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Die Zeitstraße

Die Zeitstraße

Titel: Die Zeitstraße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Mahr
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gewesen zu glauben, daß dieser letzte Sprung ihn wieder in die ursprüngliche Sequenz von Universalzuständen zurückgeführt hätte. Er war sicher gewesen, er habe den Faden der ursprünglichen Handlung eine gewisse Strecke »zeitabwärts« einfach wieder aufgenommen. In Wirklichkeit befand er sich in einer völlig neuen Sequenz, in einer solchen nämlich, in der es keine zweite Expedition gegeben hatte. Hier war er einfach ein Mann, der sich unerlaubterweise vom Raumschiff entfernt und einen planetarischen Tag lang als vermißt gegolten hatte. Was spielte es da noch für eine Rolle, daß er, der noch bei seinem unerlaubten Verlassen des Raumschiffs doch offensichtlich kein Fahrzeug hatte mitgehen heißen, im Verlauf eines einzigen Tages selbst bei ununterbrochenem Marsch unmöglich bis an die Stelle hätte gelangen können, an der er von Fauchet und seinen Begleitern aufgenommen worden war – eine Stelle, die an die einhundert Kilometer von der SUMMER QUEEN entfernt lag!
    Er konnte es Fauchet nicht verübeln, daß er ihn entweder für verrückt oder einen Schwindler hielt. Er durfte nicht aufgeben. Er mußte Fauchet und die Mannschaft davon überzeugen, daß er bei Sinnen war. Er war der einzige, der wußte, daß die Chamäleoniden in der kommenden Nacht in die SUMMER QUEEN eindringen würden. Die Sicherheit des Raumschiffs und seiner Besatzung ging über alles. Er durfte die Flinte nicht ins Korn werfen.
    »Ich nehme an, Kommodore«, begann er, sich mühsam zur Ruhe zwingend, »daß Sie von Zeitler gehört haben.«
    Fauchet lachte höhnisch.
    »Dem Spinner mit seinen verrückten Zeithypothesen?«
    »Sie sind nicht verrückt«, verteidigte Pommeroy den fernen Zeitler. »Ich selber bin der lebende Beweis dafür, daß die Theorie der konventionellen und unkonventionellen Sequenzen von Universalzuständen der Wirklichkeit entspricht.«
    Fauchet lachte noch immer.
    »Sie sind der lebende Beweis dafür«, verwendete er Pommeroys eigene Worte, »daß auch ein Technischer Offizier manchmal durchdreht und zu spinnen anfängt. Burton …?«
    Inzwischen hatten mehrere Männer den Kommandostand betreten. Einer davon war der Biologe.
    »Sir …?«
    »Nehmen Sie sich dieses Mannes an. Ich glaube, er braucht …«
    »Nein!« donnerte Pommeroy. »Nicht, bevor ich zu Ende gesprochen habe!«
    Fauchets rundes Gesicht wurde rot vor Zorn.
    »Pommeroy!« schrie er. »Das ist Widersetzlichkeit! Das ist Meuterei!«
    »Mir ist egal, wie Sie es nennen!« schrie Pommeroy zurück. »Dieses Fahrzeug befindet sich in Gefahr. Auf dieser Welt wimmelt es von Eingeborenen, die uns feindlich gesinnt sind. In dieser Nacht werden sie in die SUMMER QUEEN eindringen, und nur weil ein dickschädeliger Kommandant nicht an die Existenz von Eingeborenen glauben will, wird es wahrscheinlich zu einem Massaker kommen. Ich verlange …«
    »Pommeroy!«
    Fauchets Stimme klang ungewöhnlich schrill und scharf. Pommeroy blickte zur Seite und sah den Lauf einer Waffe auf sich gerichtet.
    »Noch ein Wort, Pommeroy«, drohte der Kommodore, »und ich bin gezwungen, Sie unschädlich zu machen.«
    »Tun Sie das!« fauchte Pommeroy ihn an. »Die Nachwelt wird Ihnen zu danken wissen, daß Sie die eigene Sturheit über Wohl und Wehe der Besatzung stellen. Sie sind gemeingefährlich, Fauchet, und ich rate jedem …«
    In diesem Augenblick drückte der Kommodore auf den Auslöser. Ein scharf gebündelter Energiestrahl fuhr auf Pommeroy zu und traf ihn in die Brust. Pommeroy ging sofort zu Boden. Burton eilte herbei und beugte sich über ihn. Nach einer Weile blickte er auf.
    »Tot …!« sagte er dumpf.
    Ohne Zweifel hatte Semmering Fauchet zu heftig reagiert. Der Gebrauch der Waffe war nicht gerechtfertigt, und wenn er sich schon eines so heftigen Mittels bedienen mußte, um seine Autorität zu sichern, so hätte er Pommeroy nur zu verwunden, nicht aber zu töten brauchen. Jedermann war jedoch bereit, dem Kommodore angesichts der Schmähungen, die er von dem Technischen Offizier zu hören bekommen hatte, zuzugestehen, daß er sich in einer seelischen Zwangslage befand, als er den tödlichen Schuß abfeuerte.
    Fauchet bewahrte mit Mühe die Fassung. Er schob die Waffe zurück in den Gürtel und erklärte mit gepreßter Stimme:
    »Nach der Rückkehr zur Erde wird dieser Vorfall dem zuständigen Gericht zur Kenntnis gebracht. Sie werden sich als Zeugen zur Verfügung halten müssen.«
    Ohne den Toten mit einem Blick zu beachten, befahl er:
    »Schaffen Sie die Leiche hinaus

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