Die Zeitreisen des Zacharias Jones (Flucht aus dem Mittelalter) (German Edition)
sich im Laufe der Jahre angesammelt hatten, in Kartons verstaute. Die Boxhandschuhe, die ihm Onkel Paul letztes Jahr zu Weihnachten geschenkt hatte, seine Musche lsammlung, die mit jedem Norderneyurlaub ein gutes Stück gewachsen war, das Fußball-T-Shirt mit den Unterschriften der Nationalspieler, das er in einem Preisausschreiben gewonnen und über seinem Bett aufgehängt hatte, die schier endlos scheinende Reihe von Spiderman - und Donald-Duck -Comics und natürlich seine Lieblingsbücher über das Mittelalter, die er ganz oben in eine der Kisten packte.
Als Mama etwas später das Zimmer betrat, staunte sie nicht schlecht, weil die Regale schon fast leer geräumt waren und nur das Brett mit den Schulbüchern noch unberührt war. Zacharias bemerkte ihren Blick und brummte: „Die würd´ ich am liebsten gleich für immer wegpacken.“
Mama lachte. „Das kannst du ja auch bald. Zumindest für die Sommerferien.“
„Ach Mama, eigentlich bin ich ganz froh, wenn ich mit dem Einpacken fertig bin. Das macht ganz schön traurig.“
„Ich weiß“, nickte Mama. „Das geht mir auch nicht anders. Das Haus ist ein Stück von unserem Leben. Es fällt immer sehr schwer, etwas aufzugeben, mit dem man so lange glücklich war.“
Sie legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Hauptsache, wir sind zusammen. Irgendwie geht es immer weiter und vielleicht wird es ja gar nicht so schlecht in Sonningen.“
Zacharias versuchte, zustimmend zu lächeln. Aber in seinem Hals saß ein dicker Kloß, der sich durch den Gedanken an ein neues Leben in Sonningen ganz sicher nicht so schnell vertreiben lassen würde.
Wie von Papa vorhergesagt, hatten sie abends tatsächlich schon viel geschafft. Papa hatte bereits sämtliche Bücher aus dem Wohnzimmer verpackt. Das Geschirr aus dem Küchenschrank und der alten, hölzernen Anrichte im Esszimmer hatte unter Mamas fachkundigen Händen ebenfalls schon den Weg in die Umzugskartons gefunden. Sogar Zinchen hatte sich bequemt, ein paar Sachen aus ihrem Zimmer zu verstauen.
„Puh“, sagte Mama, als sie die Kartons sah, die Papa an einer Seite des Wohnzimmers gestapelt hatte. „Das sind ja mindestens dreißig Kisten.“
„Dreiunddreißig, um genau zu sein“, grinste Papa. Er schaute sich um. „Ich habe einen Bärenhunger. Wie wär´s mit einer Pizza?“
Erwartungsgemäß hatte niemand etwas gegen diesen Vorschlag, und so saß die ganze Familie kurz darauf vor dem Fernseher, balancierte auf den Knien Pappschachteln vom Italiener um die Ecke und verschlang riesige Stücke lauwarmer, aber gleichwohl köstlicher Pizza.
Es gab eine Show, die Zacharias sonst sehr gerne sah und so gut wie nie verpasste. Aber heute konnte er sich nicht so recht auf den blondgelockten Moderator konzentrieren. Wie schon den ganzen Nachmittag, so ging ihm auch jetzt die alte Villa nicht aus dem Kopf, in die sie schon in wenigen Tagen einziehen würden. Er stupste Papa in die Seite, der sich gerade ein ziemlich großes Stück Pizza in den Mund schob und mit einer dicken Scheibe Salami kämpfte, die den Weg hinein erst halb geschafft hatte.
„Wo genau liegt denn die Villa in Sonningen?“
Papa kaute immer noch angestrengt auf der Salamischeibe herum, sodass Mama für ihn antwortete.
„Das Haus liegt mitten im Wald auf einer Lichtung, ein paar Kilometer außerhalb von Sonningen. Ihr werdet mit einem Schulbus zur Schule fahren. In den ersten Tagen nach den Ferien wird euch aber erst mal Papa mit dem Auto mitnehmen.“
Das konnte ja was werden. Mitten im Wald! Auf einer Lichtung! Zacharias sah sich bereits dort sitzen, einsam und abgeschnitten von jeder Zivilisation.
„Und habt ihr schon eine Überlebensausrüstung für unser künftiges einsames Waldleben eingepackt?“
„Jetzt übertreib mal nicht.“ Papa hatte die Salamischeibe mittlerweile bezwungen.
„Ein paar Nachbarn wohnen nicht allzu weit entfernt. Und es gibt sogar eine Sehenswürdigkeit, eine alte Kapelle. Sie steht am Waldrand, und man kann sie von der Villa über einen Fußweg erreichen. Das wird dich bestimmt interessieren, Sohn. Die kleine Kirche stammt aus dem 14. Jahrhundert und soll zu einem Dorf gehört h aben. Niemand weiß, was daraus geworden ist. Nur die Kapelle ist übrig geblieben.“
„Jetzt erzählst du den Kindern schon wieder so ein gruseliges Zeug“, protestierte Mama. „Woher hast du das nur?“
„Hat mir alles der Makler erzählt“, grinste Papa und nahm einen Schluck aus seiner Coladose. „Er hat die
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