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Die Zeitrausch-Trilogie, Band 1: Spiel der Vergangenheit (German Edition)

Die Zeitrausch-Trilogie, Band 1: Spiel der Vergangenheit (German Edition)

Titel: Die Zeitrausch-Trilogie, Band 1: Spiel der Vergangenheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Kestner
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auch das gezeigt? Wie das Feuer ihren Körper auffrisst? Hat es euch amüsiert?«
    Wie von Sinnen ist Kay, ich verstehe nicht, wovon er spricht … Wen meint er? Womit habe ich Recht? Wer wird verbrennen?
    »Kay«, schreie ich diesmal und mein Blick fliegt zwischen dem verbeulten Wagen und dem Haus am Ende der Auffahrt hin und her. Doch nur einige Wäschestücke, zwischen zwei Bäumen aufgehängt, blähen im Wind. Sonst ist es ruhig. Als ich mich wieder umdrehe, sehe ich Kay zusammengesunken auf dem buckligen Pflaster, seinen Kopf auf die geballten Fäuste gelegt, sein Körper bebend vor Zorn, oder Verzweiflung, oder Gram.
    »Kay …« Jetzt rede ich leise, um ihn nicht zu verschrecken, und lege meine Fingerspitzen auf seine Schulter.
    »Gib mir einen Moment«, sagt er erstickt und ich erkenne, dass es stummes Schluchzen ist, das seinen Körper schüttelt.
    Behutsam streiche ich über seinen Rücken, bis er ruhiger wird und schließlich aufsteht. Seine Augen sind gerötet, aber wieder voller Entschlossenheit.
    »Du musst mir alles über den Brand erzählen. Wann brach er aus und wo, welche Gebiete hat er erfasst und wie wurde er gelöscht?«
    Ich schüttle leicht den Kopf. »Es tut mir leid, aber das weiß ich nicht mehr. Wir haben sicherlich in der Schule darüber gesprochen, bloß … das ist lange her …«
    »Du musst dich erinnern!«
    »Verdammt, Kay! Ich habe dir alles gesagt, was ich darüber weiß: Am dritten Juli 1929 wurde die Apfelplantage meiner Vorfahren von dem Feuer in Schutt und Asche gelegt, das sich bis in das Zentrum von Mill Valley fraß, und hätte der Wind nicht gedreht, wäre auch die Innenstadt zerstört worden.«
    »War es hier? Hat es hier gebrannt, in der Ralston Avenue?«
    »Sind wir auf der Ralston? Woher weißt du das?« Ungeduldig suche ich in Kays steinern gewordener Maske nach der Wahrheit.
    Mein Scout deutet den gewundenen, stetig abfallenden Weg herunter. »Vor etwa einem Kilometer sind wir an einem Schild mit der Aufschrift Ralston Avenue vorbeigegangen und ich möchte nicht, dass wir in die Flammen geraten, deswegen wäre es hilfreich zu wissen, wo genau es brennen wird. Das ist alles.«
    »Wirklich? Du hast herumgeschrien, als sei bei dir etwas durchgebrannt.«
    »Wirklich.« Er schiebt das Kinn vor.
    Ich glaube ihm nicht, merke jedoch, dass es keinen Sinn hat, Kay weiter zu bedrängen.
    Ich wünschte, ich hätte Zeit, seine Geheimnisse zu ergründen, mich ihm langsam zu nähern, um zu verstehen, warum er sich immer wieder verschließt, seine Hand zu nehmen, zu wissen, dass er sie nicht mehr loslassen wird.
    Stattdessen sehe ich auf meinen Marker. Er hat sich nicht mehr gemeldet, seitdem wir das Kino verlassen haben, und ich will sichergehen, dass er funktioniert. Stoisch blinkt mir die Zeit entgegen, es sind erst knapp drei Stunden vergangen, doch es kommt mir wie Tage vor.
    Ich massiere mir erschöpft die Schläfen.
    Seit wir in dieser Zeit gelandet sind, ist es, als würde sie mich in sich hineinziehen, mir keinen Moment gönnen, die Zusammenhänge zu begreifen. Wie in einem Sog aus unbegreiflichen Zufällen folgen wir dem verworrenen Strudel meiner Familiengeschichte: Erst der Kinobetreiber … ich suche nach seinem Namen … Jimmy Walden, genau, dem wir zeitgemäße Kleidung zu verdanken haben und das gleich nach unserer Ankunft, dessen Gehilfe Joe, der mir von Hamilton Hill berichtet hat, die Taverne, in der mich Helen mit offenen Armen empfängt und in der ich - obwohl oder gerade weil sie mich verwechselt hat wieder auf den Namen Hill treffe, erfahre, dass meine Vorfahren illegal Schnaps brennen. Fast kommt mir all das inszeniert vor, wüsste ich nicht genau, dass ich die Entscheidung getroffen habe, in die Katakomben des Kinos abzutauchen, die Throckmorton Avenue hinunterzugehen, in der Taverne nach dem Datum fragen zu wollen. Doch … habe ich das wirklich? Oder bin ich nur Kay gefolgt? Ich rufe mir meinen Scout vor der Taverne in Erinnerung, wie er mich heranwinkt, auf das Schild deutet, dass irgendetwas für fünf Cent auspreist … Aber es war meine Entscheidung, die Taverne zu betreten, oder?
    Der Rückblick entschwindet meiner krampfhaften Bemühung, ihn Revue passieren zu lassen. Ich bin schon wieder durstig, die Hitze wird langsam unerträglich und ich kann mich nicht weiter konzentrieren.
    »Was machen wir jetzt?«
    Kay betrachtet nachdenklich ein zweistöckiges Holzhaus hinter uns. »Du hast gesagt, die Plantage von Hamilton wird bei dem Feuer zerstört

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