Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Zeitreisen des Zacharias Jones (Flucht aus dem Mittelalter) (German Edition)

Die Zeitreisen des Zacharias Jones (Flucht aus dem Mittelalter) (German Edition)

Titel: Die Zeitreisen des Zacharias Jones (Flucht aus dem Mittelalter) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tery Mitfeld
Vom Netzwerk:
hinunterzuklettern.
    Er legte das Kinn auf die verschränkten Arme und beobachtete missmutig das lebhafte Treiben im Hof. Gerade verließ ein leeres, ochsengezogenes Fuhrwerk die Burg. Der Mann auf der Pritsche wechselte ein paar Worte mit dem Torwächter. Die beiden schienen sich zu kennen, jedenfalls lachten sie laut und der Kutscher schlug dem Wächter kräftig auf die Schulter, bevor er die Ochsen mit seinem langen Stock antrieb und sich das Fuhrwerk wieder in Bewegung setzte.
    Einige Fußgänger schritten durch das Tor in den Burghof, ohne dass der Wächter sie aufhielt. Augenscheinlich nahm er es mit der Kontrolle nicht so genau. Aber vielleicht kannte er die Passierenden ja auch. Reflexartig zog Zacharias den Kopf ein, als Willem von der Gaag aus der Tür des Herrenhauses trat. Doch der Burgvogt hatte keinen Blick für das Fenster des Laboratoriums hoch über ihm. Statt dessen schritt er gemächlich hinüber zu der Baustelle und gab den Arbeitern Anweisungen.
    Zacharias sah wieder zum Burgtor hinüber. Irgendetwas schien den Wächter zu beschäftigen. Unruhig schlenderte er hin und her, schulterte seine Hellebarde, setzte sie wieder ab und schaute sich immer wieder nach dem kleinen Steingebäude um, das sich nur wenige M eter entfernt abseits des Tores an die Burgmauer schmiegte.
    Noch bevor Zacharias Vermutungen anstellen konnte, was der Grund für dieses seltsame Benehmen war, trat ein Mann mit einem trompetenähnlichen Instrument aus dem Gebäude, setzte es an den Mund und gab ein kurzes Signal.
    Die wenigen Posten, die auf dem Wehrgang Wache gehalten hatten, kletterten über schmale Steintreppen in den Burghof hinunter. Das Signal musste das Zeichen für den Wachwechsel gewesen sein. Auch der Torwächter ging fröhlich pfeifend hinüber zum Wachhaus. Er stellte die Hellebarde vor dem Eingang ab, öffnete den Kinnriemen seines Helmes, reckte sich ausgiebig und verschwand in dem Gebäude.
    Zacharias betrachtete den Burghof. Niemand schien sich um das Tor zu kümmern. Der Posten hatte es tatsächlich unbewacht zurückgelassen. Doch schon öffnete sich die Tür des Wachhauses erneut, und ein anderer Mann erschien mit einem Helm unter dem Arm. Er setzte ihn auf, griff nach der Hellebarde, die sein Vorgänger hatte stehen la ssen und ging hinüber zum Burgtor. Die Wachablösung hatte höchstens eine Minute gedauert. Nicht viel Zeit also, aber mehr als genug, um durch das Burgtor hinaus in die Freiheit zu rennen. Wenn das mit dem Wachwechsel immer so ging, würde es keine große Sache sein, aus dem Burghof zu fliehen. Aber dafür musste er erst einmal hinunter kommen.
    Er seufzte und rutschte über die Brüstung zurück, bis er wieder Boden unter den Füßen spürte. Als er sich umdrehte, fiel sein Blick auf die Feuerstelle und den Kessel, der darüber an seinem Seil baumelte. Das Seil! Die gedrehten Schnüre, aus denen es geflochten war, mochten insgesamt nur fingerdick sein, aber Zacharias war sich ziemlich sicher, dass es stark genug war, ihn zu tragen. Vielleicht konnte er daran die Mauer hinunterklettern?
    Mit den Augen verfolgte er das Seil bis zu dem Punkt, wo es hoch unter dem Dach über die hölzerne Rolle lief. Neben ihm war es um einen eisernen Ring geknotet, der aus der Wand ragte. Darunter endete es auf dem Steinboden in einem dicken, verwickelten Haufen. Ganz gut, aber ob es lang genug für den Abstieg war?
    Er nahm den Kessel ab, löste den Knoten an dem Eisenring und zog das andere Ende des Seils über die Rolle, bis es hinab fiel. Dann machte er sich daran, es in langen Bahnen, so wie es der Raum eben zuließ, auf dem Boden auszulegen.
    „Was tust du da?“, brummte der Professor verdrießlich. „Der Graf hat nichts davon gesagt, dass wir hier aufräumen sollen.“
    „Ich räume nicht auf, sondern bereite meine Flucht vor“, sagte Zacharias, etwas fröhlicher, als ihm eigentlich zumute war. „Ich werde heute Nacht an diesem Seil aus dem Fenster in den Burghof klettern, dort ein Versteck suchen und mich dann während der Wachablösung aus dem Tor schleichen.“
    Müde winkte der Professor ab. „Das ist doch Wahnsinn. Es ist viel zu hoch. Du wirst dir den Hals brechen. Nein, das erlaube ich nicht.“
    Zacharias wollte seinen Ohren nicht trauen. Da hatte er in dieser verfahrenen Situation endlich eine gute Idee und jetzt wollte der Profe ssor nicht mitspielen!
    „Bei allem Respekt, Professor, ich glaube nicht, dass Sie mir in unserer Lage etwas erlauben oder verbieten können. Vielleicht

Weitere Kostenlose Bücher