Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Zeitwanderer

Die Zeitwanderer

Titel: Die Zeitwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
Vom Netzwerk:
flehe Euch um Gnade an!«, bat Sir Henry. »Lasst uns wenigstens das Wasser hier.«
    Burleigh zuckte mit den Schultern. »Es wird das Unvermeidliche nur hinauszögern, aber ...« Er schritt wieder zur Zelle zurück und legte den Trinkschlauch so auf den Boden, dass man ihn gerade noch durch das Gitter ergreifen konnte. »Ich lasse es für Euch hier auf dem Boden liegen - Ihr könnt selbst entscheiden.«

ZWEIUNDDREISSIGSTES KAPITEL

    D ie Kaffee-Probe im Palast war ein Triumph gewesen! Der kaiserliche Gaumen fühlte sich beglückt durch das exotische Elixier sowie durch Etzels hervorragende Backwaren. Im Anschluss an eine äußerst erfolgreiche Audienz wurden die beiden vom Urkundenmeister angesprochen, der ihnen eine geschnitzte und bemalte Holztafel mit dem kaiserlichen Wappen antrug. Die Tafel sollte über der Eingangstür ihres Kaffeehauses angebracht werden und anzeigen, dass Kaiser Rudolf die Erlaubnis gegeben hatte, seine Zufriedenheit und sein Gefallen an den hier verkauften Waren zum Ausdruck zu bringen.
    Bei ihrer Heimkehr schwebten Engelbert und Wilhelmina auf den Wolken des Sieges. Sie feierten ihn noch am gleichen Abend im Kaffeehaus mit einem besonderen Mahl und einer Flasche edlen Weins, die Arnostovi bereitstellte. Durch die zunehmende geschäftliche Zusammenarbeit hatte sich ein vertrautes Verhältnis zu ihm entwickelt, sodass sich die drei inzwischen duzten. Arnostovis Spitzel im Palast hatten bestätigt, dass der Kaiser von dem neuen Getränk sowie den beigefügten süßen Backwaren begeistert war und die Absicht hatte, selbige in Zukunft häufiger zu verkosten.
    »Der Erfolg ist euch beiden sicher«, sagte Arnostovi zu Mina und Etzel, stand vom Tisch auf und hob seinen Weinpokal in die Höhe. »Mit der kaiserlichen Urkunde für Hoflieferanten werdet ihr jetzt, meine Freunde, nichts mehr in dieser Stadt brauchen. Lasst uns die Kelche heben auf das Große Kaiserliche Kaffeehaus!« Er tippte mit dem Pokal gegen seinen Mund, verlor das Gleichgewicht und sackte mit einem Bums auf seinen Sitz zurück.
    »Das Große Kaiserliche Kaffeehaus?« Wilhelmina lachte. »Du bist betrunken, Arno.«
    »Vielleicht«, gab er zu. »Und warum nicht? Es passiert nicht jeden Tag, dass man eine Stadt wie Prag erobert.«
    »Das haben wir wohl schwerlich«, spöttelte Mina ein wenig. Gleichwohl lächelte sie bei dem Gedanken.
    »Wir haben die Geschmacksknospen des Kaisers gekitzelt, glaube ich«, meinte Etzel. »Er hat deinen Kaffee getrunken und drei Stück von meinem Kuchen gegessen. Genau das war es, was wir uns erhofft haben. Mehr wollten wir nicht.«
    »Und doch«, sagte Arnostovi, »sind eure bescheidenen Hoffnungen mit Reichtümern belohnt worden, wie ihr es euch nie habt erträumen können. Meine Freunde, ich bezeige euch meine Ehre!« Wieder schwenkte er seinen Pokal; dabei schwappte der Wein über den Rand und spritzte auf seine Hand. »Was wollt ihr nun mit eurem Ruhm und Vermögen anstellen, frage ich mich«, sagte er und leckte Wein von seinem Handrücken.
    »Noch haben wir kein Vermögen«, hob Mina hervor. »Was ist mit der Miete für dieses Geschäft, den Ausgaben für den Schiffstransport, der Bezahlung des Personals? Ich glaube, unser Vermögen ist noch weit davon entfernt, gesichert zu sein.«
    »Alles bloß eine Frage der Zeit«, krähte Arnostovi. »Ihr solltet darüber nachdenken, bei mir zu investieren.«
    »Im Augenblick möchte ich nur daran denken, dieses köstliche Abendessen zu genießen«, erwiderte Mina. »Danke schön, Arno.« Sie streckte ihren Arm über den Tisch, um seine Hand zu tätscheln.
    Etzel sah die Geste, und sein Mund zuckte.
    Mina, der die zarteren Gefühle ihres Partners bewusst waren, streichelte auch seine Hand. »Hier bin ich mit den beiden Menschen, die mir auf der ganzen Welt am liebsten sind«, sprudelte es aus ihr hervor. Der Wein lockerte ihre Zunge, sodass sie ihre Empfindungen frei aussprach. Dennoch begriff sie, noch während sie die Worte sagte, dass diese wahrscheinlich der Wahrheit entsprachen. »Ich danke euch beiden.«
    »Warum dankst du mir?«, fragte Engelbert verwundert.
    »Dafür, dass du mein Freund bist«, antwortete sie und tätschelte ein weiteres Mal seine Hand. »Dafür, dass du mir hilfst, mir vertraust, und vor allem - dass du an mich glaubst.«
    »Mina«, sagte der große Bäcker, und seine Stimme wurde weich, »ich bin derjenige, der dir für all diese Dinge danken sollte ... und für noch mehr.«
    »Auf die Freundschaft!«, rief Arnostovi und leerte

Weitere Kostenlose Bücher