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Die Zeitreisen des Zacharias Jones (Flucht aus dem Mittelalter) (German Edition)

Die Zeitreisen des Zacharias Jones (Flucht aus dem Mittelalter) (German Edition)

Titel: Die Zeitreisen des Zacharias Jones (Flucht aus dem Mittelalter) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tery Mitfeld
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lief ein dünner Speichelfaden ins Gras. In seiner Seite, knapp oberhalb der Hüfte, steckte der gefiederte Pfeil. Das Gewicht des Körpers lastete auf dem Schaft, sodass er abzubrechen drohte. Hanna hielt ein Ohr an die Lippen des Verletzten. Er atmete, flach, aber ausreichend.
    Wir müssen ihn auf den Rücken drehen, wollte sie zu dem Jungen sagen, behielt es aber für sich. Wahrscheinlich hätte er sie ohnehin nicht verstanden. Statt dessen begann sie, den schweren Körper vorsichtig zu wenden und machte dem Jungen ein Zeichen, ihr zu helfen. Gemeinsam schafften sie es, den Mann in Rückenlage zu bringen. Der Pfeil ragte aus der Seite seines Bauches senkrecht nach oben. Hanna überlegte, ob sie ihn kurzerhand herausziehen sollte, entschied sich aber dagegen. Sie hatte nichts bei sich, um die Wunde versorgen zu können. Außerdem war es jetzt das Wichtigste, von der Lichtung wegzukommen.
    Aber selbst zu zweit würden sie es kaum schaffen, den Bewusstlosen in den Wald zu ziehen. Dafür war er einfach zu schwer. Es gab nur eine Möglichkeit: Er musste selbst gehen. Vorsichtig begann sie, den Kopf des Mannes hin und her zu bewegen und versetzte ihm dazu einige leichte Schläge auf die Wangen. Der Junge ließ sie gewähren. Er schien froh zu sein, dass sie die Sache in die Hand nahm.
    „Wach auf, los, wach schon auf!“ Sie ließ die Schläge langsam etwas fester werden. „Wenn du nicht auf dieser Lichtung sterben willst, musst du aufwachen!“
    Der Mann gab ein tiefes Stöhnen von sich, seine Lider zuckten, und er drehte das Gesicht weg, als ob er Hannas Schlägen entkommen wollte. Gut, dachte Hanna, das ist sogar sehr gut. Die Ohnmacht konnte nicht allzu tief sein.
    Der Junge hatte ihr die ganze Zeit zugesehen. Offenbar begriff er, was sie vorhatte, und als der Mann jetzt tatsächlich die Augen aufschlug, begann er, zu ihm zu sprechen. Wieder stöhnte der Verletzte. Mühsam hob er den Kopf. Als er den Pfeil sah, der in seiner Seite steckte, weiteten sich seine Augen vor Entsetzen. Zwischen den zusammengebissenen Zähnen presste er etwas hervor, das sich anhörte wie „Oh, Gott!“
    Der Junge griff nach dem rechten Arm des Mannes. Mit einem Kopfnicken bedeutete er Hanna, ihm zu helfen. Gemeinsam schafften sie es, den Verletzten in eine sitzende Position zu bringen.
    Hanna wusste, dass sie vorsichtig sein mussten. Der Pfeil durfte sich nicht noch tiefer in die Wunde bohren. Der seltsame Junge neben ihr schien ihre Gedanken lesen zu können. Er zeigte auf den Pfeil und hob fragend die Augenbrauen. Vielleicht war er doch nicht so hilflos, wie sie zuerst geglaubt hatte. Er kniete sich neben den sitzenden Mann und legte sich dessen Arm um die Schultern. Hanna tat dasselbe mit dem anderen Arm und langsam und vorsichtig stemmten sie den Verletzten in die Höhe. Mit schmerzverzerrtem Gesicht versuchte er, die Bewegung mitzumachen und auf die Beine zu kommen. Endlich stand er aufrecht. Doch er schwankte stark und Hanna musste ihre ganze Kraft aufwenden, um ihn zu stützen. Sie deutete auf den nahen Waldrand und der Junge senkte zustimmend den Kopf.
    Schleppend setzte der Mann einen Fuß vor den anderen. Jeder Schritt schien eine Ewigkeit zu dauern. Immer schwerer wurde der Arm auf Hannas Schultern. Ihr Rücken fühlte sich an, als würde er jeden Augenblick in Stücke brechen. Sie versuchte, den Schmerz zu ignori eren. Nicht aufgeben, durchhalten, nur weg von der Lichtung! Das alles hatte schon viel zu lange gedauert!
    Das fahle Grau des frühen Morgens war inzwischen endgültig dem Licht der kalten, weißen Wintersonne gewichen. Ein Tag wie geschaffen zum Jagen! Hanna spürte, wie sich die feinen Härchen in ihrem Nacken aufstellten. Sie würde viel Glück brauchen, um heute nicht selbst zur Gejagten zu werden. Der Atem des Verwundeten ging in ein schnelles Keuchen über. Das Gehen musste ihm höllische Schmerzen bereiten.
    Sie blickte zu der Stelle, wo der Pfeil aus der Kleidung des Mannes ragte. Ein fast runder, nicht sonderlich großer Blutfleck hatte sich um die Einschussstelle gebildet. Vermutlich verhinderte der feststeckende Schaft eine stärkere Blutung. Sie wusste nicht, wie viele Kleidungsstücke der Mann übereinander trug, und konnte nur ahnen, wie tief der Pfeil in das Fleisch eingedrungen war. Doch eines war klar: Diese Verletzung würde er nur überleben, wenn die eiserne Spitze die Eingeweide verfehlt hatte. Gegen die innere Fäulnis, die regelmäßig mit einer Verletzung der Gedärme einherging, gab es

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