch dringend, ihm zu helfen.«
Verärgert drehte der Oberkämmerer sich um. »Gerade jetzt! Nun gut, ich werde kommen. Larue, in einer Stunde werde ich zurückkehren. In der Zwischenzeit lest Euch die Protokolle der Aussagen der Sachsen betreffend die abotritischen Priester durch und sagt mir nachher, ob die geschilderten Fähigkeiten für unsere Zwecke ausreichend sind.«
Er zog eine Pergamentrolle aus der Gürteltasche und legte sie auf den Tisch. Dann wandte er sich zum Gehen, blieb aber an der Tür kurz stehen und sagte zu den zwei Soldaten: »Ihr werdet hierbleiben. Das Schriftstück ist sehr wertvoll, achtet darauf, dass der Gefangene damit nichts anderes anstellt, als es zu lesen.«
Dann ging er und ließ die Tür hinter sich ins Schloss fallen.
Dave Larue blieb mit den beiden Wachen alleine im Zimmer zurück.
»Fuckin’ bastards«, murmelte er mit einem abfälligen Seitenblick auf seine Aufpasser.
»An Ihrer Stelle, Lieutenant, würde ich darüber nachdenken, wie Sie mit Vorgesetzten sprechen!«, erwiderte einer der Soldaten in perfektem Englisch mit Ostküstenakzent.
Larue blieb fast das Herz stehen. Mit weit aufgerissenen Augen starrte er den Mann an, und es dauerte einen Moment, bis ihm klar wurde, wer sich hinter Schuppenpanzer und Helm verbarg.
»Captain Vincent!«, entfuhr es ihm mit heiserer Stimme. »Mein Gott, Sie sind es wirklich! Sie haben mich gefunden, ich kann’s kaum glauben! Sie werden mir helfen, hier wegzukommen, nicht?«
»Verdammt noch mal, Lieutenant! Leise, oder wollen Sie uns die Wachen auf den Hals hetzen? Und überhaupt, freuen Sie sich nicht zu früh. Erst mal werde ich Ihnen einige Fragen stellen, damit ich überhaupt weiß, was hier vorgeht.«
Er nahm den Helm vom Kopf und wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn, der nur teilweise auf die Wärme zurückzuführen war. Andreas tat es ihm gleich, war aber ratlos, was er sonst tun sollte. Von dem Gespräch der beiden Zeitreisenden verstand er kein Wort, die
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