Die Zeitstraße
ein.
»Pommeroy an SUMMER QUEEN. Können Sie mich hören?«
Eine Zeitlang war es ruhig, dann knackste es im Empfänger.
»SUMMER QUEEN hier!« Das war Semmering Fauchets Stimme. »Pommeroy, zum Donnerwetter, wo stecken Sie eigentlich?«
Ohl Pommeroy lachte lauthals.
»Ich hätte nie geglaubt, daß Ihre Stimme so lieblich klingen könnte«, rief er in das Mikrophon. »Ich bin im Dschungel, bis vor kurzem von Eingeborenen gefangen. Können Sie mich orten?«
Sie fanden ihn. Der Morgen dämmerte, da schwebte das Gleitboot aus der Höhe herab und landete auf der Lichtung. Ohl Pommeroy war allein. Die Chamäleoniden hatten sich in den Dschungel verzogen. Sie hatten nichts zurückgelassen bis auf die Spuren des Feuers, das nur noch aus ein paar glühenden Holzstücken bestand. Sogar die Überreste der Fesseln hatten sie mitgenommen.
Semmering Fauchet war der erste, der aus dem Boot kletterte.
»Wo sind Ihre Eingeborenen?« wollte er wissen.
Der Ton, in dem die Frage gestellt wurde, behagte Pommeroy nicht. Mit dem »Ihre« wollte Fauchet wahrscheinlich andeuten, daß er nicht wirklich an die Existenz von Eingeborenen glaubte.
»Sie sind verschwunden«, antwortete Pommeroy mürrisch.
Auf dem Rückflug erzählte er seine Geschichte. Er war so damit beschäftigt, jedes einzelne Detail so zu schildern, daß niemand an der Richtigkeit seiner Darstellung zweifeln konnte, daß er nicht bemerkte, wie die Männer im Boot einander merkwürdige Blicke zuwarfen. Das Boot landete in einem der Hangars. Im Osten ging gerade die Sonne auf, genau wie gestern um diese Zeit, als Ohl Pommeroy mit seiner Expedition aufgebrochen war.
Beim Aussteigen wurde er plötzlich festgehalten. Zwei der Leute hatten seine Arme gepackt und bogen sie nach hinten, daß er vor Schmerz aufschrie. Blitzschnell trat Semmering Fauchet herbei und zog ihm die Waffe aus dem Gürtel.
»Kommandostand!« befahl er dann.
»Was soll das?« protestierte Pommeroy. »Lassen Sie den Unsinn!«
Niemand antwortete ihm. Irgend etwas mußte ganz gehörig schiefgegangen sein. Er hatte drei groteske Sprünge zu weit entfernten Universalzuständen getan. Wer mochte wissen, wieviel Ähnlichkeit zwischen dieser Sequenz und der ursprünglichen noch bestand.
Im Kommandostand warteten vier Mann, die ohne Zweifel auf Fauchets Befehl hier zusammengerufen worden waren: Jawrylacz, Gamecluq, Sternberg und Cavalli. Sie musterten ihn mit einer Art zurückhaltender Neugierde, wie man einen Hund anstarrt, von dem man nicht weiß, ob er nicht doch beißt. Semmering Fauchet stellte sich in Positur.
»Die Geschichte dieses Mannes, der seit gestern morgen vermißt wird, lautet wie folgt«, begann er. Schon bei dem Passus »der seit gestern morgen vermißt wird« begann Pommeroy ein Licht aufzugehen. Fauchet gab nun den Bericht wieder, den er selbst auf dem Rückflug an Bord des Gleitbootes abgegeben hatte. Schließlich wandte er sich an die vier Männer: »Jetzt möchte ich Ihre Meinung zu Pommeroys Angaben hören. Jawrylacz – Sie zuerst!«
Jawrylacz zuckte unbehaglich mit den Schultern. Als er antwortete, sah er zu Boden.
»Daran ist natürlich kein Wort wahr«, brummte er. »Bis jetzt hat erst eine Expedition das Raumschiff verlassen, und zwar unter Führung von Kommodore Fauchet. Die Expedition dauerte nicht länger als drei Stunden und beschäftigte sich nur mit der unmittelbaren Umgebung der SUMMER QUEEN. Eine zweite Expedition hat es bislang noch nicht gegeben, also auch keine solche unter Führung des Technischen Offiziers Pommeroy, an der wir vier teilgenommen hätten.«
Gamecluq, Sternberg und Cavalli bestätigten seine Äußerungen. Pommeroy war klar, was hier vorlag. In der ursprünglichen Sequenz von Universalzuständen hatte es zwei Expeditionen gegeben – eine unter Fauchet und eine zweite unter ihm. Auf einer Lichtung am Ufer eines Urwaldstroms war er in den Dschungel eingedrungen und von den Chamäleoniden gefangengenommen worden. Danach hatte er, wahrscheinlich unter Einwirkung der Droge, die die Grünhäutigen ihm eingeflößt hatten, drei Zustandssprünge getan. Der erste brachte ihn in eine Sequenz, in der die SUMMER QUEEN von neuem zur Landung ansetzte, der zweite in einen Ablauf, in dem er das Eindringen der Chamäleoniden in das Raumschiff beobachtete, und der dritte wiederum zur Opferstätte auf der Dschungellichtung, wo die Chamäleoniden soeben erkannt hatten, daß er den Genuß ihres Gifttrunks ohne Wirkung überstanden hatte.
Es war sein Fehler
Weitere Kostenlose Bücher