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Die Zeitrausch-Trilogie, Band 1: Spiel der Vergangenheit (German Edition)

Die Zeitrausch-Trilogie, Band 1: Spiel der Vergangenheit (German Edition)

Titel: Die Zeitrausch-Trilogie, Band 1: Spiel der Vergangenheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Kestner
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tränken, um der Hitze des Feuers so lange wie möglich zu trotzen.
    »Verdammte Höhenangst«, krächze ich, atme noch einmal tief durch und lasse mich ein Stück bergab gleiten, um das Nass zu erreichen. Der Boden ist glitschig. Mit den Füßen suche ich auf einem umgestürzten Baumstamm Halt, unter meinem Gewicht jedoch stürzt er in die Tiefe, knallt etliche Meter unter mir gegen einen Mammutbaum. Oh Gott! Ich blicke ihm nach in den grauenvollen Abgrund, eine Hand um einen Birkenast gekrallt, die Füße mannshoch über dem nächsten Plateau baumelnd, auf dem sich das Wasser sammelt, um kurz dahinter die nächste Kaskade herunterzustürzen.
    »Scheiße!« Fluchend versuche ich, nach dem Vorsprung zu tasten, aber meine alles beherrschende Höhenangst versteinert meinen Körper. Er will mir einfach nicht gehorchen, ist in eine Starre verfallen. Nur der kalte Schweiß rinnt mir trotz der Hitze über den Rücken, bricht aus allen Poren, auch aus meinen Händen, die gefährlich glitschig werden, und dem nicht genug, meldet sich auch noch der Marker. Wahrscheinlich zeigt er erhöhte Stresswerte an, aber ich denke nicht daran, den Birkenast loszulassen, um nachzusehen. Endlich gleitet Kay neben mir den Abhang herunter. Seine Hände greifen geschickt in vorspringende Steine und im nächsten Augenblick steht er unter mir im Wasser, streckt die Arme aus und ruft: »Ich fang dich auf! Versuch dich langsam über das Moos gleiten zu lassen!«
    »Ich kann nicht!«
    Es klingt jämmerlich. Plötzlich habe ich das Gefühl, wieder in der Baumkrone zu sitzen, sechs Jahre alt und starr vor Angst, unfähig mich zu bewegen, mich auf den rettenden Ast gleiten zu lassen, bis mein Vater eine Leiter holt und mich befreit. Aber hier gibt es keine Leiter und ich bin nicht mehr sechs!
    »Lass los, Alison! Ich werde dich auffangen! Ganz bestimmt! Es sieht nur von dort oben so hoch aus, ich kann deine Füße fast berühren, siehst du?« Kay hält die Arme immer noch ausgestreckt, die Beine gespreizt im Wasser stehend. »Ich werde dich auffangen! Versprochen. Mach schon!«
    Ich lasse los. Meine Rippe schlägt schmerzhaft über einen Stein, dann bin ich in Kays Armen, noch bevor ich den Boden berühre, hat er mich aus der Luft gegriffen, lässt mich hinunter und schöpft Wasser über meine Haare und meinen Körper. Ich presse mich an die Steinwand, lasse mir das unerwartet kalte Nass über den Rücken laufen und sehe Kay bibbernd dabei zu, wie er sein bronzefarbenes Haar mit dunklem Schlamm bedeckt. Vielleicht sind dies unsere letzten Minuten zusammen. Vielleicht schaffen wir es nicht …
    Inzwischen dringt das laute Knacken brechender Bäume zu uns, es wird erschreckend schnell lauter, und als unsere Kleidung endlich zu Kays Zufriedenheit getränkt ist, er mir seine verschlungenen Hände zur Räuberleiter bietet, hat es sich in ein wahres Getöse verwandelt. Nie hätte ich vermutet, dass Feuer so laut sein kann. Inzwischen bin ich mir fast sicher, dass wir zu spät kommen werden …
    Kay hebt mich in die Lüfte, ich greife wieder den Birkenast und noch bevor ich mich hochziehen kann, hat er die glitschige Wand erklommen und packt mich am Arm. Einen Moment später stehe ich tropfnass vor ihm. Wieder berühren seine Lippen mein Gesicht, legen sich auf meinen Mund, nicht so bedingungslos leidenschaftlich wie in dem Kino, sondern lang und zart, fast ohne sich zu öffnen.
    Es gleicht einem Abschiedskuss.
    »Wir werden uns wiedersehen«, flüstert Kay jedoch und löst sich von mir.
    »Was hast du vor?«
    »Dort geht es zur Plantage, etwa einen halben Kilometer den Weg herunter«, antwortet er und deutet den ausgefahrenen Sandweg entlang. Ich werde mit dem Wagen versuchen, so weit wie möglich in den Wald zu kommen, du gehst nicht mit mir. Unter keinen Umständen!«
    »Aber … das Feuer! Du wirst es nicht allein schaffen«, protestiere ich.
    »Ich weiß. Darum geht es nicht mehr.«
    »Was - worum geht es dann?«
    »Bitte, Alison, wir haben keine Zeit für Erklärungen! Du musst zur Plantage und dafür sorgen, dass sie vorbereitet sind. Sie sollen alle Eimer und Gefäße, meinetwegen Stiefel und Kochtöpfe mit Wasser füllen, die Erde rund um das Haus befeuchten, trockenes Gras rausreißen! Du hast nur noch dreiundzwanzig Minuten!«
    Ich halte Kays Hand fest, natürlich könnte ich ihn nicht daran hindern, aber er muss verrückt sein, sich dem Feuer weiter nähern zu wollen. Wie zur Bestätigung bricht plötzlich ein Sprung Rehe aus dem Wald. Die

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