Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)
Ruhebett und lächelte bösartig. Die eindringliche Schilderung des zu erwartenden Kriegsruhms hatte zu Meh-Adhars Erleichterung ihren Zweck erfüllt, und sein Ansinnen war auf fruchtbaren Boden gefallen. Die Kühnheit, zu versuchen, Ardashir von seinen Plänen abzubringen, hätte den General genauso gut einen sofortigen, qualvollen Tod bringen können. Indes war das Gegenteil eingetreten. Nachdem die anfänglichen Klippen prinzlichen Unwillens vorsichtig und durch viel Glück umschifft worden waren, hatte die Aussicht auf die besonderen Siegeslorbeeren, die sein Heerführer ihm bot, die Augen des Prinzen aufglimmen lassen. So gefesselt war er von dem Vorschlag des Generals, dass er sogar die zur Seite liegende Inderin völlig vergessen hatte und sich bereits in Visionen des Triumphs über beide Römerreiche erging.
»Meh-Adhar, Euer Plan gefällt mir … ja, er gefällt mir ausgezeichnet. Was kümmert mich Jerusalem? Nach unserem Sieg wird es sowieso durch die Gebietsabtretungen, zu denen wir die Oströmer zwingen werden, an unser Reich fallen. Dann können wir damit verfahren, wie es uns beliebt. Aber die unbesiegbaren Legionen zu vernichten … das hieße, unvergänglichen Ruhm zu erwerben, der die Ewigkeit überdauern wird.«
Dem General entging nicht, dass das gefährliche Glühen in den Augen des Prinzen stärker zu werden schien. Dennoch ließ er sich seine Beunruhigung nicht anmerken. »Ich danke Euch für die Gnade, meinen Vorschlägen so viel Wohlwollen entgegenzubringen, mein Prinz. Ihr erlaubt, dass ich meinen Plan näher erkläre?«
»Gewiss, gewiss«, sagte Ardashir ungeduldig, »ich will wissen, wie ich siegen werde. Fangt an.«
»Wir werden die Römer dazu verführen, uns anzugreifen. Wenn sie uns einholen, sollen sie glauben, auf das Ende unserer völlig unvorbereiteten Marschkolonne zu treffen. Sie werden die Chance nutzen, daran gibt es gar keinen Zweifel, denn uns in einen Kampf zu verwickeln, ist in ihren Augen nun sicher ihre einzige verbliebene Möglichkeit, uns aufzuhalten, bis sie Verstärkung erhalten. Doch das Ende unseres Heerzuges wird nur scheinbar unvorbereitet sein und sich beim Angriff der Römer umgehend in einer undurchdringlichen Verteidigungslinie formieren. Dann werden unsere Gegner es sein, die sich einer Überraschung entgegensehen. Sie werden es zu spät merken und sich aufreiben. Und während dies geschieht, kann ein Teil des Heeres nach Ägypten …«
»Das wird es nicht!«, unterbrach ihn Ardashir. »General Meh-Adhar, die Armee wird nicht geteilt. Ich wünsche, dass die unfassbare Größe unserer Streitmacht bei dieser Schlacht, die die Erfüllung eines jahrhundertealten Traumes bringt, sich für alle Zeiten untrennbar mit meinem Namen und dem Sieg der persischen Waffen verbindet. Die Bedeutung dieses Ereignisses darf durch nichts geschmälert werden, habt Ihr das begriffen?«
Meh-Adhar wollte widersprechen. Der Ort, den er für den Kampf vorgesehen hatte, war zwar breiter als der Rest der Uferebene; doch der zur Verfügung stehende Raum war dort dennoch so beengt, dass die Mehrheit des Riesenheeres untätig hinter der schmalen Schlachtlinie stehen würde. Eine solche Ballung auf begrenztem Raum gefiel ihm nicht, doch letztendlich stellte sie kein wirkliches Risiko dar. Und der Zeitverlust auf dem Weg nach Ägypten würde ohne die Aufspaltung der Streitkräfte auch höchstens zwei Tage betragen, die Bedrohung durch die Oströmer stieg dadurch also nicht wesentlich.
»Was Ihr befehlt, mein Prinz, soll geschehen«, antwortete der General mit einer Verbeugung.
»Ihr habt es erfasst«, sagte Ardashir lächelnd und fuhr mit einer Hand durch das Haar der Inderin, »was ich befehle, geschieht. Nicht wahr, Sheila, meine Tigerin?«
18
Trevera
Im »Roten Drachen«
Andreas überlegte die Worte, die er niederschrieb, sehr sorgfältig. Trotzdem glitt der feine Kohlestift in seiner Hand gleichmäßig und ohne Pausen über das Papier, das sich mit Sätzen im phantasielosen, aber klaren Latein der Beamten füllte. Die stilistische Brillanz der großen römischen Literaten, die sein alter Grammaticus ihm mühevoll nahezubringen versucht hatte, wäre in diesem Falle fehl am Platze gewesen, denn dieses Schreiben sollte nur einen Zweck erfüllen: präzise und ohne Umschweife zu informieren. Er verfasste einen knappen Bericht über die Vorgänge in Aachen und die heraufziehende Gefahr für Rom, vermied jedoch jede Erwähnung der Zeitreisen und aller daraus
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