Die Zeitreisen des Zacharias Jones (Flucht aus dem Mittelalter) (German Edition)
der Gaag zu, der immer noch auf seinem Stuhl saß und das Geschehen mit grimmiger Miene beobachtete. Der Burgvogt stieß einen verächtlichen Laut aus.
„Bring das Pack endlich weg! Ich will die beiden nicht mehr sehen. Allerdings wird es mir ein Vergnügen sein, morgen früh als Erster nach dem Ergebnis ihrer hohen Kunst zu fragen!“
Mit einem dumpfen Schlag fiel die zentimeterdicke Tür mit den eisernen Beschlägen hinter Zacharias und Professor Freising ins Schloss. Der Riegel wurde vorgeschoben, dann entfernten sich die Schritte des bärtigen Wächters, der sie hoch in die Spitze des Nordturms geführt hatte.
Neugierig sah sich Zacharias um. Das Laboratorium wurde von einigen Wandfackeln notdürftig beleuchtet. Ein freistehendes Regal, vollgestopft mit allerlei Schüsseln, Kübeln und Töpfen, teilte den hohen runden Raum in zwei Hälften. Der hintere Teil war leer bis auf einen Strohsack, auf dem ein paar schmutzigbraune Decken lagen. Offensichtlich war es üblich, dass der Alchemist hier in seiner Werkstatt hauste.
In der anderen Hälfte, nahe der Tür, stand ein niedriger, roh zusammengenagelter Tisch. Darüber hing ein Hammer griffbereit an der Mauer, daneben fanden sich Zangen verschiedener Größen, eine spitz zulaufende, kurze Metallstange mit einem Holzgriff und mehrere Kellen mit schnabelartigen Ausformungen. Auf einem Vorsprung wartete eine Waage mit den zugehörigen Gewichten. Auf ihren schalenförmigen Tellern waren Reste eines rötlichen Pulvers zu erkennen.
In einigem Abstand vor dem Tisch war eine Feuerstelle in den Steinboden eingelassen, die von kniehohem Mauerwerk umgeben war. Darüber hing ein bauchiger Kessel an einem geflochtenen Seil, das hoch unter dem Dachbalken in der Nähe des Rauchlochs über eine hölzerne Rolle geführt war. Das Ende des Seils war um einen Eise nring geknotet, der in Griffhöhe aus der Wand ragte.
Auf der Tischplatte lag neben verschiedenen Gerätschaften ein umgekippter Mörser. Eine grünbraune, eingetrocknete Flüssigkeit hatte sich davor über den Tisch verteilt, die in dem flackernden Schein der Fackeln wie altes Leder aussah. Einige grauweiß gefärbte Brocken aus einem undefinierbaren Material und ein kleiner Hügel des rötl ichen Pulvers verstärkten den Eindruck, dass hier noch vor Kurzem Experimente durchgeführt worden waren.
Zacharias strich nachdenklich mit dem Zeigefinger über einen der grauweißen Klumpen. Der letzte Alchemist, der es nicht geschafft hatte, Gold zu machen, musste direkt von hier aus in den Kerker gewandert sein.
„Was ist das für ein Zeug?“ wandte er sich an den Professor, der gerade dabei war, sich den Inhalt des Regals genauer anzusehen.
„Ich glaube, das ist Blei. Goldmacher benutzten es gern als Grundstoff für ihre Versuche.“
Er trat zu Zacharias an den Tisch und hob den Mörser hoch, aus dem die grünbraune Flüssigkeit gequollen war. „Keine Ahnung, was das hier werden sollte. Aber so wie es aussieht, war das wohl der letzte Versuch dieses armen Teufels, den wir auf der Gerichtssitzung gesehen haben.“
„Und was machen wir jetzt? Wenn wir bis morgen früh kein Gold haben, wird der Graf mich köpfen lassen und Hanna und ihre Mutter werden ebenfalls sterben. Ich weiß genau, dass man Gold nicht künstlich herstellen kann. Warum um alles in der Welt haben Sie bloß erzählt, dass Sie Alchemist sind?“
„Immer mit der Ruhe.“ Der Professor lächelte gelassen. „Wenn ich dem Grafen morgen früh ein Stückchen Gold zeige, muss er euch freigeben. Das war mein Plan, als ich ihm meine Dienste angeboten habe. Du wirst mit Hanna und Herlinde in ihr Dorf zurückkehren und dann so schnell wie möglich zurück durch die Zeit reisen.“
„Und was wird aus Ihnen? Wollen Sie etwa hier bleiben?“
„Natürlich nicht. Aber der Graf wird mich nicht gehen lassen. Wir können schon froh sein, dass er versprochen hat, Hanna und ihre Mutter und dich freizulassen.“
„Aber Sie können doch nicht alleine hier zurückbleiben!“
„Das werde ich auch nicht. Jedenfalls nicht lange. Es wird deine Aufgabe sein, mich zu befreien.“
„Ich Sie befreien?“ Zacharias runzelte die Stirn. „Wie soll ich das denn anstellen? Soweit ich weiß, gibt es hier keine Polizei, die ich anrufen könnte.“
„Ich brauche keine Polizei. Ich brauche nur meine Zeittunnelmaschine. Sobald ich sie habe, werde ich aus diesem Laboratorium verschwinden und der Graf wird sich den Rest seines Lebens fragen, wie das wohl geschehen
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