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Die Zeitreisen des Zacharias Jones (Flucht aus dem Mittelalter) (German Edition)

Die Zeitreisen des Zacharias Jones (Flucht aus dem Mittelalter) (German Edition)

Titel: Die Zeitreisen des Zacharias Jones (Flucht aus dem Mittelalter) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tery Mitfeld
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hatte sich hinter ihm wieder geschlossen. Als er sich umsah, bemerkte er, dass es auch keine anderen Türen gab.
    Zacharias atmete tief durch. In diesem alten Haus hatte er mit so mancher Entdeckung gerechnet. Ein geheimes Zimmer gehörte allerdings nicht dazu.

Das gläserne Auge
    Sonnenstrahlen fielen vereinzelt durch das trübe Glas der schmalen Dachluke und zeichneten ein helles Muster auf die Dielen des Holzbodens. In ihrem Licht tanzte der Staub, den Zacharias durch sein stürmisches Eintreten aufgewirbelt hatte. Die tief heruntergezogenen Dachschrägen besaßen neben der Luke keine weiteren Fenster, so dass der große Raum trotz der Mittagszeit in einem dämmrigen Halbdunkel lag. Mitten im Zimmer stand, groß wie ein Auto, ein unregelmäßig geformter Kasten aus rostroten Metallplatten, die durch grobe Schweißnähte und eiserne Nieten verbunden waren.
    Zacharias stand auf und klopfte Jeans und T-Shirt ab. Der Staub kitzelte ihn in der Nase, und er musste niesen. Staunend begutachtete er seine seltsame Entdeckung. Zahllose Kabel und Drähte in den verschiedensten Farben traten aus dem Gehäuse aus und wickelten sich um den Kasten, als ob sie ihn fesseln wollten, verdreht und verknäuelt schlängelten sie sich an seinen metallenen Wänden entlang, liefen auseinander und zusammen, nur um an irgendeiner anderen Stelle wieder hinter den Metallplatten zu verschwinden.
    Behutsam klopfte Zacharias auf eine Stelle des Kastens, die nicht von Kabelsträngen bedeckt war. Ein hohler Klang war zu hören. Er lauschte dem Ton nach, und erst jetzt fiel ihm das tiefe Summen auf, das unterschwellig den ganzen Raum erfüllte und von dem Metallkasten auszugehen schien. Er legte ein Ohr an das Gehäuse. Kein Zweifel, das Summen kam tief aus dem Inneren des Kastens. Schlagartig war er sich sicher. Dieser Metallkasten war ... eine Maschine!
    Zacharias wusste, dass er ein ähnliches Geräusch schon einmal gehört hatte, und dann fiel es ihm ein. Das Summen hier war zwar viel leiser, aber es erinnerte ihn an das bedrohliche Brummen von Hoc hspannungsleitungen, wenn ihre Energie die Luft bei feuchtem Wetter fast zum Vibrieren brachte. War es tatsächlich möglich, dass es in diesem geheimen Zimmer Elektrizität in einer solchen Stärke gab, dass sie diesen tiefen, summenden Ton bewirkte?
    Er schüttelte den Kopf. Nein, das konnte nicht sein. Strom, der so stark war, konnte bestimmt nicht über die dünnen Hausdrähte transportiert werden. Also musste diese seltsame Maschine einen eigenen Starkstromanschluss haben. Oder produzierte sie etwa selbst die Energie, deren Summen auf solch unbändige Kraft schließen ließ?
    Von weit weg, sehr undeutlich und gedämpft, hörte er  Zinchens Stimme. „Zacharias, wo bist du denn? Was wolltest du mir denn zeigen?“
    Es folgte ein Augenblick der Stille und dann, schon etwas lauter und auch deutlich gereizter, war Zinchen wieder zu vernehmen: „Los, komm schon raus! Ich weiß, dass du hinter dieser Tür bist. Wehe, du erschreckst mich, das werde ich Papa sagen!“
    Zacharias antwortete nicht. Ein verborgenes Zimmer, das nur er kannte! Das war eine Kostbarkeit von unschätzbarem Wert, die man ganz sicher nicht ohne Not mit einer kleinen Nervensäge teilte. Er würde sich nur rasch ein wenig umsehen und dann den Weg durch den Schrank zurück in das Ankleidezimmer nehmen. So konnte er sein neues Geheimnis bewahren, und die paar Minuten würde Zinchen ja wohl warten können.
    Sein rechtes Knie tat ziemlich weh. Wahrscheinlich hatte er es sich angeschlagen, als er in das Zimmer gepurzelt war. Er versuchte, nicht auf den Schmerz zu achten, und humpelte vorsichtig um die Maschine herum. Auf der anderen Seite entdeckte er eine Art Vorbau, der etwa in Höhe seines Brustkorbs über die ganze Länge des Kastens angebracht war und ebenfalls ganz aus dem rostroten Metall bestand. Die Form erinnerte ihn entfernt an die Tastatur eines Kl aviers.
    Über die Oberfläche dieses Vorbaus lief kein einziges Kabel. Statt dessen war sie mit zahllosen Schaltern, kleinen Hebeln, Knöpfen zum Drücken oder Drehen, Reglern und bunten Glühlämpchen übersät, von denen aber keines leuchtete. Unter verstaubten, runden Gla sscheiben waren Anzeigen und Messgeräte untergebracht. Er tippte auf eines der Gläser, aber der Zeiger darunter rührte sich nicht. Ratlos fuhr er sich durchs Haar. Beim besten Willen hätte er nicht sagen können, zu welchem Zweck diese Apparatur unter dem Dach seines neuen Zuhauses gebaut worden war.

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