Die Zeitreisen des Zacharias Jones (Flucht aus dem Mittelalter) (German Edition)
Burgvogt mit seinen Reitern auf den Marktplatz galoppieren. Zu wenig Zeit, um Hilfe zu finden.
Er rannte wieder los, es war ihm jetzt egal, in welche Gasse, Hauptsache weg von dem großen Platz, der so leicht zu überblicken war. Schnell erkannte er, dass er zufällig den Weg zu der Herberge g ewählt hatte, in der er mit dem Professor und Hanna hatte übernachten wollen. Eine Ewigkeit schien es her zu sein, dass sie dort gewesen waren und Eintopf gegessen hatten.
Die Herberge! Ihm kam eine Idee. Der Wirt war noch im Besitz des Silberstücks, das Hanna gehörte und das bisschen Suppe, das sie gegessen hatten, war wohl kaum ein Silberstück wert. Er würde einfach eine Nacht in dem Zimmer über der Schenke bleiben, bis sich die erste Aufregung etwas gelegt hatte. Morgen konnte er dann in aller Ruhe versuchen, sich aus der Stadt zu schleichen.
Einige Minuten später stand er erleichtert vor dem Wirtshaus. Gleich würde er in Sicherheit sein, jedenfalls fürs erste. Er erschrak, als urplötzlich die Tür vor ihm aufgestoßen wurde, doch es war nur ein früher Zecher mit einem gewaltigen Kugelbauch, der herausgestolpert kam. Seine Knollennase schimmerte in allen erdenklichen Rottönen. Aus kleinen, glasigen Schweinsäuglein glotzte er Zacharias überrascht an.
„Du ... du willst ins Wirtshaus?“, lallte er mit schwerer Zunge. „Nicht zu glauben, die Jugend von heute, immer früher fängt sie mit der Sauferei an. Was soll aus dieser Welt nur werden?“
Schwankend gab er den Eingang frei. Doch bevor Zacharias in die Wirtsstube schlüpfen konnte, brüllte eine tiefe Stimme von der Straßenecke: „Da hinten ist er! Ich sehe ihn, direkt vor der Schenke!“
Verdammt, jetzt haben sie mich, durchzuckte es ihn. Der Mann hieb seinem Pferd die Sporen in die Seiten. Ein weiterer Reiter drängte in die enge Gasse und Zacharias wusste, dass ihm nur noch Sekunden blieben. Doch der Weg zwischen den Häusern war so schmal, dass sich die beiden großen Tiere gegenseitig behinderten.
„Mach Platz, du Idiot! Ich hätte ihn schon längst gehabt!“, empörte sich der Reiter, der Zacharias zuerst gesehen hatte.
„Das glaubst du ja wohl selber nicht. Lern erst mal reiten, du Pferdeschreck!“, gab der andere wütend zurück.
Hinter ihnen erschien der Burgvogt auf seinem grauen Hengst. „Was ist los? Habt ihr ihn?“
Der kurze Augenblick des allgemeinen Durcheinanders kam Zacharias wie gerufen. Blitzartig sprang er über einen Abfallhaufen und verschwand um die Ecke in die nächste kleine Gasse, rannte bis an ihr Ende, bog links ab und dann gleich wieder rechts, ließ auch diese Gasse hinter sich und lief weiter, bis er sicher war, seine Verfolger abgehängt zu haben. Aber ihre Stimmen, das nervöse Wiehern und das Hufgetrappel der Pferde waren nicht weit hinter ihm.
„Ich glaube, er ist dort hinein gelaufen, was meinst du?“
„Nein, eher da lang!“
„Ich warne euch!“ Das war die krächzende Stimme des Burgvogts.
„Ich will diesen Mistkerl haben! Wagt es nicht, ihn entkommen zu lassen!“
Wieder das Klappern der Hufe, doch jetzt schien Zacharias, als würde es leiser. Offensichtlich wussten die Männer nicht, wo sie ihn in dem Gewirr der Gassen finden sollten. Aber lange konnte es nicht dauern, bis sie wieder auf seiner Spur waren. Also weiter! Sein Herz hämmerte gegen die Rippen und er bekam Seitenstiche. Er hörte auf zu rennen und ließ sich in einen zügigen Dauerlauf fallen. Passanten warfen ihm verwunderte Blicke zu, doch niemand versuchte, ihn aufzuhalten. Noch nicht. Wenn erst alle wussten, dass der Burgvogt persönlich ihn suchte, würde sich das mit Sicherheit ändern.
Er bog in die nächste Gasse ein und blieb stehen. Das schiefe Haus mit den roten Fensterläden direkt vor ihm kam ihm bekannt vor. War er hier nicht vorhin schon vorbeigelaufen? Sollte er sich besser wieder rechts halten? Oder doch lieber links? Er musste sich etwas ei nfallen lassen! Jeden Augenblick konnten seine Verfolger um die Ecke geritten kommen! Keuchend sah er sich um. Er musste weg hier, weg von der Straße, so schnell wie möglich! Dort drüben, zwischen den Häusern, das offene Tor! Kurz entschlossen rannte er hinein.
Jonas der Bucklige
Atemlos strich sich Zacharias die schweißnassen Haare aus dem Gesicht. In einer Ecke des engen Innenhofs dampfte ein frischer Misthaufen, auf dem ein einsames Huhn kratzte und pickte. Daneben drängten sich ein paar Ziegen und Schafe im Halbdunkel eines offenen Stalles. Zwei
Weitere Kostenlose Bücher