Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Zeitstraße

Die Zeitstraße

Titel: Die Zeitstraße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Mahr
Vom Netzwerk:
Zeit an Alpträumen«, antwortete Pommeroy zögernd. Er lachte. »Muß an der Luftveränderung liegen.«
    Dann warf er einen Blick auf den Bildschirm, und was er sah, ließ ihn vor Schreck erstarren. Die Umgebung der SUMMER QUEEN war mit Infrarot ausgeleuchtet. Kräftige IR-Scheinwerfer schufen einen Lichtkreis von annähernd einem Kilometer Radius. Die Bildgeräte waren infrarotempfindlich und lieferten gestochen klare Abbildungen, die lediglich in der Farbgebung nicht mit dem übereinstimmten, was das menschliche Auge unter normalen optischen Bedingungen wahrgenommen hätte.
    Am Rande des Lichtkreises schien über Nacht ein kleiner Wald aus dem Gras der Hochebene aufgeschossen zu sein. Ein Wust von kleinen, zwei Meter hohen Palmen mit Wedeln, die aussahen, als wären sie angeknabbert worden, erhob sich dort. Und während Pommeroy noch zusah, schossen weitere Gewächse aus dem Boden, innerhalb weniger Sekunden, eine Palme nach der anderen, immer näher an das Raumschiff heran.
    »Merkwürdig, nicht?« lächelte Fauchet, der das Entsetzen in Pommeroys Blick als Überraschung deutete. »Ich beobachte den Vorgang schon seit geraumer Zeit. Plötzlich begannen sie, in die Höhe zu schießen. Ich sage Ihnen, dieser Planet ist doch nicht so völlig bar aller Sensationen, wie wir bisher geglaubt haben. Pflanzen, die sich innerhalb weniger Sekunden von null bis zu einer Höhe von zwei Metern erheben … wer hat davon schon etwas gehört!«
    Pommeroy suchte verzweifelt nach Worten. Er wußte, daß er den Fehler nicht wiederholen durfte, der ihn schon einmal in Burtons Zelle für seelisch Gestörte befördert hatte.
    »Ja … fürchten Sie denn nicht für die Sicherheit des Fahrzeugs?« fragte er verwundert. »Ich meine, wer sagt Ihnen denn, daß das da draußen Pflanzen sind?«
    Fauchet war bei guter Laune. In väterlich-überlegener Weise beantwortete er Pommeroys Frage mit einer Gegenfrage:
    »Haben Sie schon mal eine Palme gesehen?«
    Pommeroy winkte ab. Er wußte, worauf die Sache hinauslief.
    »Ich gebe mich vorläufig geschlagen«, bekannte er.
    Dann warf er über Fauchets Schulter hinweg einen Blick auf die Leuchtanzeigen, die über den Status der verschiedenen Zugänge zum Schiff Auskunft gaben. Demnach waren alle Zugänge geschlossen und verriegelt. Wahrscheinlich hatte Fauchet, auch ohne die wahren Zusammenhänge zu kennen, recht. Es drohte keine Gefahr. Die Chamäleoniden konnten nicht in die SUMMER QUEEN herein.
    Trotzdem fand er keine Ruhe.
    »Ich geh’ mich mal umsehen«, sagte er. »Ich traue dem Frieden nicht!«
    Fauchet lachte abfällig.
    »Tun Sie, was Sie nicht lassen können.«
    Es war kaum zu befürchten, daß die Grünhäutigen an der Wandung des Schiffes emporklettern und durch eine der Hangarschleusen eindringen würden, nahm Pommeroy an. Viel wahrscheinlicher war es, daß sie es auf eines der Mannluke abgesehen hatten, die sich im Heck der SUMMER QUEEN, in unmittelbarer Nähe des Triebwerkausstoßes befanden. Er nahm den Pneumolift, um zu den Tiefdecks hinunterzugelangen.
    Als er ausstieg, befand er sich auf einem Rundgang, der dicht unter der Innenhaut rings um die Peripherie des kreisförmigen Rumpfquerschnitts führte. Von diesem Gang aus waren die vier Luke zu erreichen, die er zu kontrollieren beabsichtigte. In regelmäßigen Abständen führten rechtwinklig, zum Rumpfinnern hin, Seitengänge ab. Sie dienten den Leuten, deren Aufgabe die Instandhaltung des Triebwerksausstoßes war. Pommeroy hatte noch keine drei Schritte getan, da hörte er vor sich ein Geräusch. Blitzschnell huschte er in einen der unbeleuchteten Seitengänge hinein und wartete. Die Quelle des Geräuschs hatte er nicht erkennen können. Sie lag hinter der Rundung des Ganges verborgen. Aber um diese Zeit durfte sich hier unten niemand befinden. War es möglich, daß eine der Lukanzeigen defekt war? Daß die Verriegelung eines Luks sich gelöst hatte, ohne daß die Anzeige das übliche Warnsignal erhielt?
    Er hörte verhaltene, dumpfe Geräusche und wußte sofort, was sie bedeuteten. Aus solchen Tönen bestand die Sprache der Chamäleoniden, wie sie aus ihren schlitzförmigen Mündern drang. Pommeroy schob den Kopf ein wenig nach vorne und gewahrte eines der grünhäutigen Geschöpfe, das sich soeben um die Biegung des Ganges vorsichtig herumschob. Pommeroy griff zur Waffe. Von hier unten konnte er keinen Alarm geben. Um den nächsten Interkom-Anschluß zu erreichen, hätte er sich den Chamäleoniden zeigen müssen. Die

Weitere Kostenlose Bücher