Die Zeitreisen des Zacharias Jones (Flucht aus dem Mittelalter) (German Edition)
sollten Sie mir besser helfen, als einfach ´rumzusitzen und Trübsal zu blasen.“
Der Professor sah ihn verblüfft an, als wüsste er nicht recht, wie er auf den frechen Ton reagieren sollte, den Zacharias angeschlagen hatte. Dann stand er auf und lächelte schwach.
„Du bist ein tapferer Junge, Zacharias. Und außerdem stimmt es, was du sagst. Wir sollten nichts unversucht lassen. Also, erklär mir, wie du dir das Ganze vorstellst.“
„Ganz einfach. Wir befestigen das Seil, werfen das andere Ende aus dem Fenster und dann klettere ich hinunter.“
Der Professor hob zweifelnd die Brauen. „Dafür wirst du bei dieser Höhe aber eine Menge Kraft brauchen. Ich weiß nicht, ob du das wirklich schaffen kannst.“
„Das lassen Sie mal meine Sorge sein, Professor. In der Schule bin ich der Beste im Seilklettern. Wir klettern zwar nicht über solche Höhen, aber dafür von unten nach oben. Umgekehrt ist es viel leichter.“
„Also gut. Bist du sicher, dass das Seil lang genug ist?“
„Nein.“ Zacharias fuhr fort, das Seil auf dem Boden des Laboratoriums auszulegen. „Ich bin gerade dabei, das festzustellen.“
Der Professor schritt die Bahnen ab.
„Das sind höchstens siebzehn Meter. Damit kommst du auf keinen Fall bis nach unten.“
„Dann werde ich zum Schluss eben springen“, sagte Zacharias entschlossen. „Die drei Meter schaffe ich locker. Ich muss dabei nur sehr leise sein.“
Sie legten das Seil sorgfältig zusammen und versteckten es unter dem Stroh, auf dem Zacharias die Nacht verbracht hatte.
Der Tag schien sich endlos hinzuziehen. Der Professor hatte einige Werkzeuge auf dem Tisch ausgebreitet, verschiedene Pulver zu kleinen Haufen aufgeschichtet und die Waage mitsamt den Gewichten neben einem Steinmörser aufgebaut.
„So sieht es aus, als o b wir tatsächlich fleißig mit der Goldmacherei beschäftigt sind. Für den Fall, dass wir überraschend Besuch bekommen!“
Zacharias hatte es sich auf einem Schemel bequem gemacht und starrte versunken in das knisternde Feuer. Was wohl Hanna und ihre Mutter machten? Eigentlich hatte der Plan ja vorgesehen, dass er mit den beiden gemeinsam ins Dorf zurückkehren sollte. Nun musste er den langen Weg durch den Wald wohl oder übel allein zurücklegen. Besonders wohl war ihm nicht bei der Vorstellung. Und ob ihm noch genug Zeit bleiben würde, sich von Hanna zu verabschieden? Auf jeden Fall würde er es versuchen. Schließlich hatte er noch ein Geschenk für sie. Er blies in die Glut, dass die Funken hoch aufstoben, und lächelte bei dem Gedanken daran, wie sehr sie sich freuen wü rde.
Gegen Mittag erschien ein mürrischer Wächter, der ihnen einen Krug mit frischem Wasser, kaltes, gebratenes Fleisch und etwas Brot brachte. Ohne ein Wort mit ihnen zu wechseln, stellte er alles auf den Tisch und verließ den Raum wieder. Ab jetzt können die Wächter von mir aus so griesgrämig sein, wie sie wollen, dachte Zacharias. Hauptsache, es merkte keiner, dass das Seil mit dem Kessel nicht mehr an Ort und Stelle war.
Der Nachmittag schlich genauso dahin wie die Stunden zuvor. Mehr als einmal stand Zacharias auf und schob das Fell vor der Fensteröffnung in der Hoffnung beiseite, dass endlich die Dämmerung einsetzte. Mit dem Professor war er sich einig, dass er kurz nach Mitternacht in den Burghof hinabsteigen würde, wenn alles schlief und die Gefahr, beobachtet zu werden, gering war.
Als es dunkel wurde, schlug der Professor vor, Zacharias solle sich hinlegen und etwas schlafen. Ausgeruht klettere es sich besser. Er selbst wollte wach bleiben, um ihn rechtzeitig zu wecken.
Zacharias streckte sich auf dem Strohsack hinter dem Regal aus. Der Professor hatte recht. Es war gut, sich noch ein wenig auszuruhen, bevor es losging. Aber die Gedanken an die bevorstehende Flucht ließen ihn keinen Schlaf finden. Würde er es wirklich schaffen, in der eisigen Kälte an dem dünnen Seil hinunterzuklettern? Der Turm war verdammt hoch, und er wünschte sich, tatsächlich so zuversichtlich zu sein, wie er gegenüber dem Professor getan hatte.
Flucht mit Hindernissen
Die Stunden bis Mitternacht waren Zacharias auf seinem Strohsack wie eine Ewigkeit vorgekommen. Er hatte tatsächlich nicht mehr schlafen können. Trotzdem fühlte er sich jetzt hellwach. Endlich war es soweit!
Der Professor reichte ihm einen Beutel zum Umhängen. „Ich habe dir Brot und etwas von dem kalten Fleisch eingepackt. Wer weiß, wann du wieder etwas zu essen
Weitere Kostenlose Bücher