Die Zeitreisen des Zacharias Jones (Flucht aus dem Mittelalter) (German Edition)
Es bleibt dabei, morgen werden wir zurück zur Lichtung wandern und die Zeitreise vorbereiten.“
Zacharias stellte sich vor, wie sehr Mama und Papa sich freuen würden, wenn er endlich wieder da war. Er dachte an Zinchen und das neue Zuhause. Er dachte daran, dass in seiner eigenen Welt Somme rferien waren, herrliche, faule, lange Sommerferien, ohne Angst und schreckliche Gefahren.
Aber dann fiel ihm Hannas todtrauriger Blick ein, mit dem sie ihn vorhin angesehen hatte. Sie musste sich fürchterlich elend und verloren fühlen. Und doch war sie aufgebrochen, um einem anderen be izustehen. Sie würde Hans' Vater nicht im Stich lassen, so wie sie auch den Professor und ihn selbst nicht im Stich gelassen hatte.
Natürlich wollte er so schnell wie möglich nach Hause. Aber er konnte sie jetzt unmöglich alleine lassen. Er nickte entschlossen. Seine Entscheidung stand fest.
„Dann reisen wir eben ein paar Tage später. Darauf kommt es jetzt auch nicht mehr an. Ich finde, wir sind es ihr schuldig, nicht einfach davonzulaufen.“
Der Professor schüttelte den Kopf. „Zacharias, ich bitte dich, sei doch vernünftig. Mit dem, was hier passiert ist, haben wir nichts zu tun. Der Burgvogt hätte Hannas Mutter auf jeden Fall mitgenommen. Das Mittelalter ist eine düstere Zeit, jeden Tag geschehen hier schreckliche Dinge. Es gibt nichts, was wir beide dagegen tun könnten.“
Zacharias spürte, wie die Wut in ihm hochstieg. „Das kann doch nicht Ihr Ernst sein! Herlinde hat Ihnen das Leben gerettet. Von Hanna ganz zu schweigen! Wie können Sie überhaupt daran denken, sie gerade jetzt allein zu lassen? Ohne die beiden wären Sie längst tot, und ich könnte mir überlegen, was ich hier in diesem Dorf mit dem Rest meines Lebens anfange!“
„Vielleicht hast du ja recht“, lenkte Professor Freising ein. „Ich gebe zu, dass wir ohne Hanna und ihre Mutter keine Chance gehabt hätten.“
„Eben.“ Die Einsichtigkeit des Professors stimmte Zacharias versöhnlich. „Genau das meine ich auch. Es ist wirklich das Mindeste, dass wir für ein paar Tage mit ihr nach Sonningen gehen.“
„Also gut.“ Der Professor seufzte. „Aber nur unter einer Bedingung: Keine Befreiungsaktionen oder ähnliche Dummheiten. Ich habe keine Lust, deinen Kopf aufgespießt auf einer Lanze zu sehen.“
„Keine Sorge.“ Zacharias grinste. „Mir gefällt mein Kopf auch besser da, wo er jetzt ist.“
Mehr war nicht zu sagen. In der Hütte war es kalt geworden, das Feuer war heruntergebrannt, und plötzlich spürte er die Erschöpfung, die die Anspannung der letzten Stunden hinterlassen hatte. Auch der Professor war müde und streckte sich mit einem dankbaren Grunzen auf seiner Lagerstatt aus.
Zacharias machte es sich auf seinem Strohsack bequem. Wann Hanna wohl zurückkam? Er beschloss, so lange wach zu bleiben.
Doch nur wenige Minuten später fielen ihm die Augen zu, und sein Schlaf war grau und bleiern, als ob die schrecklichen Geschehnisse dieses Tages zumindest für heute Nacht alle freundlichen Träume vertrieben hätten.
Es war noch dunkel, als Zacharias von einem Geräusch geweckt wurde. Er schlug die Augen auf und sah schemenhaft, wie Hanna einen Scheit auf die Glut der Feuerstelle legte. Die Flammen ergriffen das Holzstück und tauchten den kleinen Raum in ihren orange roten Schein.
Zacharias rappelte sich verschlafen hoch.
„Wo ist dein Bruder?“
„Ich habe ihn in der Gerberei gelassen.“
Hannas Stimme klang anders als sonst, seltsam ruhig, aber auch voller Entschlossenheit.
„Es kann sein, dass ich ein paar Tage oder vielleicht auch noch länger in Sonningen bleiben muss. Hans und sein Vater werden sich um Arne kümmern. In ihrer Obhut ist er gut aufgehoben, bis ich wieder zurückkomme.“
Mit energischen Handgriffen verschnürte sie den schwarzen Ledersack, den sie offensichtlich mit auf die Reise nehmen wollte.
Zacharias stand auf und reckte sich ausgiebig. „Wir werden dich begleiten. Wir kommen mit nach Sonningen.“
Hanna sah ihn ungläubig an. „Das wollt ihr wirklich tun?“
Ein flüchtiges Lächeln huschte über ihr Gesicht und Zacharias war froh, dass er ihr nach dem furchtbaren Erlebnis von gestern wenigstens diese kleine Freude bereiten konnte.
„Wir wollen dich nicht allein gehen lassen. Du hast meinem Oheim das Leben gerettet. Und ohne deine Mutter hätte die Sache trotzdem noch ein schlimmes Ende genommen.“
Ein langgezogenes Gähnen war aus der Ecke zu vernehmen, in der Professor
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