Die Zeitreisen des Zacharias Jones (Flucht aus dem Mittelalter) (German Edition)
Beispiel, seine kleine Schwester.
Eigentlich hieß Zinchen Cecilie. Es war kaum zu fassen, aber sie konnte Ewigkeiten damit zubringen, vor dem Spiegel zu stehen und ihre langen blonden Haare zu kämmen, die sie von Mama geerbt haben musste. Papa, der meistens Paps genannt wurde, hatte nämlich braunes Haar wie Zacharias, davon allerdings nicht mehr besonders viel.
Zinchen war neun Jahre alt und Zacharias war sich sehr sicher, dass sie von allen kleinen Schwestern auf der Welt diejenige war, die ihrem Bruder am meisten auf die Nerven ging. Das sah eigentlich nur sein bester Freund Lukas anders, und das auch nur, weil Lukas selber eine kleine Schwester hatte. Die hätte, wie Lukas gerne betonte, jederzeit Königin im Land der Nervensägen werden können.
Zacharias hatte seinen Frühstückskakao in Rekordzeit hinuntergestürzt, denn er hatte es kaum erwarten können, endlich seine G eschenke auszupacken, die im Wohnzimmer auf dem runden Geburtstagstisch auf ihn warteten. Die Geschenke waren wie immer auf der ganzen Tischplatte verteilt, außer in der Mitte. Das war nämlich der Platz für die Sahnetorte. Die Sahnetorte machte Mama selbst und das war schon etwas Besonderes, denn Mama konnte eigentlich überhaupt nicht backen und sagte immer: „Wenn der liebe Gott gewollt hätte, dass ich backen kann, hätte er mich eine Bäckerin werden lassen.“
Aber bei den Sahnetorten für die Geburtstage von Zacharias und Zinchen gab sie sich jedes Mal große Mühe, und auch wenn die Torten meistens etwas seltsam gefärbt waren, so schmeckten sie doch wunderbar, und er hätte sich einen Geburtstag ohne Mamas Sahn etorte überhaupt nicht vorstellen können.
Und dann hatte neben dem Geburtstagstisch tatsächlich das blaue Mountainbike gestanden, das er sich so gewünscht hatte, mit einer riesigen roten Schleife drumherum. Besser hätte der Tag nun wirklich nicht beginnen können.
Am Nachmittag waren dann alle seine Freunde zum Feiern angerückt. Lukas hatte er natürlich auch eingeladen, obwohl Mama und Papa ihn nicht besonders mochten. Lukas war nämlich schon mal sitzen geblieben.
„Der interessiert sich für alles Mögliche, nur nicht für die Schule.“ Damit hatte Paps wahrscheinlich sogar recht.
Ein bisschen peinlich war nur gewesen, dass Zinchen die ganze Zeit zwischen seinen Freunden herumgesprungen war. Er hatte sich zwar alle Mühe gegeben, Mama davon zu überzeugen, dass kleine Mädchen auf einer ordentlichen Geburtstagsfeier nichts zu suchen hatten. Aber Mama hatte ihn nur mit diesen blitzenden, blauen Augen angesehen und er wusste sehr genau, dass man bei diesem Blick besser vorsichtig war.
„Keine kleine Schwester, keine Geburtstagsparty“, bedeutete dieser Blick und er hatte daraufhin ziemlich schnell beschlossen, dass Zinchen vielleicht doch nicht so sehr stören würde.
Jede Menge Kuchen hatte es gegeben und Süßigkeiten und er hatte vier große Stücke von der Sahnetorte geschafft. Das war neuer Rekord, und als Mama zu Papa sagte, hoffentlich wird dem Jungen nicht schlecht, hatte er gleich noch eine große Cola hinterhergeschüttet.
Dann hatten sie Fußball gespielt, bis sie verschwitzt und müde waren und Mama zum Abendessen rief.
Es gab die kleinen Bratwürstchen, die er so gerne mochte, dazu Pommes frites mit Ketchup und genug Limonade, um ein mittleres Schwimmbad zu füllen. Nach dem ganzen Kuchen am Nachmittag hatte er eigentlich gar keinen richtigen Hunger gehabt, irgendwie hatte er sich so seltsam voll gefühlt.
Aber schließlich konnte er seine Lieblingswürstchen nicht einfach seinen Freunden und schon gar nicht Zinchen überlassen. Und so hatte er ein Würstchen nach dem anderen in sich hineingestopft und alles mit Limo runtergespült, bis ihm auf einmal ganz komisch geworden war und Papa gesagt hatte: „Ich glaube, der Junge ist ein bisschen grün um die Nase.“
Im gleichen Augenblick war ihm auch schon richtig schlecht geworden, und mit viel Glück hatte er es so gerade noch bis zum Klo geschafft. Mama hatte ihn dann ins Bett gebracht, nicht ohne zu betonen, dass sie schon nachmittags laut und deutlich die Meinung geäußert hatte, er solle nicht so viel von der Sahnetorte essen.
Kaum zu glauben, aber allein das Wörtchen „Sahnetorte“ hatte dafür gesorgt, dass er gleich noch einmal ins Badezimmer rennen musste.
Durch das offene Fenster hörte er, wie Mama unte n an der Haustür seine Freunde verabschiedete, als sich die Zimmertür öffnete und Zinchen ihren Kopf
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