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Die Zeitstraße

Die Zeitstraße

Titel: Die Zeitstraße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Mahr
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im Besitz einer ansehnlichen Planetenfamilie. Die Richtigkeit der Hypothese wurde rasch bestätigt. Barker-21 gebot über eine Schar von insgesamt elf Planeten. Die Nummer 4 bewegte sich auf einer Bahn, die, was Licht- und Wärmeeinstrahlung anging, der Entwicklung erdähnlicher Oberflächenbedingungen zuträglich sein mochte. Die SUMMER QUEEN bezog also eine Position rund viertausend Kilometer über dem fremden Planeten, der vorläufig die Bezeichnung Barker-21/4 erhielt, und aktivierte die Spür- und Meßsonden.
    Das war vor einundzwanzig Stunden geschehen. Und jetzt schon erteilte der Bordrechner die Genehmigung zum Landen?
    »Sind Sie sicher, Sir«, konnte Pommeroy sich nicht verkneifen zu fragen, »daß da alles mit rechten Dingen zugeht?«
    »Wie meinen Sie das?« erkundigte sich Fauchet unwirsch.
    »Es ist ziemlich früh für eine Landeerlaubnis«, bemerkte Pommeroy.
    »Ich habe nachgeprüft«, erhielt er zur Antwort, in einem Tonfall, der ihm klarmachte, daß Kommodore Fauchet von derart zimperlichen Bedenken nicht viel hielt. »Die Eigenrotationsperiode des Planeten beträgt achtzehneinhalb Stunden. Wir haben einen willkürlichen Zeitpunkt als null Uhr definiert. Achtzehneinhalb Stunden nach diesem Zeitpunkt war die erste Rotationsperiode beendet. Der Bordrechner hatte also noch über zwei Stunden Zeit, Meßergebnisse aus der zweiten Rotationsperiode zu sammeln und auszuwerten. Damit ist den statistischen Forderungen Genüge getan.«
    Er musterte seinen Technischen Offizier von der Seite her und schüttelte mißbilligend den Kopf.
    »Ich verstehe Sie nicht, Pommeroy. Trauen Sie dem Bordrechner nicht mehr? Wo bleibt Ihre Begeisterung? Jeder andere Offizier der Flotte würde sich sämtliche zehn Finger danach lecken, an Ihrer Stelle hier sitzen zu dürfen. Und Sie kommen mir mit kleinlichen Bedenken, mit Angst um die eigene Sicherheit.«
    Er schüttelte den Kopf zum zweiten Mal und seufzte, womit er wohl zu verstehen geben wollte, daß er den Fall Pommeroy für hoffnungslos hielt. So war es den ganzen Flug über gewesen, dachte Ohl Pommeroy. Mit Ausnahme der ersten Woche. Ein Team von fünfzehn Psychologen hatte über ein Jahr daran gearbeitet, diese Mannschaft auszusuchen, und schon acht Tage nach dem Start war offenbar geworden, daß sie entweder mit dem Kommodore oder dem Rest der Mannschaft einen Fehlgriff getan hatten.
    Semmering Fauchet war ein Mann, der an seine Autorität und seine Weisheit glaubte und nicht duldete, daß auch nur eine der beiden jemals in Zweifel gezogen wurden. Was Fauchet entschied, war immer richtig. Wer Zweifel äußerte, der tat das aufgrund seiner Dummheit oder mangelnden Information. Zwei Wochen nach dem Abflug herrschte an Bord der SUMMER QUEEN Kriegsstimmung, und nach drei Wochen wurde in den Quartieren offen von Meuterei gesprochen. Da statuierte Semmering Fauchet ein Exempel. Er ließ den Ersten und Zweiten Offizier sowie eine Reihe von Unteroffizieren einsperren und zehn Tage lang bei kärglichsten Rationen über ihre verbrecherischen Absichten nachdenken. Zehn Tage Haft reichten aus, um der Meuterei das Rückgrat zu brechen – nicht sosehr infolge der körperlichen Entbehrungen, die die Verhafteten hatten ertragen müssen, sondern weil sich in die Herzen der prospektiven Meuterer die Gewißheit geschlichen hatte, daß ihr Vorhaben von einem Mann aus ihren Reihen an den Kommodore verraten worden war.
    Ohl Pommeroy geriet in Verdacht, der Verräter zu sein. Er war nicht verhaftet worden, und er hatte von jeher der Idee der Meuterei unfreundlich gegenübergestanden. Es gelang ihm schließlich, sich reinzuwaschen. Aber inzwischen waren die früheren Meuterer zu Liebedienern Fauchets geworden. Auch da machte Ohl Pommeroy jedoch nicht mit. So bewältigte er die zweimonatige Reise nach Barker-21 als Mann, der keiner der jeweiligen Parteien angehörte und daher von niemand geliebt wurde. Es machte ihm nicht viel aus. Er war an solche Situationen gewöhnt. Wichtig war für ihn lediglich, daß er seine Selbständigkeit wahrte.
    Fauchet hatte sich inzwischen in seinem Sessel zurechtgesetzt. In großartiger Pose reckte er den rechten Arm, bis die Hand über der Konsole schwebte. Dann drückte er den roten Schalter, der dem Autopiloten die Lenkung des Raumschiffs übertrug. Der Autopilot wiederum wandte sich an den Bordrechner um Instruktionen. Der Bordrechner ließ ihn wissen, daß gegen die Landung auf dem Zielobjekt keine Bedenken mehr bestanden, und wies ihn an, das Fahrzeug nach

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