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Die Zeitreisen des Zacharias Jones (Flucht aus dem Mittelalter) (German Edition)

Die Zeitreisen des Zacharias Jones (Flucht aus dem Mittelalter) (German Edition)

Titel: Die Zeitreisen des Zacharias Jones (Flucht aus dem Mittelalter) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tery Mitfeld
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ihrer Mutter als Schlafplatz diente. Endlich lag er ausgestreckt auf dem Stroh. Sie rollte ihren Umhang zusammen und schob ihn unter den Kopf des Mannes.
    „Wirst du den Pfeil jetzt gleich herausziehen, Mutter?“
    „Ja. Es gibt keinen Grund, ihn in der Wunde zu lassen. Du wirst mir helfen, aber zuerst muss das Pferd verschwinden. Geh und jag es fort!“
    Im Hinausgehen sah Hanna Zacharias an, der sich mit trübsinniger Miene an das Fußende des Bettes gehockt und offenkundig kein Wort verstanden hatte. Sie lächelte ihm zu, um zu zeigen, dass er trotz Mutters strenger Stimme willkommen war.
    Draußen löste sie die Lederschnüre, die die Trage mit den Steigbügeln verbanden. Mit der flachen Hand gab sie dem Hengst einen kräftigen Klaps auf das Hinterteil. Er schnaubte überrascht, dann, fast aus dem Stand, galoppierte er los, den Hügel hinauf, über den der Weg in Richtung Sonningen führte. Nur einen Augenblick später war er verschwunden.
    Als sie wieder in das Halbdunkel der Hütte trat, hatte ihre Mutter bereits einen Kessel mit Wasser auf die Feuerstelle gesetzt und war dabei, den Umhang des Verletzten abzunehmen. Sämtliche Decken, die sie besaßen, hatte Mutter über die Beine des Mannes gelegt. Hanna wusste, wie wichtig es war, ihn nach den Stunden in der klirrenden Kälte des Wintermorgens so gut wie möglich zu wärmen.
    Jetzt nahm Mutter das Messer zur Hand. Rund um den Schaft des Pfeils durchschnitt sie vorsichtig das Wams und das grobe Leinen des Hemdes, bis sie die Kleidungsstücke abstreifen konnte, ohne dass sie an der Fiederung des Bolzens hängen blieben.
    „Hanna, sieh nach, ob das Wasser kocht. Bring mir den Kessel, wenn es so weit ist und ein sauberes Stück Tuch. Und leg noch Holz nach, es ist zu dunkel.“
    Die aufzüngelnden Flammen erhellten den kargen Raum mit ihrem warmen, gelben Licht. Hanna trug den Kessel mit heißem Wasser hinüber zum Bett und stellte ihn auf dem Lehmboden ab.
    „Lass das Wasser etwas abkühlen“, befahl ihre Mutter. „Dann wäscht du vorsichtig die Stelle um die Wunde herum, bis kein Blut mehr zu sehen ist. Aber du darfst dabei auf keinen Fall auf seinen Bauch drücken.“
    Hanna tauchte das Tuch in das heiße Wasser, ließ es abtropfen und wartete noch einen Moment, bis der nasse Stoff eine angenehme Temperatur angenommen hatte. Sie begann behutsam, das getrocknete Blut dort abzuwischen, wo es an der Seite des Oberkörpers in kleinen Flüssen heruntergelaufen war und bemühte sich dabei, ke inen festen Druck auszuüben, so wie Mutter es verlangt hatte. Je näher sie der Wunde kam, desto vorsichtiger wurde sie. Hin und wieder wusch sie das Tuch in dem Kessel aus, bis das Wasser trüb war vom Blut des Verletzten.
    Unterdessen hatte ihre Mutter alles für das Wundgeschäft vorbereitet. Die Klinge des Messers funkelte in den Flammen der Kochstelle fast schon rotglühend und vor dem Bett lagen weitere graue Leint ücher bereit. Daneben wartete das Gefäß mit dem Johanniskrautöl.
    Hanna fühlte sich unbehaglich bei dem Gedanken an das, was jetzt kommen würde. Obwohl sie schon oft bei dem Ausbrand von Wunden zugesehen und geholfen hatte, konnte sie sich einfach nicht an den Geruch des schmorenden Fleisches und an die schrecklichen Schreie der Patienten gewöhnen.
    Ihre Mutter beugte sich wieder über das Bettgestell. „Der Pfeil muss mit großer Sorgfalt entfernt werden. Wenn wir nicht vorsichtig sind und das Gedärm verletzen, wird er sterben. Aber wir müssen das Risiko eingehen. Wenn wir den Bolzen nicht herausholen und die Wunde nicht ausbrennen, wird sie sich entzünden und eitern. Und dann nimmt sich das Fieber das Leben, das wir retten wollen.“
    Sorgfältig musterte sie die Stelle, wo der Schaft im Fleisch steckte, tastete die Haut rundherum ab und begann, den Schaft mit sachten, kaum wahrnehmbaren Bewegungen hin und her zu schieben und um seine Längsachse zu drehen.
    „Ich spüre keine Widerhaken. Wenn der Pfeil zudem keine Flügelspitze hat, sondern nur eines dieser glatten, dreieckigen Eisenstücke, könnten wir Glück haben. Leg jetzt deine Hände flach auf seinen Bauch, und zwar so, dass der Schaft genau zwischen ihnen aufsteigt.“
    Hanna tat, wie ihr geheißen. Dann, mit einer schnellen, gleitenden Bewegung zog ihre Mutter den Pfeil aus der Wunde und Hanna spürte, wie der sanfte Druck ihrer Hände die Bauchdecke zurückhielt. Blut quoll aus dem Einschussloch. Sie nahm ein frisches Leintuch und drückte es auf die Wunde. Der Stoff sog sich

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