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Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)

Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)

Titel: Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Henkel
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hervorgehenden Zusammenhänge. Er hatte nicht die Absicht, seine Glaubwürdigkeit zu gefährden, war es doch von größter Bedeutung, dass die Nachricht ernst genommen würde.
    Nach einer Weile hatte er alles, was ihm wichtig erschien, zu Papier gebracht. Er ging den Brief noch einmal durch und prüfte, ob die Bedrohung des Imperiums durch die neuartigen fränkischen Geheimwaffen – über deren Herkunft er sich ausschwieg –, Karls intensive Kriegsvorbereitungen und seine eindeutigen Gelüste auf den Kaiserpurpur auch deutlich genug aus den Worten hervorging. Er war mit dem Ergebnis zufrieden und faltete das Schriftstück zusammen, ehe er es in seiner Gürteltasche verstaute.
    Er sah sich in Franklins Zimmer, wo er am Tisch saß, um. Die schwere Truhe stand offen und leer geräumt, ihres Vorhängeschlosses beraubt, in der Ecke, die Satteltaschen des Zeitreisenden lagen schwer bepackt auf dem Bett, gleich neben Andreas’ eigenen. Nur ein Buch war noch auf dem Tisch zurückgeblieben, und der Römer nahm es in die Hand, um zum wiederholten Male hineinzuschauen. Es handelte sich um das Buch, welches auf der Vorderseite die Reiterstatue Karls des Großen zeigte und das schon Andreas’ Interesse erregt hatte, als er zum ersten Mal in diesem Zimmer gewesen war. Er blätterte ein wenig darin herum. Die Texte sagten ihm wenig, abgesehen von den Stellen, bei denen es sich um lateinische Zitate aus alten Manuskripten handelte und deren sprachliche Grobheit ihn befremdete. Die naturgetreuen Abbildungen hingegen fesselten ihn. Oft handelte es sich um Wiedergaben von Seiten aus Handschriften von fremdartiger Primitivität, die einen eigenwilligen Reiz ausübten. Andere Bilder zeigten Bauwerke, die in der anderen Welt zur Zeit Karls des Großen entstanden waren und wie sie sich über tausend Jahre später dem Auge des Betrachters darboten. Meistens waren es nicht die eher ungeschlachten Bauten selber, die Andreas interessierten, sondern die sie umgebende Szenerie. Da war etwa ein Bild, auf dem Andreas erst nach genauer Betrachtung das Vorbild der Aachener Kirche, Karls Pfalzkapelle, erkannte. Das Polygon des Gotteshauses war umgeben von Anbauten, die über die Jahrhunderte gewuchert sein mussten, sodass die eher schlichte, klare Grundkonzeption des Baus völlig von ihnen überlagert wurde. Noch auffälliger aber war der Platz vor der Kirche, auf dem sich in großer Anzahl und vielen Farben Gebilde aneinanderreihten, von denen Andreas annahm, dass es sich um Gefährte handelte, da sie allesamt auf Rädern standen. Ihre glatten Außenhäute wurden von verglasten Fenstern durchbrochen, bei einem der Gefährte war eine Tür geöffnet, durch die ein Mann ins Innere zu steigen schien. Auf dem gesamten Bild waren aber weder Zugtiere zu sehen, noch hatte einer der Wagen eine Deichsel oder etwas Ähnliches aufzuweisen. Es musste sich um Fahrzeuge handeln, die mit dem geheimnisvollen Antrieb versehen waren, von dem Franklin gesprochen hatte. Doch ihre bloße Zahl erstaunte Andreas, alleine diese eine Abbildung zeigte mindestens sechzig Stück von ihnen. Er hatte angenommen, dass diese wundersamen Wagen den Reichen und Mächtigen vorbehalten seien, aber angesichts dieser Abbildung hätte man meinen können, dass jeder erwachsene Mensch in jener anderen Welt ein derartiges Gefährt besitzen würde.
    Die Tür öffnete sich, und Franklin kam ins Zimmer. »Alles erledigt«, sagte er und nahm Andreas das Buch aus der Hand, um es in die Satteltasche zu packen, »wir können abreisen. Ich habe unsere Zimmer bezahlt.«
    Andreas unterließ es, sich bei Franklin darüber zu beschweren, dass er ihn so abrupt von seiner Lektüre getrennt hatte.
    Er stand vom Tisch auf, nahm die Satteltaschen vom Bett und fragte: »Du hast mein Zimmer ebenfalls bezahlt? Das ist wirklich großzügig, danke.«
    »Nichts zu danken … ist ja schließlich nicht mein Geld«, grinste Franklin.
    »Da fällt mir etwas ein, das ich dich schon lange fragen wollte. Die Münzen, mit denen du anfangs hier bezahlt hast …«
    Andreas zog eines der Geldstücke, die er dem Wirt in Weyer abgehandelt hatte, aus dem Geldbeutel. »Dass sie alle völlig gleich sind, wundert mich nun nicht mehr. Mit den Mitteln, die in deiner Welt zur Verfügung stehen, ist das gewiss eine Kleinigkeit. Ich habe in deinen Büchern Abbildungen ganz ähnlicher Münzen gesehen, und ich verstehe, dass du Münzen Karls des Großen mitgebracht hast. Schließlich hattet ihr ja vermutet, dass sich hier alles nur in

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