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Die Zeitreisen des Zacharias Jones (Flucht aus dem Mittelalter) (German Edition)

Die Zeitreisen des Zacharias Jones (Flucht aus dem Mittelalter) (German Edition)

Titel: Die Zeitreisen des Zacharias Jones (Flucht aus dem Mittelalter) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tery Mitfeld
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Ausgang und kümmerte sich dabei nicht um die Hühner, die kopflos durcheinanderstoben. Die hölzerne Luke ließ sich nicht öffnen, doch als er kräftig an ihr rüttelte, löste sich der Holzzapfen, mit dem Hanna sie verschlossen hatte. Sie krochen hinaus und klopften sich das Stroh aus den Kleidern.
    In der Hütte kauerte Hanna auf der Bank und hielt Arne auf ihrem Schoß umklammert. Ihr Blick richtete sich auf Zacharias, aber es kam ihm so vor, als würde Hanna durch ihn hindurchsehen.
    „Es tut mir so leid“, sagte er und erst jetzt schien sie wirklich zu bemerken, dass er vor ihr stand.
    Sie atmete tief durch, wischte sich mit dem Ärmel die Augenwinkel, und er ahnte, welche Kraft es sie kosten musste, nicht einfach loszuschreien.
    „Ich muss in die Gerberei und dem Vater von Hans helfen. Der Burgvogt hat ihn auspeitschen lassen.“
    Professor Freising schüttelte den Kopf. „Das ist keine gute Idee, Hanna. Du solltest dich erst einmal von dem Schrecken erholen.“
    Hannas schwarze Augen blitzten. „Meine Mutter hat Hans versprochen, sich um seinen Vater zu kümmern. Sie hat noch nie jemanden im Stich gelassen. Ich werde ihr Versprechen einlösen. Und dann werde ich nach Sonningen gehen, um ihr beizustehen.“
    Statt eine Antwort abzuwarten, setzte sie Arne auf die Bank und stand auf. Sie nahm den schwarzen Ledersack ihrer Mutter und ging hinüber zu dem Regal mit den Arzneimitteln. Ohne lange zu überlegen, griff sie zu verschiedenen Kräutern und steckte auch einige der kleinen Flaschen in den Sack. Zacharias wusste nicht, was er sagen sollte, aber Hanna machte ohnehin nicht den Eindruck, als würde sie sich durch Worte aufhalten lassen.
    Sie verschnürte den Sack und warf sich ihren dunkelbraunen Umhang über. Ein Schluchzer kam über Arnes Lippen, der kleine Junge sprang auf und presste sich an sie. Zärtlich streichelte Hanna ihm über den Rücken.
    „Ich werde Arne mitnehmen. Ich will ihn jetzt nicht alleine lassen.“
    „Soll ich auch mitkommen?“, fragte Zacharias. „Vielleicht kann ich dir helfen.“
    Hanna lächelte ihn dankbar an. „Nein. Du bleibst besser bei deinem Oheim. Vielleicht kommen die Reiter noch einmal zurück. Dann wird er dich brauchen.“
    Sie wickelte Arne in seinen Umhang und streifte ihm die dicke Wollmütze über. „Wir werden nicht lange fortbleiben. Wenn ich Hans' Vater versorgt habe, kommen wir so schnell wie möglich zurück. Morgen früh werden wir beim ersten Tageslicht aufbrechen.“
    „Aber was willst du in Sonningen tun?“, gab der Professor zu bedenken. „Ich glaube kaum, dass der Burgvogt deine Mutter freilassen wird, nur weil ihre Kinder vor dem Kerker stehen. Ihr bringt euch doch nur selbst in Gefahr. Es wäre wirklich vernünftiger, wenn ihr hier bleiben und abwarten würdet.“
    „Nein“, antwortete Hanna in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete. „Sie soll wissen, dass ich in der Nähe bin. Vielleicht habe ich Glück und kann mit ihr sprechen.“
    Sie warf den Sack über die Schulter und nahm Arne bei der Hand. „Ihr könnt mich nicht aufhalten. Meine Mutter wartet auf mich. Ich weiß, dass sie auf mich wartet.“
    „Passt auf euch auf“, sagte Zacharias.
    Als die Tür hinter den beiden zugefallen war, sah er den Professor an. „Wie weit ist Sonningen von hier entfernt?“
    Der Professor überlegte.
    „Ich denke, es wird ein Fußmarsch von drei bis vier Stunden sein. Aber ich habe keine Ahnung, wie die Wege aussehen und ob es überhaupt welche gibt. Du darfst nicht vergessen, dass die Wälder des Mittelalters nichts mit unseren gepflegten Forsten zu tun haben. Das hier sind noch richtige Urwälder.“
    „Ja, das ist mir auch schon aufgefallen“, nickte Zacharias. „Also brechen wir am besten so früh wie möglich auf, gleich beim ersten T ageslicht, wie Hanna gesagt hat. Mit Arne werden wir nicht so schnell vorankommen. Und außerdem müssen wir Rücksicht auf Ihre Wunde nehmen.“
    „Du hast doch wohl nicht vor, Hanna nach Sonningen zu begleiten?“
    Der Professor hatte einen Gesichtsausdruck aufgesetzt, der sehr deutlich sagte, was er von Zacharias Vorschlag hielt. „Mir geht es einigermaßen gut, und ich denke, wir können morgen versuchen, endlich nach Hause zu kommen.“
    Nach Hause! Etwas zog sich in Zacharias Brust zusammen. Wie wunderschön doch diese beiden Worte klangen.
    „Nein“, fuhr der Professor fort. „Es ist viel zu gefährlich, nach Sonningen zu gehen. Ich muss dich heil und gesund zu deinen Eltern zurückbringen.

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