Die Zeitreisen des Zacharias Jones (Flucht aus dem Mittelalter) (German Edition)
zurück. „Ich habe ein paar Schrammen, aber das wird schon wieder. Ich suche mir jetzt ein Versteck.“
„Sei vorsichtig“, kam es von oben und mit einem leisen Rascheln wurde das Seil wieder hinaufgezogen. Zacharias sah sich um. Wo sollte er bis zur ersten Wachablösung bleiben? Es musste ein gutes Versteck sein, denn es würde hell werden, bis er versuchen konnte, durch das Tor zu entkommen. Der Burghof würde bis dahin von Menschen nur so wimmeln. Schräg gegenüber waren die Umrisse der Baustelle zu erkennen. Schnell verwarf er den Gedanken wieder, zwischen den Steinen und Balken, Körben und Sandhaufen einen geeigneten Platz zu finden. Die Baustelle taugte nur solange als Versteck, wie nicht auf ihr gearbeitet wurde, allenfalls also bis zum frühen Morgen. Besser, er versuchte es im hinteren Teil des Hofes.
Er tastete sich an der Burgmauer entlang. Die Wolken rissen auf und in dem gespenstischen weißen Licht des Mondes war der gewaltige Brennholzvorrat der Burg, nur wenige Meter vor ihm, nicht zu übersehen. Zum Schutz vor Nässe hatte man ein Dach über dem Stapel errichtet, das an die Außenmauer anschloss und zum Hof schräg a bfiel. Der überdachte Bereich lag dem Burgtor genau gegenüber. Von hier aus würde er den Wachwechsel gut beobachten können. Ob er sich hinter dem Brennholz verstecken konnte? Die Scheite waren in mehreren Reihen hintereinander mannshoch gestapelt. Vorsichtig zog er einige der Holzstücke aus der hinteren Reihe, die direkt an der Burgmauer aufgeschichtet war. Er schob Kopf und Schultern in den so entstandenen Hohlraum. Das würde gehen! Schnell und lautlos entfernte er weitere Holzscheite und verteilte sie auf den davor gestapelten Reihen.
Endlich hatte er so viel Raum zwischen Burgmauer und Holzstapel geschaffen, dass sein ganzer Körper bequem in die Lücke passte. Er hielt kurz inne, um in die Dunkelheit des Burghofes zu lauschen. Nichts, kein Laut. Niemand hatte ihn gehört. Zufrieden ließ er sich in seinem Schlupfwinkel in die Hocke gleiten.
Niemand würde vermuten, dass jetzt ein frecher Ausbrecher ausgerechnet den gräflichen Holzvorrat als Versteck nutzte.
Als endlich der Morgen dämmerte, war Zacharias dafür so dankbar wie noch nie in seinem Leben. Ihm war hundekalt. Wie gerne hätte er wenigstens mit den Armen um sich geschlagen, um sich etwas zu wärmen, aber daran war in der Enge seines Verstecks nicht zu denken. Er formte die klammen, schmerzenden Hände zu einer hohlen Kugel und hauchte hinein, aber viel nützte das nicht.
Mit dem ersten Tageslicht war eine emsige Geschäftigkeit in den Burghof eingekehrt. Er hörte die Arbeiter auf der Baustelle singen. Am Burgtor rasselte das Fallgitter, als es in die Höhe gezogen wurde, Befehle wurden gebrüllt, Pferde wieherten, und das dumpfe Quietschen und Ächzen der Fuhrwerke vermischte sich mit dem Klang eiliger Schritte und Türenschlagen.
Zacharias spähte durch die Ritzen zwischen den vor ihm gestapelten Holzscheiten. In dem schmalen Ausschnitt konnte er das Burgtor sehen, doch der Wächter ging auf und ab und erschien immer nur kurz in seinem Blickfeld.
Also würde er sich auf die Trompetensignale verlassen müssen, wenn er die erste Wachablösung nicht verpassen wollte. Sobald das Signal erklang, würde er langsam zum Tor schlendern und so tun, als ob er jedes Recht der Welt hätte, die Burg zu verlassen.
Doch bis dahin würde es noch etwas dauern. Er streckte sich, so gut es in der Enge ging, um seine steifen Glieder zu lockern und beobachtete das Treiben am Tor. Auch heute schien der Wächter fast jeden zu kennen, der von der Stadt hinauf zur Burg kam. Nur selten versperrte er jemandem den Weg und ließ ihn erst nach längerer Befragung passieren.
Es schien Zacharias eine halbe Ewigkeit zu dauern, bis endlich das Trompetensignal ertönte. Jetzt galt es! Er schob sich an der Burgmauer entlang aus seinem Schlupfwinkel. Zögernd blieb er stehen, dicht an den Holzvorrat gepresst, doch niemand schaute zu ihm hin. Die Arbeiter waren gerade dabei, Sand in Körbe zu schaufeln. Eine Magd kam aus dem Herrenhaus mit einem Berg Leintücher in den Armen und lief hinüber zu einem der Türme, ohne ihn zu beachten. Der Wächter ging zum Wachhaus, setzte umständlich seinen Helm ab und fuhr sich durch das schüttere Haar. Dann verschwand er in der offenen Tür.
Zacharias' Herz schlug einen Trommelwirbel. Er zog seinen Umhang im Nacken etwas höher, und wie zum Schutz vor der Kälte schlug er ihn vor Mund
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