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Die Zeitstraße

Die Zeitstraße

Titel: Die Zeitstraße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Mahr
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Sicherheit des Raumschiffs und der Expedition hing vorläufig von ihm allein ab.
    Erregung packte ihn. Irrealität hatte seine Erlebnisse der vergangenen Stunden und Tage bestimmt. Hier endlich war etwas Reales: die Invasion der SUMMER QUEEN durch Eingeborene eines fremden Planeten. Und die Waffe in seiner Hand, mit der er diese Invasion zurückschlagen würde.
    Aber gerade diese Erregung war es, die das verbleibende Quantum des Gifttranks freisetzte und den Zeitler-Effekt zum dritten Mal auslöste. Von einem Augenblick zum andern wurde es dunkel um Ohl Pommeroy, und als die Dunkelheit nach kurzer Zeit wieder wich, hatte er eine gänzlich andere Szene vor Augen.
     
    Die Fesseln drückten, die Würgemale am Hals schmerzten. Vor ihm stand das grünhäutige Wesen mit dem Kelch in beiden Händen. Die Augenstiele zitterten, und die Pupillen der knollenförmigen Augen waren unnatürlich geweitet. Der Chamäleonide befand sich im Zustand höchster Erregung. Irgend etwas mußte ihn ungemein verblüfft haben. Aus den Reihen der Geschöpfe, die um das flackernde Feuer standen, drang Gemurmel. Die beiden Wächter, die bisher hinter Pommeroy gestanden, waren seitwärts nach vorne getreten und musterten ihn aufmerksam.
    Da erwachte das Wesen mit dem Kelch aus seiner Starre. Es wandte sich um und begann zu sprechen, wobei es den Kelch achtlos fallen ließ. Was es sagte, schien die Chamäleoniden tief zu bewegen. Sie beugten sich nach vorne wie in einer stummen Geste der Unterwerfung und ließen die großflächigen Ohren traurig hängen. Ohl Pommeroy glaubte zu verstehen, was hier vorging. Er hatte den Gifttrunk verdaut, ohne daß ihm daraus ein Schaden entstand. Ohne Zweifel hatten die Chamäleoniden schon des öfteren Gefangene auf diese Weise ihrem Götzen geopfert. Aber immer waren die Gefangenen Geschöpfe gewesen, die ihnen biologisch verwandt waren und auf die das Gift unfehlbar wirkte. Der Mann von der Erde war der erste, der den Trunk geschluckt hatte, ohne eine Wirkung zu zeigen.
    Den Grünhäutigen blieb nichts anderes übrig, als die Widerstandskraft ihres Gefangenen dem Walten höherer Mächte zuzuschreiben. Das Wesen, das den Kelch gehalten hatte, wandte sich Pommeroy von neuem zu. Von irgendwoher war plötzlich ein flaches Stück Stein mit einer scharfen Kante in seine Hände geraten. Es bückte sich und zertrennte mit drei, vier schnellen Schnitten Pommeroys Fesseln.
    Ohl Pommeroy richtete sich auf. Es kribbelte ihm in Armen und Beinen, als der Blutkreislauf sich wieder auf normale Verhältnisse einzurichten begann. Er grinste und nickte dem Geschöpf mit dem Steinmesser freundlich zu.
    »Das ist recht, alter Junge«, sagte er laut. »Und wie finde ich jetzt zurück?«
    Der Chamäleonide war bei dem Klang seiner Stimme entsetzt zurückgewichen. Es war das erste Mal, daß seine für Pommeroy unsichtbaren Ohren den Klang menschlicher Stimmwerkzeuge vernahmen. Pommeroy erkannte, daß er mit verbalen Fragen alleine kein Resultat erzielen könne. Er sprang von dem Opferstein herab, auf dem er bis vor kurzem gelegen hatte, und fand ein Stück abgebrochenen Astes, mit dem er auf dem Boden der Lichtung zu zeichnen begann. Er beschrieb, so gut er konnte, den Umriß von Bergen. Er zeichnete einen Fluß und zog eine Verbindungslinie von den Bergen zum Fluß. Dann schleuderte er den Ast fort und machte die Gebärde der Hilflosigkeit, des Unwissens. Er zeigte dorthin, zuckte mit den Schultern, und dann in die entgegengesetzte Richtung, das Schulterzucken wiederholend.
    Es war nicht klar, welche seiner Zeichnungen oder Gesten die Chamäleoniden schließlich auf die richtige Idee brachte. Auf jeden Fall schien der, der zuvor den Kelch gehalten hatte und wahrscheinlich das Amt eines Priesters bekleidete, plötzlich eine Erleuchtung zu haben. Er wandte sich der Menge zu und gab eine Reihe dumpfer Töne von sich. Daraufhin setzte sich eine kleine Rotte Grünhäutiger in Bewegung und verließ die Lichtung. Nach wenigen Minuten kehrte sie wieder zurück. Die Chamäleoniden trugen Geräte, die sie Pommeroy bei der Gefangennahme geraubt hatten: seine Waffe, das Chronometer und, nebst anderem, das kleine Armband-Funkgerät, das er am rechten Handgelenk zu tragen pflegte.
    Er strahlte die Grünhäutigen an.
    »Ich bin nicht sicher, ob ihr mich richtig verstanden habt, Freunde«, sagte er, »aber auf jeden Fall habt ihr richtig reagiert.«
    Er verstaute sein Eigentum, schnallte sich das Funkgerät um den Arm und schaltete es

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