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Die Zeitreisen des Zacharias Jones (Flucht aus dem Mittelalter) (German Edition)

Die Zeitreisen des Zacharias Jones (Flucht aus dem Mittelalter) (German Edition)

Titel: Die Zeitreisen des Zacharias Jones (Flucht aus dem Mittelalter) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tery Mitfeld
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oder den Steigbügeln befestigt, während ihre Enden hinter dem Pferd auf dem Boden schleiften. Kein ideales Transportmittel, um einen dichten Wald zu durchqueren, aber vielleicht wusste Hanna einen Weg, wo sie sich durchschlagen konnten.
    Ein ersticktes Röcheln riss Zacharias aus seinen Überlegungen. Dem Professor ging es nicht gut. Sie mussten sich beeilen.
    Suchend schaute Zacharias sich um. Nur wenige Meter entfernt im Unterholz lag ein langer, ziemlich gerader Ast, etwa so dick wie sein Unterarm. Er zerrte ihn heraus und befreite ihn von den kleineren Zweigen. Ein weiterer Ast hing, halb abgebrochen, an einer jungen Eiche. Er war nicht ganz so gerade gewachsen, würde aber ausreichen. Mit aller Kraft bog Zacharias ihn weiter herunter, bis das Holz krachend zerbarst. Das Pferd schnaubte nervös, als Zacharias sich mit seiner Beute näherte. Während Hanna nach den Zügeln griff und den Hals des Tieres streichelte, legte er die dünneren Enden der Äste in die Steigbügel des Sattels. Wie aber sollte er sie dort befestigen? Und was sollte er als Bespannung nehmen? Vielleicht eine der Wärmedecken, die noch in dem Versteck lagen?
    Eine innere Stimme warnte ihn davor, Hanna die Decken mitsamt ihrer Verkabelung zu zeigen. Das waren Dinge, die es in ihrer Zeit nicht gab, und er wusste nicht, wie sie reagieren würde. Er konnte nicht das Risiko eingehen, dass sie Angst bekam und den Professor und ihn doch noch allein zurück ließ. Nein, es war besser, wenn die Wärmedecken an ihrem Platz blieben.
    Hanna hatte ihn die ganze Zeit beobachtet. Ihre gerunzelte Stirn deutete darauf hin, dass sie sich fragte, was das nun schon wieder sollte. Plötzlich aber hellte sich ihr Gesicht auf.
    „ Daz ist guot! “
    Sie drückte ihm die Zügel in die Hand, griff in den Beutel, den sie am Gürtel trug, und zog eine Handvoll lederner Schnüre hervor.
    „ Vür Küneclîn “, sagte sie erklärend, schien aber nicht zu erwarten, dass er verstand, was sie damit meinte.
    Sie band die Äste an den Steigbügeln fest, hob dann einen kürzeren Stock vom Waldboden auf, legte ihn quer auf die beiden langen Hölzer hinter dem Pferd, und band ihn ebenfalls mit den Lederschnüren fest.
    Keine schlechte Idee, dachte Zacharias anerkennend. Noch ein paar Stöcke mehr und sie würden eine Art Leiter bekommen, auf die sie den Professor legen konnten. Eine Decke wäre sicherlich bequemer gewesen, aber so würde es auch gehen.
    Es dauerte nicht lange, und die Trage war bereit. Es war ein hartes Stück Arbeit, bis der Professor endlich darauf lag. Das Gestänge holperte über Wurzeln und Steine, als Hanna das Pferd zurück auf die Lichtung lenkte. Bei jedem Schlag stöhnte der Professor auf. Ein eisiger Wind fuhr durch die Baumwipfel und blies ihnen um die Ohren. Trotzdem hatte sich ein dünner Schweißfilm auf der Stirn des Professors gebildet und der Brustkorb hob und senkte sich im schnellen Rhythmus seines rasselnden Atems.
    Sie überquerten die Lichtung und bewegten sich ein Stück an ihrem Rand entlang, bis sie einen ausgetretenen Pfad erreichten, der umsäumt von undurchdringlichem Gestrüpp in den Wald führte. Der Weg war schmal, doch bot er genug Platz für die Trage. Hanna schritt voran und zog den Hengst an den Zügeln hinter sich her, während Zacharias am Ende des kleinen Zuges folgte und ihr Zeichen gab, wenn sich die Äste der Bahre lockerten und die Lederschnüre nachgezogen und neu verknotet werden mussten.
    So kamen sie nur sehr langsam voran, und es schien Zacharias eine kleine Ewigkeit zu dauern, bis der Wald lichter wurde. Endlich ließen sie die letzten blattlosen Eichen und kahlen Rotbuchen hinter sich. Die bleiche Sonnenscheibe hing tief am Himmel, bemüht, das Grau des Vormittags zu durchdringen. Vor ihnen lagen sanfte, grasbewachsene Hügel, auf denen Reste von Schnee schimmerten.
    Zacharias erkannte die Landschaft wieder, durch die er mit seinen Eltern und Zinchen über die Autobahn zu seinem neuen Zuhause gefahren war, gestern, in einer fernen Zukunft. Aber etwas war anders, merkwürdig anders, abgesehen davon, dass für ihn tags zuvor noch Sommer gewesen war. Und plötzlich wusste er, woran es lag, dieses Anderssein. Es war die Stille, diese fast vollkommene Stille, die ihn umgab. Er hörte nichts, nur das Singen des Windes und das Schnauben des Hengstes. In der Nähe krähten Raben, die vielleicht über ein Stück Aas in Streit geraten waren. Aber sonst ... Da waren keine Flugzeuge, keine Autos, da war keines der

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