Die Zeitreisen des Zacharias Jones (Flucht aus dem Mittelalter) (German Edition)
gestikulierten wild und einige zeigten auf den nahen Waldrand. Urplötzlich schien die Beratung beendet zu sein. Eilig saßen sie auf und derjenige, auf dessen Pferd der Anführer lag, stieg hinter einem der anderen in den Sattel. Zacharias stockte der Atem. Wo sollten sie hin, wenn die Re iter auf sie zu kamen?
Seine Hände zitterten vor Aufregung, als er die Zweige beiseiteschob, um besser sehen zu können. Der Tross setzte sich Bewegung, das Schnauben und Wiehern der Pferde erfüllte die Luft. Doch zu Zacharias unendlicher Erleichterung ritten die Männer einen leichten Bogen, fielen in schnellen Trab und verschwanden in entgegeng esetzter Richtung von der Lichtung. Er konnte es kaum glauben, aber zumindest fürs Erste schienen sie außer Gefahr zu sein.
Professor Freising war wieder ohnmächtig geworden. Zacharias wusste nicht, ob die Verletzung lebensgefährlich war, aber auch so war klar, dass der Professor dringend behandelt werden musste. Aber wo um alles in der Welt sollte er hier, im tiefsten Mittelalter, einen Arzt finden?
Das Mädchen hatte inzwischen die Zügel des Pferdes an einen Ast gebunden. Mit verschränkten Armen betrachtete es nachdenklich den auf dem Boden liegenden Mann. Was seiner neuen Bekanntschaft wohl durch den Kopf ging? Wie gern hätte er mit ihr gesprochen, wie gern hätte er sie gefragt, ob es irgendjemanden gab, der dem Professor helfen konnte. Aber sie schien ihn nicht zu verstehen. Er konnte von Glück sagen, dass sie vorhin auf sein Rufen gehört hatte und nicht einfach davongelaufen war. Sicher wäre es nicht verkehrt, wenigstens ihren Namen zu kennen.
Er bemühte sich um ein Lächeln. „Mein Name ist Zacharias. Und wie heißt du?“
Zwei schwarze Augen sahen ihn aufmerksam an.
„ Ig verstân diu wort niht. “
Was auch immer das bedeuten mochte, er hatte nicht den Eindruck, dass sie begriffen hatte, was er von ihr wollte. Also ein neuer Versuch. Er klopfte sich mit der flachen Hand auf die Brust und sagte: „Zacharias.“
Jetzt nickte sie. Sie strich sich das Haar aus dem Gesicht und wiederholte seinen Namen. Ihre Aussprache ließ die Silben hart und kantig klingen. Dann deutete sie mit dem Zeigefinger auf sich selbst und ihre Lippen formten die Silben: „ Hanna. “
„Also Hanna heißt du“, sagte Zacharias, froh über diesen kleinen Erfolg.
Und nun? Wie verrückt war doch die Situation, in der er sich befand. Da stand er, zurückversetzt ins Mittelalter, vor einem Mädchen, das eben noch mit seiner Steinschleuder einen Mann vom Pferd geschossen hatte. Es stand in den Sternen, ob er je wieder nach Hause kommen würde, und was machte er? Er tauschte artig Namen aus. Fehlte nur noch, dass er ihr seine neue Adresse gab. Alte Villa, Erlenweg 12, Zukunft. Plötzlich musste er lachen, glucksend stieg es seine Kehle hinauf, ohne dass er etwas dagegen tun konnte, dann platzte es aus ihm heraus und unbändig fegte es die Angst und die Aufregung der letzten Minuten weg: Wie gut war es doch, am Leben zu sein!
Hanna schaute ihn verdutzt an, an ihrem Blick konnte er sehen, dass sie fürchtete, er sei verrückt geworden, doch dann verzog sich auch ihr Mund, sie kicherte, fiel ein in sein Gelächter, und sie lachten, lachten gemeinsam, bis sie sich die Bäuche hielten und keine Luft mehr bekamen.
Schnell wurde Hanna wieder ernst. Sie deutete erst auf den Professor und dann auf den Hengst, und Zacharias verstand sofort. Sie wollte den Professor auf das Pferd setzen. Aber was hatte sie vor? Wohin wollte sie ihn bringen? Zacharias hatte keine Ahnung. Nur eines wusste er ganz bestimmt: Hier konnte Professor Freising auf keinen Fall bleiben. Und vielleicht kannte Hanna ja doch jemanden, der helfen konnte. Allerdings war er sich ziemlich sicher, dass sie es nicht schaffen würden, den Professor in seinem Zustand auf den Hengst zu heben. Auch Hanna schien von ihrer Idee nicht vollständig überzeugt zu sein. Jedenfalls betrachtete sie den Professor mit nachdenklicher Miene.
„ Grôzer man “, hörte Zacharias sie murmeln.
Das hörte sich so ähnlich an wie „großer Mann“, und wenn sie damit gemeint hatte, dass der Professor nicht gerade ein Zwerg war, lag sie richtig. Nein, sie mussten sich etwas anderes einfallen lassen.
Vielleicht konnten sie den Professor nach Indianerart transportieren? Zacharias erinnerte sich, so etwas mal in einem Western gesehen zu haben. Sie brauchten zwei lange Stangen und ein Tuch, das dazwischen gespannt wurde. Die Stangen wurden dann am Sattel
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