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Die Zeitreisen des Zacharias Jones (Flucht aus dem Mittelalter) (German Edition)

Die Zeitreisen des Zacharias Jones (Flucht aus dem Mittelalter) (German Edition)

Titel: Die Zeitreisen des Zacharias Jones (Flucht aus dem Mittelalter) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tery Mitfeld
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davon.
    „Das wird dich lehren, besser aufzupassen!“, brüllte ihm der Burgvogt hinterher und die Runde lachte noch lauter.
    Der Graf winkte und ein Spielmann trat vor den Tisch und verbeugte sich tief. Der Graf erwiderte die Verbeugung mit einem Kopfnicken und der Spielmann strich über die Saiten seiner Laute und sang dazu mit hoher, klarer Stimme eine Melodie, die Zacharias unvergleichlich traurig erschien.
     
    Dem Recken ward das Glück nicht hold
    denn seiner Liebe Fleh´n
    blieb von der Dame unerhört
    er konnte nicht besteh´n
     
    Vergebens übt´ er sich für sie
    in mancher Ritterpflicht
    was er auch tat, ihr zu gefall´n
    ihr Herz gewann er nicht
     
    „Also, wenn ich an meine Alte denke, hat der Kerl eher Glück gehabt“, rief einer aus der Runde und alle wieherten vor Lachen. Beleidigt setzte der Spielmann sein Instrument ab.
    Der Graf achtete nicht darauf. Seine Blicke musterten bereits die Gefangenen, die immer noch mit ihren Wächtern am Eingang des Sa ales standen und warteten. Als er in die Hände klatschte, eilten aus der Seitentür zwei breitschultrige Knechte herbei und nahmen schweigend an den beiden Enden des Tisches Aufstellung.
    Beide trugen einen vierkantigen, etwa meterlangen Stock bei sich. Die Männer an der Tafel beendeten die Mahlzeit und griffen nach ihren Trinkgefäßen. Als jeder seinen Krug in der Hand hielt, schoben die Knechte die Hölzer unter die Tischplatte und packten die Enden, die an den Seiten hervorschauten, mit beiden Fäusten. Mit einem vorsichtigen Ruck hoben sie die Tischplatte von den Holzböcken, auf denen sie geruht hatte, und trugen sie mit allem, was sich noch auf ihr befand, aus dem Saal.
    „Sie heben die Tafel auf“, raunte der Professor Zacharias zu. „Deshalb benutzt man in unserer Zeit diesen Ausdruck, wenn eine Mahlzeit beendet wird!“
    Der Graf hob die Hand. Alles verstummte. Zacharias klopfte das Herz bis zum Hals. Was würde jetzt geschehen? Die Wächter stießen sie vorwärts, bis sie direkt vor den Männern standen. Er versuchte, einen Blick des Professors zu erhaschen, doch der sah mit erhobenem Haupt, ruhig und würdevoll, geradeaus.
    Ein verächtliches Lächeln umspielte die Mundwinkel des Grafen. „So, so, du bist also einer der Kerle, die das Gesetz missachten, in meinen Wäldern jagen und mich um mein Eigentum bringen.“
    „Nein, Herr …“, begann der Professor, doch der Graf unterbrach ihn unwillig.
    „Du wirst sehr bald deine gerechte Strafe erhalten. Natürlich werde ich bei ihrer Festsetzung auch berücksichtigen, dass deine Spießgesellen es gewagt haben, meinen treuen Verwalter anzugreifen.“
    Wilfried von der Gaag nickte heftig bei diesen Worten und starrte den Professor grimmig an. Seine Finger strichen über die verkrustete Wunde an seiner Stirn.
    Der Graf trank einen Schluck aus dem prachtvoll bemalten Krug in seiner Rechten.
    „Doch das ist jetzt nicht von Belang. Vielmehr interessiert es mich, in welch gewissenloser Verbindung du zu dieser Frau stehst, über die wir heute gerichtet haben und die allem Anschein nach eine Hexe ist. Was hast du mit ihr zu tun, woher kennst du sie? Womöglich bist du selbst ein Diener der Schwarzen Kunst? Sprich!“
    „Ja, sprich“, zischte der Burgvogt. „Oder schweig von mir aus. Es wäre zu schade, wenn dir die Folter erspart bliebe!“
    Zacharias hielt die Luft an. Was würde der Professor jetzt antworten? Alles hing davon ab, dass er die richtigen Worte fand!
    „Die Frau, die Ihr als Hexe bezeichnet, ist mir bekannt, weil sie mir und meinem jungen Begleiter Gastfreundschaft gewährt hat. Sie und ihre Tochter haben mir Heilung zuteilwerden lassen, nachdem mich ein Pfeil von der Armbrust Eures Verwalters fast aus dem Leben gerissen hätte.“
    Der Graf schien von diesen Worten nicht sonderlich beeindruckt zu sein. „Was ja offensichtlich nicht zu Unrecht geschah. Sprich weiter!“
    „Ich bin mit meinem Schüler auf Reisen, um mein Wissen über die Welt und die Menschen zu vervollkommnen und denen zu Diensten zu sein, die meiner Kenntnisse bedürfen.“
    Der Graf zog geringschätzig eine Augenbraue hoch. „Was sollen denn das wohl für Kenntnisse sein, die eine abgerissene Gestalt wie du anzubieten hat? Besonders schlau siehst du jedenfalls nicht aus.“
    Der Professor deutete eine Verbeugung an. „Ich würde Euch gerne meine Fertigkeiten unter Beweis stellen, Herr. Viel Zeit, Geschick und Fleiß habe ich benötigt, um das zu können, was ich kann und das zu wissen, was ich

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