Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)
Details von der Geschichte unterscheidet, wie ihr sie kennt. Aber mir ist nicht klar, warum die Inschrift dann Karl als Imperator bezeichnet. Du hattest doch gesagt, dass er den Kaisertitel erst ab Anno Domini 800 führte, aber du hast gewusst, dass du in das Jahr 796 reisen wirst. Ist das nicht ein Widerspruch?«
»So was Ähnliches habe ich auch gedacht, als ich nach der Ankunft mein Material kontrolliert habe. Nur mit etwas kräftigeren Ausdrücken«, antwortete Franklin mit leichtem Hohn, der sich aber ganz eindeutig nicht auf Andreas bezog. »Irgendjemand bei uns hat schlicht und ergreifend geschlampt. Angefordert hatten wir bei Abteilung Q, die für unsere Ausrüstung zuständig ist, fünfhundert Silberdenare Karls des Großen aus der Zeit vor 796. Leider kam gerade der Posten erst in letzter Minute an, sodass wir ihn vorher nicht mehr prüfen konnten, wie das sonst üblich ist. Okay, das wäre unter diesen Umständen sowieso egal gewesen, aber es hätte ja auch alles anders sein können, und dann hätte mich dieser Fehler vielleicht den Kopf kosten können. Na, denen steige ich noch aufs Dach, wenn ich wieder zurück bin. Und jetzt wird es Zeit, wir haben ja noch einiges vor.«
Im Innenhof des »Roten Drachen« hielt der Stallbursche die schon gesattelten Pferde bereit. Für seine Bemühungen gab Andreas ihm eine Handvoll Kupfermünzen, und dem Knecht stand die Überraschung über die außergewöhnlich großzügige Gabe ins Gesicht geschrieben. Dann ritten sie durch das Tor hinaus zum Marktplatz.
Es war noch früh am Morgen und die Straßen Treveras recht leer. Die Feuchtigkeit der Nacht hatte sich jedoch bereits verflüchtigt, alle Anzeichen deuteten darauf hin, dass ein weiterer drückend heißer Tag bevorstand. Andreas wusste mittlerweile nur zu gut, welche Gerüche die vor Schmutz überquellende Stadt verbreitete, wenn die Sonne hoch am Himmel stand. Er war froh, diesen Ort endlich hinter sich lassen zu können, der alles überlagernde Gestank von Urin, faulenden Abfällen, achtlos liegen gelassenen Tierkadavern und Straßendreck würde ihm gewiss nicht fehlen.
Als sie die ausgebrannte, rußgeschwärzte Ruine der arianischen Kirche erreichten, kam ihnen jemand entgegen, den Andreas sofort erkannte. Vor einem Diener zu Pferde, der zwei Packesel am Zügel hinter sich führte, ritt Josephus Columbanus. Auch er hatte Andreas auf dem leeren Kirchenplatz gleich erblickt und winkte ihm zu.
»Ich komme gleich nach«, sagte Andreas zu Franklin, »warte an der Moselbrücke auf mich. Ich möchte mich noch von einem Bekannten verabschieden.«
Franklin nickte und der Ostgote ritt zu Columbanus hinüber. »Ah, seid mir gegrüßt, mein junger Freund. Ihr seid gesund und wohlbehalten, das sehe ich mit Erleichterung. Dann kann ich annehmen, dass das Kreuz Euch gute Dienste leistet.«
»Salve, Josephus Columbanus. Ja, ich bin Euch wirklich zu Dank verpflichtet. Aber ich bedauere, dass ich Eurer Einladung nicht habe Folge leisten können. Wie ich sehe, reist Ihr auch ab?«
»Ja, leider. Meine Mission hier in Trevera war ein Fehlschlag. Ich musste für meine Gespräche mit einem Stellvertreter Einhards vorliebnehmen, da der Oberkämmerer ständig verhindert war. Und zum Schluss war alle Mühe vergeblich, König Karl war zu keinerlei Änderung seiner neuen Gesetze bereit. Meine Glaubensbrüder in seinem Reich werden sich damit abfinden müssen, künftig auf sein Geheiß hin Sklavenhandel zu treiben. Und das, nachdem ich den hiesigen jüdischen Kaufleuten mitteilen musste, dass meiner Einschätzung nach Sklavenhandel höchst verwerflich ist, selbst wenn die Sklaverei in den Schriften oft Billigung erfährt. Ihr seht, ich konnte das Dilemma nicht beseitigen. Nun bleibt mir nichts anderes übrig, als unverrichteter Dinge heimzukehren.«
»Das tut mir leid, Rabbi Columbanus. Auch vor mir liegen schwere Aufgaben, von denen ich nicht weiß, ob ich sie bewältigen werde. Aber falls es mir gelingen sollte, will ich Euch in einem Brief detailliert schildern, was ich erlebt habe. Ihr werdet es sicher höchst ungewöhnlich und ganz bestimmt vollkommen unglaublich finden, und möglicherweise wird es Euch zu einem neuen Roman anregen.«
»Das wäre mir eine Freude«, antwortete der Rabbi und setzte mit sorgenvoller Miene hinzu: »In den letzten Nächten hatte ich Träume, deren Bilder so schrecklich, so furchtbar waren und deren Sinn mit verborgen blieb. Wenn ich versuchen würde, daraus die Inspiration für ein Buch zu
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