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Die Zeitrausch-Trilogie, Band 1: Spiel der Vergangenheit (German Edition)

Die Zeitrausch-Trilogie, Band 1: Spiel der Vergangenheit (German Edition)

Titel: Die Zeitrausch-Trilogie, Band 1: Spiel der Vergangenheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Kestner
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Augen zu. Im nächsten Moment kippt er zur Seite und ich springe auf. Mit der Hand auf seinem Brustkorb spüre ich regelmäßige Atemzüge. Erst als ich mir sicher bin, dass Kay lediglich ohne Bewusstsein ist und nicht vergiftet, schiebe ich einen Haufen Laub unter seinen Kopf, nehme den Tomahawk auf und halte neben ihm Wache, während ich auf mein zweites Ich warte.
    Die Nacht bricht schnell herein und ist von erdrückender Finsternis, kein Stern am Firmament zu sehen. Auch der Mond hat sich hinter der Wolkendecke versteckt, einzig das Feuer spendet etwas Licht. Ab und zu muss ich aufstehen, um Tannenäste nachzulegen, ich entferne mich nur ungern von Kay, nicht einmal die wenigen Meter, aber das Feuer ist zu wichtig, um es ausgehen zu lassen. Es spendet nicht nur Wärme, sondern hält auch Tiere ab.
    Trotzdem habe ich das Gefühl, von Bären und Kojoten umzingelt zu sein. Laut brechen Äste in der Nacht, ein klagendes Heulen lässt mich zusammenzucken, selbst der Ruf einer Eule ängstigt mich. Manchmal sind die Laute erschreckend nah. Und nur wenige Meter entfernt vernehme ich plötzlich ein tiefes Grollen, es klingt nach einem wütenden Tier, unmenschlich in jedem Fall.
    Ich umklammere den Tomahawk noch fester, verharre bis in die letzte Faser angespannt. Wieder das Brechen von Ästen. Jetzt in unmittelbarer Nähe.
    »Hallo?«
    Die Antwort ist ein wütendes Grollen. Oh Gott! »Kay! Hey! Wach auf!« Scheiße! Ich habe einen Riesenfehler gemacht! Panisch rüttle ich an Kays Schulter, trommle auf seine Brust. Er reagiert nicht. Ich klammere mich hilflos an Kays Oberarm, stiere in die Dunkelheit, den Körper mit jeder Faser gespannt. Da - ein Schatten! Etwas wirklich Breites zeichnet sich ab und tritt in den Schein des Feuers. Ich höre mich schreien. Jetzt erkenne ich das Ding: es ist ein Bär. Er sieht mich wachsam durch seine kleinen Augen an. Zwar ist das Vieh nicht besonders groß, vielleicht einen Meter bis zur Schulter, aber sein schwarzer, zottiger Rumpf ist massiv, die Gliedmaßen kräftig.
    Einen Moment verharrt das Tier. Es taxiert mich, als ob es darüber nachdenkt, ob ich ein Gegner für ihn sein könnte, dann setzt er sich wiegend in Bewegung, kommt geradewegs auf mich zu.
    »Hau ab!«, schreie ich dem Tier zu, schüttle verzweifelt Kays willenlosen Körper. »Scheiße! Kay! Wach doch auf! Komm schon! Ich brauche dich!«
    Der Bär ist nur noch zwei Meter von mir entfernt. Ich springe auf die Füße, drücke mich mit dem Tomahawk an die Felswand.
    »Mein Gott! Die Schweinehunde haben mich reingelegt! Es tut mir so leid!«
    Meine Beine sind starr vor Angst, wollen sich einfach nicht bewegen, nicht von Kays Seite weichen. Ich kann ihn doch nicht zurücklassen!
    »Hau ab! Verschwinde!«, schreie ich schrill, schwinge dabei den Tomahawk.
    Der Bär schnaubt unwillig. Ich habe offensichtlich einen Fehler gemacht, denn jetzt richtet er sich auf, schlägt mit der Pfote durch die Luft. Da gehorchen meine Beine wieder. Rückwärts stolpere ich in den Wald hinein, den Tomahawk über meinem Kopf, sehe, wie der Bär in den Unterschlupf tritt, hinter dem unsere Vorräte stehen, direkt auf Kay zu.
    Aus dem Nichts spüre ich jemanden hinter mir, fahre herum. Eine dunkel gekleidete Gestalt entreißt mir den Tomahawk, springt vor und schleudert die Waffe durch die Luft. Sirrend dreht sie sich und trifft pfeilgenau den Hinterkopf des Bären, der mit einem ächzenden Schnaufen zusammenknickt, dann auf die Seite fällt.
    »Scheißvieh!«, höre ich eine vertraute Stimme sagen.
    Als ich mich umdrehe, blicke ich in mein eigenes Gesicht. Ich stehe vor mir. Zweimal existierend. Ich merke, wie mein Mund offen steht.
    Die andere Alison geht zügig an mir vorbei, zieht den Tomahawk mit gestemmten Beinen und beiden Händen aus dem Bärenschädel und wischt das Blut an dem schwarzen Fell ab. Wie ferngesteuert wanke ich zu ihr.
    »Ist er tot? Er zuckt noch.«
    Mein Gegenüber sieht mich an. Unverkennbar ich und doch anders. Die schwarzen Haare sind viel länger und zu einem strengen Zopf zusammengebunden. Ihre Gesichtszüge wirken älter, reifer und sind von einer erschreckenden Härte, genau wie ihre Augen, die mich kalt fixieren.
    »Toter geht's nicht«, beantwortet sie meine Frage, wischt mit den Fingern unter dem Ohr des Tieres entlang, um mir ihre blutverschmierte Hand entgegenzustrecken. »Blut aus den Ohren bedeutet Schädelbasisbruch. Das Gehirn ist auch hin. Keine Reflexe mehr, nur noch Muskelzucken. Und jetzt hör mir zu! Ich

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