Die Zeitreisen des Zacharias Jones (Flucht aus dem Mittelalter) (German Edition)
auferlegt.“
Herlinde wollte etwas sagen, doch der Burgvogt ließ sie nicht zu Wort kommen. „Wie auch immer. Jedenfalls war es dein Hexenwerk, dass sie die Geburt nur um zwei Tage überlebt hat.“
Die Gedanken überschlugen sich in Zacharias' Hirn. Der Burgvogt hatte offensichtlich keine Ahnung, dass der Professor hier war! Er wollte nicht den Professor, er wollte Hannas Mutter!
„Aber meine Mutter hat die Frau des Marktvorstehers doch gerettet!“, warf Hanna ein. Sie machte eine zornige Geste. „Sie wäre sonst schon bei der Geburt gestorben! Und das Kind auch!“
„Gerettet! Dass ich nicht lache! Der Befehl des Grafen lautet: Bringt die Hexe in den Kerker von Burg Sonningen. Und dieser Befehl gilt!“
Wilfried von der Gaag holte tief Luft und schnäuzte sich ausgiebig in den Ärmel seines Gewandes. Mit dem Handrücken fuhr er sich über die Nase. „Ich hatte ohnehin mit meinen Männern in der Nähe dieses elenden Dorfs zu tun. Musste mal wieder jemandem beibringen, was es heißt, die Steuer nicht pünktlich zu entrichten. Und wenn ich schon einmal hier bin, ist es mir natürlich eine besondere Ehre, den Wunsch unseres geliebten Grafen umgehend zu erfüllen.“
Der Burgvogt schloss seinen Umhang vor der Brust. „Genug geredet. Zieh dich an oder komm mit, wie du bist, das ist mir egal. Von mir aus kannst du auf dem Weg erfrieren.“
„Aber was macht ihr mit meiner Mutter? Was wird mit ihr geschehen?“ flehte Hanna. „Bitte, sie hat doch nichts getan!“
„Jede Hexe behauptet von sich, unschuldig zu sein. Die Lüge gehört zu ihrer schwarzen Seele wie das Licht zur Sonne“, antwortete Wilfried von der Gaag mit dem tückischen Grinsen, das schon bei der Ankunft in seinem Gesicht gestanden hatte.
„Aber sie lügen immer nur solange, bis sie die hübschen Instrumente des Kerkers von Burg Sonningen kennenlernen. Es gibt nicht wenige dort, die sogar Steine zum Sprechen bringen.“
Er packte Herlinde mit hartem Griff am Arm und stieß sie zu den beiden Männern. „Los jetzt, wir brechen auf!“
„Herr, warum erledigen wir sie nicht gleich hier?“, fragte der eine und klopfte auf den silbern glänzenden Dolch an seinem Gürtel. „Dann können wir es uns sparen, sie bis nach Sonningen mitzuschleppen. Und überhaupt …“, er deutete mit einer Bewegung seines stoppeligen Kinns auf Hanna und Arne, „was sollen wir mit ihrer Brut machen?“
„Du bist nicht hier, um dumme Fragen zu stellen!“, fuhr ihn der Burgvogt wütend an. „Der Graf hat befohlen, sie nach Sonningen zu bringen. Von ihren Kindern hat er nichts gesagt. Also los, sieh zu, dass du die Hexe aufs Pferd bindest!“
Unterwürfig verzog der Gescholtene sein verschlagenes Gesicht und zerrte Herlinde aus der Hütte, während der andere Mann die Tür aufhielt. Wilfried von der Gaag folgte ihnen. Auf der Schwelle drehte er sich noch einmal zu Hanna um.
„Ach ja, um die Frage zu beantworten, was man mit einer Hexe wie deiner Mutter machen wird ...“
Der Burgvogt lächelte versonnen und seine dunklen Augen strahlten warm.
„Gewöhnlich“, sagte er langsam, und Zacharias spürte, wie er jedes einzelne Wort genoss, „gewöhnlich verbrennt man sie.“
Sein Lächeln wurde noch breiter. „Hexen brennen nämlich ausgezeichnet.“
Aufbruch nach Sonningen
Gebannt beobachtete Zacharias, wie der Burgvogt die Hüttentür hinter sich zuschlug. Einen Moment später war die Luft wieder erfüllt vom Hämmern der Pferdehufe. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis es endlich leiser wurde und schließlich ganz verstummte.
Hanna und ihr Bruder standen regungslos mitten im Raum, hielten sich an den Händen, und das einzige Geräusch war das Weinen von Arne. Aufgebracht drehte sich Zacharias zu dem Professor um.
„Haben Sie mitbekommen, was gerade passiert ist? Der Burgvogt … er war gar nicht hinter Ihnen her! Er ... er hat Hannas Mutter mitgenommen!“
„Ich weiß. Laut genug war der Kerl ja.“ Die Stimme des Professors klang bedrückt.
„Es ist schrecklich. Hast du verstanden, warum das passiert ist? Ich meine, hast du gewusst, dass Hannas Mutter bei der Frau dieses Marktvorstehers war?“
Zacharias reckte seinen schmerzenden Hals.
„Nein, ich hatte keine Ahnung. Das ist bestimmt passiert, bevor wir hier angekommen sind. Sieht so aus, als ob die Frau nach der Behandlung gestorben ist. Und jetzt soll Herlinde eine Hexe sein, die an allem schuld ist. Das ist wirklich völlig verrückt!“
Er tastete sich mit dem Professor zum
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