Die Zeitreisen des Zacharias Jones (Flucht aus dem Mittelalter) (German Edition)
habe. Dann kam ein blaues Licht und ich habe keine Luft mehr bekommen. Ich glaube, ich bin ohnmächtig geworden. Irgendjemand muss mich dann auf die Waldlic htung getragen haben. Waren Sie das etwa?“
Der Mann, der Professor Freising sein wollte, schüttelte den Kopf.
„Nein, das war ich nicht. Niemand hat dich irgendwohin getragen. Aber du hast trotzdem einen weiten Weg hinter dir.“
Er hob bedeutsam die Augenbrauen. „Ob du es glaubst oder nicht, Zacharias. Du bist durch die Zeit gereist.“
Tunnel durch die Zeit
Zacharias riss die Augen auf. „Durch die Zeit? Aber ... das ist unmöglich! Niemand kann durch die Zeit reisen!“
Doch er ahnte, dass dieser Mann, der da in mittelalterlicher Kleidung neben ihm saß, die Wahrheit sagte. Zu gut fügte sich alles zusammen. Das geheime Zimmer mit der merkwürdigen Maschine, die ihn am helllichten Tag in ihrem blauen Licht gefangen und ohnmächtig gemacht hatte ... plötzlich mitten in der Nacht auf einer einsamen Waldlichtung in einer Pfütze aufzuwachen ... und das im Winter, obwohl es doch eigentlich Hochsommer war. Ein Zeitsprung würde das alles erklären können.
Aber er wollte es einfach nicht glauben. „Können Sie das beweisen?“, fragte er trotzig.
„Die Maschine, die du in dem geheimen Zimmer gefunden hast, ist eine Zeitmaschine. Besser gesagt, eine Zeittunnelmaschine. Und ich habe sie gebaut“, antwortete der Mann geduldig.
„Über den roten Knopf hast du sie eingeschaltet und den Ruhezustand deaktiviert. Kurz darauf hat dich die Energiesphäre erfasst, mit der die gebündelten Zeittunnel geöffnet werden. Und dann hat dich die Maschine ins Mittelalter geschickt. Genauer gesagt, in die Nacht zum 1. Januar 1358.“
Zacharias atmete tief durch. Entweder war der Mann wirklich völlig verrückt oder ... er wagte es kaum zu denken ... es stimmte wirklich und er war durch die Zeit gereist. Durch die Zeit, zurück ins Mittelalter!
„Aber wenn das alles wahr ist ... und Sie wirklich Professor Freising sind ... wieso waren Sie schon vor mir hier? Und woher wussten Sie, dass ich heute Nacht mitten auf dieser Lichtung ankomme? Und wieso lassen Sie eine so unglaubliche Erfindung alleine in einem alten Haus zurück? Es war doch klar, dass die Maschine früher oder später entdeckt wird.“
Professor Freising lächelte. „Das sind eine Menge Fragen, mein junger Freund. Aber ich werde mich bemühen, dir alle zu beantworten.“
Er strich sich bedächtig über seinen Bart. „Weißt du, ich habe mich schon immer für Zeitreisen interessiert. Bereits als Junge habe ich mich gefragt, wie es wohl wäre, sich durch die Zeit zu bewegen. Würde man die Vergangenheit ändern können? Und was würde dann mit der Zukunft passieren? Würde sie anders verlaufen oder unverändert bleiben?“
Einen Augenblick schien er mit seinen Gedanken weit fort zu sein. „Die Faszination für diese Dinge hat mich nie los gelassen. Schon in der Schule entschied ich mich, Physik zu studieren. Nach dem Studium bin ich dann nach Amerika gegangen und habe bei der Raumfahrtbehörde gearbeitet. Hier gab es jede Menge Forschungsgelder für alles, was mit Zeitreisen und Zeitmaschinen zusammenhing. Das war so gegen Ende der Fünfziger Jahre.“
Er schnäuzte sich kräftig in den Ärmel seines Wamses. „So macht man das hier“, schmunzelte er, als Zacharias die Nase rümpfte. „Papiertaschentücher sind noch nicht erfunden.“
Schnell verschwand das Lächeln wieder aus seinem Gesicht. „Der Name Albert Einstein dürfte dir ein Begriff sein?“
Es klang mehr wie eine Feststellung, und Zacharias nickte: „Na klar.“
Der Professor fuhr fort, als hätte er nichts anderes erwartet. „Einstein hat mit seiner sogenannten Relativitätstheorie gezeigt, dass Zeitreisen prinzipiell möglich sind. Vorher hat jeder gedacht, dass Zeit eine unveränderbare Größe ist, die für alle Menschen gleich schnell dahin fließt. Man hat geglaubt, dass niemand den Gang der Zeit beschleunigen oder verlangsamen oder gar umkehren kann. Fällt eine Tasse vom Tisch, dann ist sie kaputt. Verbrennt ein Stück Holz, wird es ein für alle Mal zu Asche. Niemals aber geht so etwas umgekehrt.“
Ein eisiger Windstoß fuhr in den Busch und Zacharias zog die Wärmedecke enger um die Schultern.
„Erst Einstein hat erkannt“, sprach der Professor weiter, „dass die Schwerkraft auf die Zeit einwirken kann. Sie kann sozusagen den Lauf der Zeit verbiegen. Wenn die Schwerkraft stark genug ist, kann das sogar soweit
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