Die Zeitreisen des Zacharias Jones (Flucht aus dem Mittelalter) (German Edition)
Ziel zu wählen. Wir sind genau an dem Punkt angekommen, an dem in ein paar Hundert Jahren die Villa stehen wird. Nur die Zeit hat sich geändert, nicht der Ort.“
Nachdenklich strich sich Zacharias über die Nase. „Aber dann hätte ich doch bei meiner Ankunft aus einer ziemlichen Höhe auf den Boden fallen müssen? Das geheime Zimmer mit der Zeittunnelmaschine ist schließlich nicht im Erdgeschoß. Wenn sich nur die Zeit geändert hat und nicht der Ort, hätte ich ja sozusagen mitten in der Luft a nkommen müssen.“
Der Professor nickte anerkennend. „Du bist ein schlauer Bursche, Zacharias. Hätte nicht gedacht, dass dir das auffällt. Ganz egal, von welchem Punkt über der Erdoberfläche man abreist, immer kommt man unten auf dem Erdboden an. Ich habe keine Ahnung, woran das liegt. Vielleicht wirkt die Erdanziehungskraft auf die Zeittunnel ein. Übrigens vermute ich auch, dass es ungefährlich ist, wenn an der Ankunftsstelle ein Gegenstand vorhanden ist, den es an dieser Stelle in der Gegenwart nicht gibt.“
Zacharias runzelte die Stirn. „Versteh ich nicht.“
„Nun, stell dir vor, du reist in die Vergangenheit und dort, wo du ankommst, stand damals ein Baum oder vielleicht eine Mauer. Nach meinen Berechnungen wird die ankommende Materie deines Körpers von der Materie der Vergangenheit abgestoßen. Als Zeitreisender wirst du daher immer direkt neben dem Baum oder neben der Mauer landen – und nicht etwa mittendrin. Wissenschaftlich lässt sich vom Gesetz der Erhaltung der Materie sprechen.“
„Sehr beruhigend.“ Zacharias grinste schwach.
„Und wie ging es nach Ihrem fehlgeschlagenen Experiment weiter?“
Der Professor seufzte. „Ich entschied mich, die Forschung an den Zeitreisen aufzugeben. Ich ging zurück in meine Heimat und ließ mich in Sonningen nieder. An der Universität der Stadt habe ich den Lehrstuhl für Theoretische Physik übernommen.“
„Und die Amerikaner haben Sie einfach so gehen lassen? Den Erfinder der Zeittunnelmaschine? Das glauben Sie doch wohl selbst nicht.“
„Es stimmt aber. Und die Erklärung ist einfach. Sie hatten keine Ahnung, wie nah ich an der Sache dran war und dass meine Maschine tatsächlich funktionierte. Mein Assistent ist zwar in dem Zeittunnel verschwunden, aber wir waren allein im Labor, als es passierte. Ke iner wusste, wo er geblieben war. Und ich habe es auch niemandem erzählt.“
„Aber als Sie wieder zu Hause waren, haben Sie dann doch weitergemacht“, stellte Zacharias fest.
„Nicht sofort. Aber Ende der sechziger Jahre entdeckte ich, dass unter bestimmten Bedingungen aus einfachem Wasserstoff genug Kraft gewonnen werden kann, um die notwendige negative Energie zu erzeugen. Das war der Ansporn, es noch einmal zu versuchen. Die Villa mitten im Wald war wie geschaffen für meine Zwecke. Abgelegen, ruhig und ungestört. Ich kaufte sie und ließ mir von einer ausländischen Firma das geheime Zimmer herrichten. In den letzten Jahren habe ich dann in jeder freien Minute an der Maschine gearbeitet.“
„Und warum haben Sie das alles so geheimnisvoll betrieben? Warum haben Sie nicht offiziell an der Universität geforscht?“
„Das lässt sich leicht beantworten. Durch meine Maschine darf niemals wieder jemand Schaden erleiden. Deshalb will ich sie alleine testen, und erst wenn ich genau weiß, dass sie unter allen Umständen funktioniert, werde ich sie vielleicht der Öffentlichkeit vorstellen. Obwohl ich keineswegs sicher bin, dass die Menschheit reif für eine solche Erfindung ist.“
„Aber eines habe ich immer noch nicht verstanden. Wieso haben wir beide uns auf der Lichtung getroffen? Woher wussten Sie, dass ich kommen würde? Und wieso waren Sie überhaupt schon da?“
Der Professor knüllte die leere Kekspackung zusammen und steckte die Pappe in seinen Ledersack. „Ich habe vor zwei Monaten damit begonnen, versuchsweise einige Gegenstände in die Vergangenheit zu schicken und wieder zurückzuholen. Es hat ausgezeichnet funktioniert. Die Dinge verschwanden aus dem geheimen Zimmer und tauchten später wieder auf. Mir fehlte allerdings noch der endgültige Beweis dafür, dass sie tatsächlich durch die Zeit gereist waren. Und so beschloss ich, es selbst zu versuchen. Heute Nacht habe ich es nach langem Zögern endlich gewagt.“
Zacharias schüttelte verwirrt den Kopf. „Aber wie kann es sein, dass Sie heute in die Vergangenheit gereist sind und ich ebenfalls? Sie waren doch gar nicht mit mir in dem geheimen Zimmer. Oder etwa
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