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Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)

Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)

Titel: Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Henkel
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hindurchrollen. Franklin und Andreas folgten ihr, wohl ahnend, dass sie den geheimsten und bestbewachten Ort des Frankenreiches betraten. Sie durchquerten einen ausgedehnten Garten, der durch Wachen in Überzahl überwacht wurde, und erreichten schließlich eine Villa rustica nach alter römischer Art, deren Fassade von weißen Marmorsäulen getragen wurde. Vor dem Eingang stand eine Wache von acht Mann, schwer bewaffnet und gewiss zum Äußersten bereit, um Eindringlinge abzuwehren oder Fluchtversuche zu vereiteln.
    Einhard und der Offizier verließen die Kutsche, und Franklin und Andreas folgten ihnen. Die Wachen nahmen Haltung an, als der Oberkämmerer und seine Begleitung den Eingang passierten.
    Andreas schauderte bei der Vorstellung, was diese Soldaten wohl mit ihm täten, wenn er sich in diesem Moment durch eine unbedachte Handlung verriete. Doch alles verlief ohne Zwischenfall, niemand dachte daran, die zwei Soldaten in Einhards Gefolge zu kontrollieren. So erreichten sie nach einem kurzen Weg durch die angenehm kühlen Korridore der Villa gleich darauf eine Tür, vor der eine weitere Wache stand.
    »Ihr werdet hier warten, Hauptmann«, wandte sich der Oberkämmerer an den Offizier, »da Ihr Latein versteht. Ihr werdet Verständnis für diese Vorsichtsmaßnahme haben.«
    »Selbstverständlich, Exzellenz. Und die beiden Soldaten?«
    »Sie sprechen gewiss kein Latein, also besteht auch nicht das Risiko, dass sie mein Gespräch mit dem Gefangenen verfolgen könnten. Sie werden mit hineinkommen und sicherstellen, dass der Mann keine Dummheiten macht. Ihr erinnert Euch gewiss noch an die Probleme, die uns seine Verhaftung bereitet hat. Diese Erfahrung zu ignorieren wäre töricht, wenn ich auch keine unerwarteten Handlungen seinerseits erwarte.«
    Der Offizier zog einen Schlüssel hervor, den er unsichtbar unter der Kleidung verborgen um den Hals trug, und entriegelte damit die Tür. Gefolgt von Andreas und Franklin trat Einhard ein.
      
    »Wenn Ihr mir nicht glaubt, lasst mich doch foltern! Aber das ändert nichts daran, dass ich Euch die Wahrheit sage! Zum hundertsten Mal, ich habe Euch alles gesagt, was ich weiß.«
    Einhard betrachtete prüfend Dave Larue, der ihm gegenüber am Tisch saß, während die zwei Soldaten teilnahmslos in einiger Entfernung zu beiden Seiten der Tür standen. Der Zeitreisende wirkte auf den Oberkämmerer in jedem Wort, jeder Bewegung müde und gereizt, in seinen dunklen Augen schimmerte matt eine Mischung aus Rebellion und Resignation.
    Einhard dachte nicht im Entferntesten daran, den Mann foltern zu lassen. Zum einen, weil er die Folter verabscheute. Und zum anderen, weil es in seinen Augen eine unglaubliche Blasphemie dargestellt hätte, einem Menschen willentlich Gewalt anzutun, der vom Herrn auserwählt worden war, Teil eines Seiner Wunder zu sein.
    »Fasst Euch wieder, Larue«, sagte Einhard beschwichtigend, »ich weiß, dass Ihr nicht lügt. Ich habe Euch in den vergangenen Jahren so oft befragt, dass ich es längst bemerkt hätte, wenn Ihr versuchtet, mir die Unwahrheit zu erzählen. Aber wäre es denn nicht möglich, dass Ihr etwas vergessen habt? Ein Detail, das Euch selbst so unwichtig vorkam, dass Ihr Euch daran nicht mehr erinnern könnt? Ich bitte Euch, denkt nach.«
    Larue schüttelte den Kopf; Einhard stand vom Tisch auf, ging mit sorgenvoll gewellter Stirn hinüber zu einem der vergitterten Fenster und meinte, während er in den Garten hinausblickte: »Wir können Euch nicht aussenden, um die Geschichte wieder in die Bahnen zu lenken, die Gottes Willen ihr bestimmt hat, ohne zu wissen, welche Eurer Handlungen die Veränderung herbeigeführt hat und wo wir eingreifen müssen. Eure Erinnerungen helfen uns nicht weiter, da es aus ihnen nicht ersichtlich ist. Die Zauberer und Wahrsager, die der König in ganz Sachsen hat gefangen nehmen und hierher bringen lassen, haben sich als unfähig erwiesen. Sie sagen, es läge außerhalb ihrer Fähigkeiten, die Vergangenheit zu schauen. Und sie sind schon gar nicht in der Lage, den Punkt der Vergangenheit festzustellen, an dem diese Welt ihren Anfang nahm.«
    Ohne Einhard anzusehen, erwiderte Larue düster: »Ihr wisst doch nur zu gut, dass ich Euch schon aus meinem eigenen Interesse helfen würde, wenn es mir möglich wäre. Schließlich könnte ich dann ja endlich wieder unbesorgt in meine Welt zurückkehren. Ich habe nicht den kleinsten Grund, Eure Bemühungen zu untergraben.«
    »Ich weiß. Mit der Wiederherstellung der

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