Die Zeitreisen des Zacharias Jones (Flucht aus dem Mittelalter) (German Edition)
konnte.“
„Hört sich ja ganz einfach an“, brummte Zacharias. „Ich hole also die Zeittunnelmaschine, klopfe höflich am Burgtor und frage, ob ich sie mal schnell ins Laboratorium zu dem gefangenen Alchemisten bringen darf. Oder wie hatten Sie sich das vorgestellt?“
Der Professor schmunzelte. „Na, ein wenig anders muss die Sache schon ablaufen. Aber darüber können wir später reden. Jetzt sollten wir uns erst mal ein wenig der Alchemie widmen, damit wir unsere Freunde morgen nicht enttäuschen.“
Zacharias nickte. Sein Leben hing davon ab, dass es dem Professor gelang, ein Stück Gold vorzuweisen. „Sie haben recht. Ein Schritt nach dem anderen. Also, wie wollen Sie Gold machen? Ist das etwa doch möglich?“
„Nein, Gold lässt sich in der Tat nicht künstlich erschaffen. Daran hat auch der wissenschaftliche Fortschritt nichts geändert.“
Ein listiger Ausdruck erschien auf seinem Gesicht.
„Und deshalb werden wir einfach ein kleines Stückchen Gold nehmen, das es schon gibt und es morgen früh dem Grafen präsentieren.“
„Und woher sollen wir das nehmen? Ich habe zufällig kein Gold bei mir und Sie doch wohl auch nicht. Sonst müsste es ja wohl schon der Wächter gefunden haben, der Sie vorhin durchsucht hat.“
„Glücklicherweise hat sich der Bursche nicht meinen hinteren Backenzahn links unten angesehen“, griente Professor Freising. „Sonst hätte er womöglich festgestellt, dass der Zahn eine wunderschöne Goldkrone hat. Diese Krone wird unser verehrter Graf bekommen, natürlich in veränderter Form.“
„Das wird aber bestimmt ganz schön unangenehm. Es tut sicher furchtbar weh, das Ding herauszubrechen.“
„Ach, halb so wild“, winkte der Professor ab. „Der Zahn hat eine Wurzelbehandlung hinter sich, den spüre ich schon lange nicht mehr. Ich werde anschließend etwas schlechter kauen können, aber das nehme ich gerne in Kauf. Außerdem sitzt die Krone nicht besonders fest.“
Suchend sah er sich um. „Wir brauchen etwas, womit wir sie ein wenig lockern können.“
„Da über dem Tisch bei den Werkzeugen habe ich so ein spitzes Ding gesehen. Vielleicht hilft uns das weiter.“ Zacharias nahm das Instrument von der Wand und reichte es dem Professor. Der begutachtete es von allen Seiten und befühlte die eiserne Spitze. „Ja, das könnte gehen. Aber ich werde es alleine nicht schaffen. Du musst mir helfen.“
„Kein Problem. Nach den letzten Tagen im freundlichen Mittelalter kann mich nicht mehr viel schrecken.“
Professor Freising zog einen Schemel unter eine der Wandfackeln und setzte sich. „Am besten, du siehst dir die Krone erst mal an.“
Er legte den Kopf in den Nacken und öffnete den Mund. Zacharias beugte sich über ihn. Sofort fiel ihm die dicke Goldkrone auf, die im Schein des Feuers glitzerte.
Der Professor klappte den Mund wieder zu. „Hast du sie gefunden?“
„Ja, hab ich. War nicht zu übersehen. Und was soll ich jetzt tun?“
Professor Freising drückte ihm das Instrument in die Hand. „Ganz einfach. Du versuchst, die Eisenspitze unter den Rand der Krone zu schieben. Dann drückst du, so fest du kannst, nach oben, um die Krone zu lockern und von dem Zahn abzuheben. Schaffst du das?“
„Ich kann mir was Schöneres vorstellen“, murmelte Zacharias. Laut sagte er: „Klar doch, kein Problem!“
Wieder beugte er sich über den Professor, der seinen Mund jetzt so weit wie ein Scheunentor aufgerissen hatte. Vorsichtig berührte er die Goldkrone mit dem spitzen Ende des Werkzeugs. Sie schien überall gleichmäßig glatt zu sein. Professor Freising zuckte zusammen, als ihn Zacharias ins Zahnfleisch piekste.
„Entschuldigung, aber irgendwie muss ich mit der Spitze unter den Rand kommen.“
Der Professor gurgelte etwas Unverständliches. Dann gelang es Zacharias tatsächlich, die Spitze unter dem Rand der Krone zu platzieren. Zuerst zaghaft, dann immer fester, drückte er das Instrument nach oben. Die Krone bewegte sich keinen Millimeter. Enttäuscht zog Zacharias das Instrument zurück. „Es geht nicht. Das Ding sitzt einfach zu fest.“
„Ach was. Du musst einfach mehr Kraft aufwenden, vielleicht mit einem kleinen Ruck, dann wird es schon klappen. Komm, versuch es noch mal.“
Immer wieder rutschte die Spitze ab, doch als Zacharias fast schon aufgeben wollte, gelang es ihm endlich, die Krone zu lockern. Mit Schwung löste sie sich von dem Backenzahn und ... glitt dem Professor in die Kehle. Ein heftiger Hustenanfall war die Folge,
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