Die Zeitreisen des Zacharias Jones (Flucht aus dem Mittelalter) (German Edition)
aus dem Unterholz.
Alarmiert blieb er stehen. „Was war das? Habt ihr das auch gehört?“
Hanna und der Professor blieben ebenfalls stehen.
„Nein, was denn?“ fragte der Professor.
„Das wird irgendein Tier gewesen sein“, meinte Hanna. „Ein Reh vielleicht. Lasst uns einfach weitergehen.“
Sie hatte wohl beruhigend klingen wollen, aber Zacharias war der besorgte Ausdruck auf ihrem Gesicht nicht entgangen.
Die kleine Gruppe setzte sich wieder in Bewegung. Doch schon nach wenigen Schritten hörte Zacharias direkt neben sich in den Tannen wieder einen Zweig brechen. Diesmal war das Geräusch so laut, dass es auch die anderen gehört hatten.
„Psst, seid still!“, flüsterte Hanna und hob eine Hand zum Ohr. Auch Zacharias lauschte bewegungslos. Nichts. Alles blieb still. Ich sollte mich nicht so verrückt machen, dachte er erleichtert. Hanna würde schon recht haben, sicher war da irgendein aufgeschrecktes Tier, das jetzt ... Ein unterdrücktes Husten ließ ihn erstarren.
Was auch immer da gehustet hatte, ein Tier war es bestimmt nicht. Er spürte, wie sein Mund trocken wurde. Jemand beobachtete sie! Das Husten war ganz nah gewesen! Jetzt räusperte sich jemand und eine Stimme zischte wütend aus dem Tannendickicht: „Verdammt, sei still, du Idiot!“
„Rennt!“, schrie Hanna, doch es war zu spät. Vor ihnen brachen zwei Männer mit gezogenen Dolchen aus dem Unterholz und versperrten den Weg.
Der Überfall
Hanna wirbelte herum. „In die andere Richtung! Lauft zum Waldrand!“
Zacharias hörte die Panik in ihrer Stimme, schnellte zurück, drehte sich, doch als er losrennen wollte, sprang ein dritter Angreifer aus einem der Bäume auf den lehmigen Weg, dass der Schlamm nur so spritzte. Zacharias wich zurück, ohne einen Blick von dem kurzen, rostigen Schwert in der Hand des Mannes zu wenden.
Der Kerl grinste ihn an. Grünlichgelbe Zähne schillerten in seinem Mund. „Wen haben wir denn da? Scheint ja heute unser Glückstag zu sein, was?“
Er fuhr langsam mit dem Daumen über die schartige Klinge seines Schwertes, als ob er ihre Schärfe prüfen wollte, und Zacharias sah, dass ihm Mittel- und Ringfinger je zur Hälfte fehlten. Einen Umhang trug der Mann nicht, sondern nur ein fleckiges, an einigen Stellen aufgerissenes Wams. Auch die schmutzige, dunkelbraune Hose war voller Löcher.
„Ja, ein echter Glückstag“, antwortete eine heisere Stimme hinter Zacharias.
Der Mann, dem die Stimme gehörte, war riesig, bestimmt zwei Köpfe größer als der Professor, und auf seinen Schultern hätten Hanna und Zacharias bequem Platz gefunden. Die Ärmel des Mantels aus grober Wolle reichten ihm nur knapp bis über die Ellbogen und der zweischneidige Dolch sah in seiner enormen Faust fast wie ein Spielzeug aus.
Er stieß Hanna so fest vor die Brust, dass sie das Gleichgewicht verlor und dem Professor vor die Füße fiel. Drohend trat der Riese einen Schritt auf sie zu.
„Was meinst du, Willem, wollen wir die Drei gleich hier kaltmachen?“
„Ja, ja, kaltmachen!“, zischte der dritte Mann, der bis dahin geschwiegen hatte, in einem eigentümlichen, halblauten Flüsterton. Die Art, wie seine Augen dabei flackerten, ließen bei Zacharias Zweifel aufkommen, ob er ganz bei Verstand war. Speichel troff ihm aus dem Mund und lief über die schwarzen Bartstoppeln, und dann b egann er zu singen, sang leise, aber vernehmlich, in einer eintönigen Melodie: „Kalt im Wald, kalt im Wald, es ist so schrecklich kalt im Wald!“
„Halts Maul, Dummkopf“, fuhr ihn derjenige an, den der Riese mit dem Namen Willem angesprochen hatte. Der augenscheinlich Verrückte fuhr zusammen und verstummte.
Willem wandte sich an den Riesen.
„Nein, wir nehmen sie mit. Ich will keine Toten hier auf dem Weg, das ist zu gefährlich. Unser Lager ist zu nah und hier kommen zu viele Wanderer vorbei. Und mit den Reitern des Grafen ist auch nicht zu spaßen.“
Er räusperte sich und spuckte auf den Boden. „Wir kümmern uns im Lager um sie. Dann haben die anderen auch was davon.“
Der Riese schien das ungemein erheiternd zu finden. Ein dröhnendes Lachen bahnte sich den Weg aus seinem gewaltigen Brustkorb.
„Lager, Lager, Lager gehen, keiner bleibt alleine stehen“, flüsterte der Verrückte, fuhr sich mit dem Ärmel über den Mund und verzog die fleischigen Lippen zu einem Grinsen. Da, wo die Schneidezähne hätten sein sollen, waren nur zwei schwarze Stümpfe übrig geblieben.
„Wenn du jetzt nicht endlich still
Weitere Kostenlose Bücher